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Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht
Autoren: Jason Dark
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mich auf, und ich sah überhaupt kein Licht mehr. Um mich herum war die tiefe Schwärze der Erde, und die rasende Fahrt ging weiter.
    Ich hatte das Gefühl, durch einen Kanal zu wirbeln, und die Enge dieser Röhre wurde für mich zu einer Beklemmung, die mir das Herz zusammenpresste. In dieser Lage fühlte ich mich irgendwie wehrlos. Jeder Feind konnte mich am Ende der Rutsche erwarten und in Empfang nehmen.
    Mit den Hacken versuchte ich, die zu schnelle Fahrt ein wenig zu bremsen. Es gelang mir so gut wie gar nicht, erst als ich in eine Linkskurve geschleudert wurde, nahm die schnelle Fahrt allmählich ab, steigerte sich danach wieder, wurde wenig später reduziert und hielt mit dieser Geschwindigkeit an.
    Ich lag halb auf dem Rücken. Den Kopf hatte ich ebenso in die Höhe gedrückt wie die Schultern und starrte noch immer in die wattige Schwärze hinein, die mit 1000 Armen um mich herum war und nach mir griff.
    Zwar bereute ich es nicht direkt, mich auf das Spiel eingelassen zu haben, aber wohl war mir nicht.
    Ich hörte plötzlich das Rauschen! Es war ein gewaltiges Geräusch, das unter der Erde dumpf und gleichzeitig hallend klang. Noch konnte ich es nicht richtig einordnen, zudem konzentrierte ich mich zu sehr auf diese rasende Rutschpartie, die mich wieder in eine Kurve führte, meinen Körper herumschleuderte, ihn anschließend noch einmal schnell machte, um mich danach langsamer werden und ausrutschen zu lassen. Das Ende war erreicht. Noch ein Ruck, ich fiel von der Rutsche und landete auf dem harten Boden. Zum Glück mit dem Hinterteil zuerst, das ließ sich noch alles verkraften. Viel schlimmer kamen mir die anderen drei Dinge vor, über die ich nachdachte.
    Da war zunächst die verfluchte Dunkelheit. So dicht, dass ich nicht die Hand vor Augen erkennen konnte. Nur wenn ich die Hand bewegte und mich der Luftzug traf, merkte ich überhaupt, dass sie noch vorhanden war.
    Problem Nummer zwei war der Gnom, der sich mit einem Morgenstern bewaffnet hatte und vor mir in die Finsternis gerutscht war. Er musste sein Ziel ebenfalls erreicht haben und konnte sich hier in der Nähe versteckt halten, ohne dass ich ihn je entdeckte.
    Dann fiel mir noch das Rauschen auf. Eigentlich war diese Bezeichnung nicht korrekt, ich empfand es als ein gewaltiges Brausen, das mir entgegenhallte. Irgendwo in den unterirdischen Tunnelschluchten musste sich ein Fluss befinden, der durch ein enges Bett schäumte und deshalb diese Geräusche abgab.
    In welch einer Welt war ich nur gelandet?
    Ich sah mich noch auf dem Balkon stehen und auf das Feuerwerk starren. Lag dies tatsächlich nur zehn Minuten zurück? Kaum zu glauben! Es kam mir vor, als stünde ich bereits zwei Stunden hier in der Finsternis und in einer feuchten Kälte, die sich auf meine Atemwege legte.
    Zum Glück hatte ich die Lampe. Ich schaltete sie ein, leuchtete zunächst nicht in die Runde, sondern den Weg zurück, den ich gekommen war. Das Ende der Rutsche wurde aus der Finsternis gerissen. Ich konnte sie nicht sehr weit verfolgen, sie verschwand schon sehr bald in der Schwärze, und ich stellte nur fest, dass sie eine glatte Fläche besaß. Danach drehte ich mich. Ein verlorener Lichtfinger durchstieß die Dunkelheit, traf nasses Gestein, aber keine Wände. Demnach war ich in einer gewaltigen unterirdischen Höhle gelandet.
    Wo sollte ich mit der Suche beginnen?
    Es gibt eine alte Weisheit. Wasser ist wichtig, denn Wasser bedeutet Leben. Auch für mich?
    Ich schritt in die Richtung, aus der mir das Brausen entgegentönte. Ich musste vorsichtig gehen, da überall Steine im Weg lagen. Manchmal umging ich sie, hin und wieder konnte ich auch drübersteigen. Wohl fühlte ich mich nicht in dieser Tiefe. Überall konnten Gefahren lauem. Meine Phantasie malte mir die größten Schrecken aus. Ich hatte das Gefühl, als wären die Steine tote Lebewesen, die jeden Augenblick aus einer Art Schlaf erwachen und mich angreifen konnten. Mein rechter Arm bewegte sich hin und her - und verharrte plötzlich, weil ich etwas entdeckt hatte.
    Es war ein Stein, der sich bewegte!
    Jedenfalls sah es im ersten Augenblick so aus, bis ich nach einem weiteren Schritt erkannte, um was es sich bei diesem ›Gegenstand‹ tatsächlich handelte.
    Um einen Menschen!
    Unwillkürlich ballte ich die Hände. Meine Kehle war trocken geworden. In jeder Person, die ich in dieser unheimlichen Tiefe entdeckte, musste ich einfach einen Feind sehen, aus diesem Grunde ging ich auch nicht auf dem direkten Weg auf
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