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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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verstehen sich diese Gascogner, was Eure Männer nicht können?«, erkundigte sich Fernando mit gekränkter Miene.
    »Man hat sie mir mit der Versicherung empfohlen, kein Berg vermöge ihnen zu widerstehen, nicht einmal Montségur. Ihr Fuß findet sicheren Halt, wo andere straucheln, und sie sehen im Dunkeln ebenso gut wie am lichten Tag. Wir müssen es versuchen, Ihr Herren«, gab der Seneschall zurück.
    »Auf welchem Weg, auf welche Weise, vor allem aber wann
werden sich Eure Gascogner dem Berg nähern?«, erkundigte sich Fernando.
    »Das werden sie selbst entscheiden«, beschied ihn der Seneschall.
    Den ganzen Vormittag hindurch dauerte die Lagebesprechung. Da dem Seneschall vor allem daran lag, eine oder mehrere Belagerungsmaschinen bis dicht an die Burg heranzuführen, die sich ohne deren Einsatz keinesfalls würde bezwingen lassen, wollte er die Kenntnisse des Tempelherrn Arthur Bonnard nutzen.
    Was Fernando in dieser Gesprächsrunde am meisten verblüffte, war der rachsüchtige Eifer, der in den Augen des Dominikaners Bruder Ferrer brannte. Der von Hass förmlich zerfressene Inquisitor schien weder Mitgefühl noch Mitleid zu kennen, und der Templer gewann den Eindruck, dass jedes Wort, das der Mann sagte, von glühender Leidenschaft diktiert wurde.
    Gegen Mittag wurde die Besprechung unterbrochen, und die Herren verzehrten mit Genuss das üppige Mahl, das ihnen der Erzbischof von Narbonne hatte bereiten lassen. Bei dieser Gelegenheit bat Fernando seinen Ordensbruder Armand de la Tour, ihn zu Juliáns Zelt zu begleiten.
    Der gute Bruder Péire saß neben dem Lager, auf dem Julián erschöpft ruhte. Während er ihm die Stirn mit einem feuchten Tuch kühlte, flehte er Gott im Gebet an, den Schreiber der Inquisition genesen zu lassen.
    Beim Eintritt der beiden Tempelherren fuhr er hoch.
    »Verzeiht die Störung, aber ich möchte gern, dass sich der Ritter Armand den guten Julián ansieht. Möglicherweise kann er sein Leiden lindern.«
    »Das wäre schön! Doch wisst, dass ihn der Leibmedikus des
Seneschalls nahezu täglich aufgesucht hat, ohne etwas gegen die Krankheit ausrichten zu können.«
    Nur widerwillig verließ Bruder Péire das Zelt, als ihn Armand de la Tour bat, sie allein zu lassen. Er schätzte die von Geheimnissen umwitterten Tempelritter nicht, die er für überheblich hielt. Hinzu kam, dass man sich über diese kriegerischen Mönche so manches erzählte, was Zweifel an ihrer Gottesfurcht zuließ.
    Als der Heilkundige der Templer an Juliáns Lager trat und die Decke beiseitenahm, unter der er lag, erwachte dieser.
    Fernando beruhigte ihn mit der Versicherung, dass er in guten Händen sei, und bat ihn, einige Fragen Armands zu beantworten.
    »Wo habt Ihr Schmerzen?«, wollte der Templer wissen.
    Julián machte eine Handbewegung, die vom Herzen bis zum Unterleib reichte, und erklärte, er leide dort bisweilen an so stechendem Schmerz, dass er sich nicht auf den Beinen halten könne. Dann wieder empfinde er ein so starkes Kribbeln in Armen und Beinen, dass er kein Glied zu rühren vermöge. Außerdem suchten ihn Fieberanfälle heim, und oft müsse er erbrechen.
    Armand de la Tour untersuchte ihn gründlich, ließ sich die Zunge zeigen, tastete mit flinken Fingern den Unterleib ab und hieß ihn dann aufstehen und seine Gliedmaßen ausstrecken. Anschließend wandte er seine Aufmerksamkeit den Augen und dem Nacken zu.
    Schweigend beobachtete Fernando seinen Waffengefährten und unterdrückte ein Lächeln, als er sah, dass ein ängstlicher Ausdruck auf die Züge seines Bruders trat.
    Als der Templer die Untersuchung beendet hatte, setzte er sich neben den Kranken und bat ihn, alle Schmerzen, die er empfunden hatte, genau zu beschreiben.
    »Was bekümmert Euch, Bruder Julián?«, fragte er unvermittelt.
    Der Schreiber zuckte zusammen, weil ihm der Gedanke kam, der Templer könne in seiner Seele lesen.
    »Das Leben in einem Lager wie diesem ist nicht einfach«, gab er ausweichend zur Antwort.
    »Es ist nicht schwieriger als anderswo, und Euch als dem Schreiber des Inquisitors, der darauf wartet, sich der verlorenen Seelen der Irrgläubigen von Montségur anzunehmen, fehlt es hier an nichts.«
    Julián bekreuzigte sich und begann erneut zu zittern. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    »Ich glaube Euch, dass Ihr leidet, Bruder Julián. Wenn Ihr mir sagt, was Euch bekümmert, kann ich Euch vielleicht helfen.«
    »Nun … ich leide um dieser verlorenen Seelen willen, die bald der ewigen Verdammnis
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