Das Attentat
gesetzt«, fuhr er fort. »Selbst vorher schon hat ihre
Schwester — Lois — gesagt, Sie hätten versucht, sie zu vernaschen, ohne sie zu
fragen, ob es ihr recht sei. Dann wurde die andere - Lily — hier in Ihrer
Wohnung ermordet, nachdem Sie sie aus dem Haus des Boss’ hierhergebracht
hatten. Ich habe gehört, wie Sie dem Boss erzählten, was sich heute nachmittag ereignet hat. Sie haben nichts als
Schwierigkeiten gehabt, Kumpel.«
»Und alles von Ihnen und
Grossman arrangiert«, sagte ich.
Er stand auf und schüttelte
langsam den Kopf. »Sie täuschen sich da. Aber warum, zum Teufel, soll ich mir
bei dem Versuch, Sie vom Gegenteil zu überzeugen, ein Magengeschwür zuziehen?«
Er nahm die Scotchflasche vom Tisch, kam zu meinem
Stuhl herüber und füllte mein fast leeres Glas erneut mit reinem Whisky.
»Trinken Sie aus, Kumpel«,
sagte er, während er sich wieder auf der Couch niederließ. »Es bleiben noch
vier Sargträger.«
»Bis jetzt haben Sie mir noch
nichts Neues erzählt.«
»Ich komme eben darauf zu
sprechen.« Seine großen Zähne blitzten auf. »Ich möchte, daß Sie die Mühe zu
würdigen wissen, die ich mir Ihretwegen gemacht habe, Freund. Da Sie selber ein
Organisator sind, müßte Sie das eigentlich befriedigen.«
»Erzählen Sie mir endlich, was
Sie in bezug auf meine Person arrangiert haben«,
sagte ich und knirschte mit den Zähnen.
»Klar«, sagte er. »Kommt
schon.« Er hob sein Glas eine Spur. »Auf den dritten Sargträger, ja?«
»Schon gut, schon gut«, knurrte
ich.
»Na — trinken Sie!« Seine
Stimme klang verletzt. »Wenn Sie nicht mit mir trinken, warum sollte ich Ihnen
dann einen Gefallen tun?«
»Na gut«, brummte ich und trank
noch etwas Scotch.
»Schon besser«, sagte er
anerkennend, »freundschaftlicher. Wie ich schon sagte, haben Sie nichts als
Scherereien gehabt, und wir haben das genau beobachtet. So, wie wir im
Augenblick die Sache ansehen, behaupten lediglich Sie selber, Lily Teal aus dem Haus des Boss’ herausgeholt zu haben, und
vielleicht sind auch Sie der einzige, der behauptet, Sie hätten sie nicht
ermordet.«
»Sie vergessen Lois, ihre
Schwester«, sagte ich. »Sie wird morgen über Lily aussagen.«
»Hm.« Benny nickte. »Aber wenn
Sie nicht da sind, dann liegt lediglich ihre Aussage vor — nicht wahr?«
»Sie wird ausreichen«, sagte
ich, »zumal wenn ich heute nacht ermordet werde.«
»Sie werden nicht ermordet,
Kumpel«, sagte er schockiert. »Sie werden Selbstmord begehen.«
»Indem ich aus dem Fenster
springe?«
»Sie gefallen mir«, sagte Benny
anerkennend. »Sie fassen schnell auf, und das erspart uns Zeit.«
»Wieso kommen Sie auf die Idee,
daß ich das tun werde?«
»Sie werden entweder springen
wie ein Gentleman oder ich schlage Sie zusammen und stürze Sie hinaus. Mir ist
es egal.«
»Und Sie meinen, irgendein
Mensch wird glauben, daß es ein Selbstmord war?«
»Klar!« sagte er. »Wollen Sie
sehen weshalb?«
Er schob die freie Hand in die
Innentasche seiner Jacke und nahm ein glänzendes Foto heraus. Er hielt es mir
so hin, daß ich es sehen, aber nicht danach greifen konnte.
Es war ein Foto von Lily Teal — Lily in der bewußten Cleopatra-Aufmachung, von der
allerdings an einzelnen Stellen einiges fehlte. Sie trug zwar das Diadem auf
dem Kopf und die Ringe aus gehämmertem Gold mit den Silberglöckchen um ihre
Oberschenkel, war sonst aber völlig nackt.
Das Foto trug am unteren Rand
eine mit kindlicher, unentwickelter Schrift verfaßte Widmung. Ich beugte mich ein wenig vor, um sie lesen zu können.
Meinem
Liebling Al, hieß sie, der mich zu seiner
Liebesgöttin gemacht hat — dir gehöre ich ganz, für immer. Die Unterschrift Lily war quer über die rechte
untere Ecke geschrieben.
»Wer wird glauben, daß sie das
selber geschrieben hat?« fragte ich Lamont .
»Jeder Handschriftenexperte«,
sagte er milde. »Sie hat es wirklich geschrieben, Freund. Als Sie dem Boss zum erstenmal auf die Pelle rückten, machte er sich Sorgen, und
deshalb mußte ich ein paar Kleinigkeiten für ihn erledigen. Ich brachte das
Mädchen dazu, dies hier für alle Fälle zu schreiben. Selbst damals wirkten Sie
schon so, als ob Sie Scherereien machen könnten. Der Boss macht immer Aufnahmen
von jedem Mädchen, das im Haus wohnt: Es ist eine Art Hobby, und er behängt sie
immer mit all dem Zeug, das er oben aufbewahrt.« Er lachte plötzlich auf. »Vor
einem Jahr war da mal ein Frauenzimmer...«
»Was ist mit diesem Bild?«
sagte ich.
»Wollen Sie
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