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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Autoren: Randy Susan Meyers
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schlief Peter immer noch so leidenschaftlich mit Caroline, als wäre Sex mit ihr die Erfüllung seines Lebenstraums. Das Objekt seiner Begierde zu sein, weckte auch ihre Lust. Wenn sie auf dem Laufband trainierte, machte sie sich Gedanken über Probleme auf der Arbeit und hielt ihre Ideen in einem kleinen Notizheft fest, das sie immer in der Tasche hatte. Auf dem Weg mit dem Zug zur Arbeit las sie medizinische Fachzeitschriften, im Auto auf dem Weg zu ihren Eltern hörte sie Audiobücher. Nur wenn sie mit ihrem Mann zusammen war, besann sie sich darauf, ein körperliches Wesen zu sein. Zu keinem anderen Zeitpunkt verließ sie ihren Kopf und lebte wirklich in ihrem Körper.
    In Peters Augen war sie schön, er fand sie sexy, und er sorgte dafür, dass sie es ihm abnahm, und sei es nur in den Momenten mit ihm im Bett. Sie machte sich keine Illusionen. Ihr Glaubenssystem lief im Wesentlichen auf die Erkenntnis hinaus: »Es ist, wie es ist.« Caroline war eher brav, sie wusste, dass sie nicht gerade ein Knaller war. Bevor sie Peter kennengelernt hatte, war sie nur mit Männern zusammen gewesen, die genauso tickten wie sie: sanfte Musik, ruhige Tänze. Dann hatte Peter ihre Leidenschaft geweckt.
    »Hey, du bist umwerfend«, hatte Peter ausgerufen, als sie seine Komplimente mit einem verächtlichen Schnauben quittiert hatte. Wo die Ärztin in ihr mit nüchternem Blick nur strohfarbenes Haar sah, das zu stumpf war, um als blond zu gelten, ein Allerweltsgesicht und eine Figur wie ein Waschbrett, erblickte Peter Anmut und Natürlichkeit, eine Mischung, die ihn unwiderstehlich anzog, wie er ihr gestand. Was ihn an ihr faszinierte, das wusste sie, war ihre Andersartigkeit im Vergleich zu den Frauen, in deren Gesellschaft er aufgewachsen war. Sie war für ihn die unerreichbare Frau aus der High Society – während seine Hemmungslosigkeit, ganz anders als bei den Jungs, mit denen sie aufgewachsen war, auf sie eine ähnliche Faszination ausübte.
    Hinterher blieben sie wie jeden Sonntag noch eine ganze Weile im Bett liegen. Auf den Nachttischen standen Kaffeetassen und Teller voller Chipskrümel und Apfelsinenschalen.
    »Hör dir das an, Caro.« Peter räusperte sich und las in demselben Ton, den er bei Gesprächen mit Kunden anschlug, von seinem Laptop vor:
    »Konjunkturbeobachter gehen davon aus, dass uns die höchste Wachstumsrate seit zwanzig Jahren bevorsteht. Unternehmen investieren in den Bau neuer Fabriken und stellen wieder Arbeiter ein. Die meisten Wirtschaftsexperten sagen voraus, dass 2004 ein hervorragendes Jahr werden wird und dass dieser Aufschwung auch noch eine Weile anhalten wird.«
    »Hm«, brummte Caroline, ohne die Bedeutung der Worte verstanden zu haben. Während Peter mühelos durchschaute, was sich auf den Finanzmärkten tat, fand sie alles, was mit Wirtschaft zu tun hatte, so trocken, dass es zerbröselte, ehe es ihr Gehirn erreichte. »Online-Nachrichten?« Sie zog sich die Decke ein bisschen höher.
    »Ja, aber das ist eine sehr renommierte Seite. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Ehrlich gesagt habe ich keinen Schimmer. Aber du wirst es mir bestimmt erklären.« Caroline lächelte und wartete darauf, dass Peter ihr seine Theorien darlegte. Peter hatte die Angewohnheit, laut zu denken, er sprach seine Gedanken aus, wie sie ihm in den Sinn kamen, während Caroline ihre Ideen tage- oder wochenlang im Stillen hin und her wälzte, ehe sie sie zur Diskussion stellte.
    »Es bedeutet, dass die Leute wie verrückt investieren werden«, sagte Peter. »Weil sie das große Geld wittern. Und weißt du, was das bedeutet?«
    Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Nein.« Er kümmerte sich in ihrer Beziehung um die finanziellen Dinge, sie hielt dafür das Haus in Ordnung. Ihre sehr unterschiedlichen Interessen sorgten dafür, dass ihr Leben nie langweilig wurde. »Wollen wir uns morgen Abend das Feuerwerk ansehen?«
    »Ja, aber lenk nicht vom Thema ab. Hör zu, da braut sich was zusammen, und wir sind ganz vorne mit dabei. Die Naiven der Welt – das heißt, fast alle – werden wieder mal glauben, dass der Aufwärtstrend im Aktien- und Immobilienbereich ewig anhalten wird – der übliche Zweckoptimismus, der dazu führt, dass die Märkte verrückt spielen.«
    »Ah. Interessant. Die Massen marschieren im Gleichschritt.« Sie nahm die Zeitschrift Pediatric Blood & Cancer von ihrem Nachttisch.
    Peter legte eine Hand auf die Zeitschrift. »Caro, ich rede nicht nur so daher. Das könnte sehr wichtig für uns
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