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Das Blut-Skelett

Das Blut-Skelett

Titel: Das Blut-Skelett
Autoren: Jason Dark
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einen Schritt in den Mittelgang hinein gegangen, hatte sich gedreht und schaute zurück. Ihre Hände hielt sie gegen beide Wangen gepreßt, und trotzdem schüttelte sie den Kopf, denn was sie sah, mußte sie an ihrem Verstand zweifeln lassen.
    Nicht nur sie, denn der Schrei hatte auch andere Menschen alarmiert. Sie trauten sich nicht, ihre Zimmer zu verlassen, aber sie standen in den offenen Türen auf den Schwellen, und es waren nicht nur Schwestern oder Ärzte. Auch Patienten hatten, soweit sie in der Lage waren, ihre Betten verlassen.
    Sie alle sahen das gleiche.
    Am Beginn des Gangs und dicht hinter der wieder geschlossenen Tür stand die Gestalt des Schreckens. Warlock – das Blut-Skelett!
    ***
    Er war gekommen. Purdy Prentiss hatte nicht gelogen. Sie war es gewesen, die seine Aura spürte. Einer wie er brauchte auch keinen normalen Weg zu nehmen. Er konnte durch ein Zeitloch schlüpfen und hatte dies bewiesen.
    Ein blutiger Knochenkopf saß auf dem ebenfalls blutigen und von Tüchern bedeckten Körper. Ein offenes Maul, das sich bewegte, als schnappte es nach irgendwelchen Gegenständen. Hände, von deren Fingerspitzen dunkles Blut auf den Boden tropfte und so eine parallele Spur hinterließ, als sich das Monstrum in Bewegung setzte.
    Das war nicht der Schwarze Tod, wie wir ihn kannten. Kein riesiges, aus schwarzen Gebeinen bestehendes Gebilde mit einer Sense als Waffe. Es war mehr eine Verballhornung dieses atlantischen Dämons, aber auf einer gewissen Ebene ebenfalls so gefährlich.
    Das wußten Suko und ich. Leider nicht die Menschen, die ihre Türen geöffnet hatten und die Gestalt anstarrten. Glücklicherweise trat keiner von ihnen dem Blut-Skelett in den Weg, doch irgendwann konnte es zu einer Panikreaktion kommen.
    »Weg!« schrie ich in den Stationsflur hinein. »Verschwinden Sie! Gehen Sie zurück in ihre Zimmer, verdammt noch mal.« Ich war besorgt und wütend zugleich, so daß meine Stimme fast überkippte.
    Aber ich kam mir auch vor, als hätte ich gegen Schaufensterpuppen gesprochen, denn niemand der Neugierigen traf Anstalten, meiner Aufforderung Folge zu leisten, und so konnte das Blut-Skelett auf seinem Gang nach vorn von diesen Augenpaaren bewundert oder ängstlich beobachtet werden.
    Ich sah, wie Suko die Peitsche aus dem Gürtel hervorzog. Es mit einer geweihten Silberkugel zu versuchen brachte nichts ein. Diese Regeln waren uns bekannt.
    »Ich gehe hin, John!«
    »Okay.«
    Auch Dr. Cosma hatte Suko’s Worte gehört. »Nein, das können Sie nicht tun. Es wird Sie töten.«
    Suko gab ihr keine Antwort. Ich wollte ebenfalls nicht stehenbleiben, hielt mich aber etwas hinter Suko. Die Peitsche war nicht die einzige Waffe. Er würde es auch durch die Magie seines Stabs stoppen können, aber nur für fünf Sekunden, und das würde wohl nicht viel bringen.
    Zwei Schritte waren wir dem Blut-Skelett entgegengegangen, als wir hinter uns Purdy’s Stimme hörten.
    »Nein, geht nicht!«
    Mit ihrem Eingreifen hatten wir nicht gerechnet. Obwohl das Blut-Skelett wichtig war, drehten wir uns um.
    Purdy hatte das Bett verlassen. Sie stand auf der Türschwelle. Sie sah in dem langen weißen Nachthemd aus wie ein Gespenst, dessen Gesicht sich verändert hatte. Es zeigte einen wahnsinnigen Willen, der auch in ihren Augen zu sehen war.
    »Du bist wahnsinnig!« pfiff ich sie an. »Geh wieder zurück in dein Bett, Purdy.«
    »Nein, das werde ich nicht! Ich weiß genau, was ich tue. Warlock will mich, und er soll mich bekommen. Es sind genug Menschen gestorben, ich will nicht, daß es noch mehr Leichen und Tränen gibt. Ich werde ihm Einhalt gebieten.«
    Ein wenig kannten wir uns mit Menschen aus. Auch Suko war der Überzeugung, daß sich Purdy Prentiss in einem Zustand befand, in dem es kein Zurück mehr für sie gab. Sie mußte das jetzt tun und bis zum bitteren Ende durchziehen.
    Aus ihrer Sicht stand ich ungünstig. Deshalb sagte sie auch: »Geh mir aus dem Weg, John!«
    »Bitte, Purdy...«
    »Nein!«
    »Laß sie, John!«
    Dr. Cosma war zurückgewichen und hatte sich gegen die Querwand am Ende des Flurs gepreßt. Das Funkeln in Purdy’s Augen sprach von einem wahnsinnigen Willen, der so leicht nicht zu stoppen war. Gewalt wollte ich nicht einsetzen.
    »Geh endlich, John!«
    Ich trat zur Seite.
    Sie registrierte es mit einem zufriedenen Nicken. Endlich waren auch wir wieder in der Lage, einen Blick auf das Blut-Skelett zu werfen. Es hatte sich nicht vom Fleck gerührt und war ungefähr in der Mitte des Flurs
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