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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Autoren: Randy Susan Meyers
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sie mit Bobby zusammenblieb, würde sie irgendwann diesen Anwalt anrufen wegen Savannah, egal wie falsch die Entscheidung wäre, diesen Weg einzuschlagen. Die Versuchung war groß, und Tia würde ihr nicht mehr lange widerstehen können. Bobby hatte angefangen, ihr Leben zu planen, und dazu gehörte auch der Auftrag an den Anwalt.
    Aber es war zu spät. Sie wollte nicht zulassen, dass irgendjemand ihren Weg bestimmte. Oder Savannahs.
    Manche Dinge konnte man nie wissen, aber in einem Punkt war sie sich ganz sicher: Savannah hatte bereits Eltern. Der Zug war längst abgefahren. Sie konnte nichts dagegen ausrichten. Da half auch kein Anwalt. Es war nicht nur ein Luftschloss, es war nicht einmal ihr eigener Traum. Jedenfalls nicht so.
    Ein Streit vor Gericht konnte Savannah nur schaden. Wenn Tia das durchzog, dann würde sie es nicht für ihre Tochter tun, sondern für sich selbst. Wenn es egoistisch gewesen war, ihr Kind wegzugeben, dann wäre ein Rechtsstreit um das Sorgerecht egoistisch hoch zehn.
    Mit Bobby war es dasselbe. Wenn sie ihn jetzt verließ, würde ihm das wehtun, aber wenn sie ihn heiratete, würde das für sie beide in einer Katastrophe enden. Sie konnte niemals Bobbys bessere Hälfte werden.
    Die Straßen waren vereist, als Bobby sie ein halbes Jahr später zum Flughafen fuhr. Es stürmte fürchterlich, und Bobby musste zweimal anhalten, um die Windschutzscheibe freizukratzen. Tia hoffte inständig, dass sie ihr Flugzeug nicht verpassen würde.
    »Danke, dass du den Ring behalten hast.« Er schaute sie kurz an und drückte ihre Hand, während er mit der anderen lenkte. »Trag ihn ab und zu als Erinnerung an mich. Würde mich freuen.«
    Er war ein anständiger Kerl. Bei der Erinnerung an den Tag, an dem sie ihre Verlobung gelöst und ihm das Herz gebrochen hatte, wurde ihr jedes Mal ganz mulmig, aber diesen Ring würde sie nie wieder tragen. Na ja, falls sie es doch tat, würden die Männer sie zumindest in Ruhe lassen, bis sie ihr Leben sortiert hatte. Obwohl Robin das genaue Gegenteil behauptete: Wenn die sehen, dass du nicht zu haben bist, werden sie erst recht mit dir ausgehen wollen , hatte sie Tia gewarnt.
    Solche Männer wollte Tia nicht mehr.
    Vor sechs Jahren, nach der Trennung von Nathan, war Tia täglich mehrere Stunden lang einfach so herumgelaufen. Bis sie so müde war, dass sie nichts anderes mehr wollte als schlafen. Sie hatte sich Filme nur deswegen ausgeliehen, weil irgendein Schauspieler darin Nathan ähnlich sah. Sie hatte überall nach ihm Ausschau gehalten. Hatte ihn überall gesehen. Aus der Entfernung hatten achtzigjährige Frauen im Rollstuhl ausgesehen wie Nathan.
    Tia war durch die Straßen der Stadt gelaufen in der Hoffnung, ihn irgendwo zu entdecken. Was hatte sie sich dabei gedacht? Dass er sich, wenn er sie erblickte, wieder in den Mann verwandelte, von dem sie erwartet hatte, dass er aus ihrem Leben ein Märchen machte?
    Nathan hatte sie nie wirklich gekannt und sie ihn auch nicht. Sie hatte eine Fantasiefigur aus ihm gemacht und ihm jeden Charakterzug angedichtet, der ihr an einem Mann gefiel. Seine natürliche Fürsorglichkeit hatte sie als Zeichen ihrer Seelenverwandtschaft interpretiert. Seine Geilheit als große Liebe. Und seine Familie? Die hatte sie zu einem undeutlichen Hintergrundbild verschwimmen lassen, bis sie geglaubt hatte, dass nur ein kleines bisschen Verwirrung entstehen würde, wenn Nathan seine Frau und seine Söhne verließ, und dass das keine Auswirkungen auf ihr Leben haben würde. Irgendwie hatte sie ihre eigenen Lügen sogar geglaubt. Nathan hatte ihr wehgetan, aber sie hatte auch Juliette wehgetan.
    Jetzt fragte sie sich, ob Nathan für sie begehrenswert gewesen war, gerade weil er nicht zu haben war. Sie fand den Gedanken entsetzlich, aber sie musste die Möglichkeit in Erwägung ziehen.
    Mehr als alles andere wollte Tia eine Welt jenseits ihrer immer gleichen Pfade kennenlernen. Wenn sie zurück nach Southie gezogen wäre, wäre sie wieder in ihre eigenen alten Fußstapfen getreten.
    Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht gewesen.
    Aber vielleicht doch.
    Schweigend erreichten sie den Flughafen. Bobby hievte ihr Gepäck aus dem Kofferraum, dann stand er vor ihr und schaute sie wortlos an. Sie küsste ihn zum Abschied und hielt ihn länger in den Armen als beabsichtigt. »Du weißt, dass ich immer deine Freundin bleiben werde, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Aber nicht auf die Weise, wie ich es mir wünsche.« Er hielt sie auf Armeslänge fest.
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