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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)
Autoren: Patricia B. McConnell
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dem anderen. Ich habe immer noch ihre Asche und warte auf den richtigen Tag, um ein rauschendes Fest zu ihren Ehren zu feiern, an dem meine Freunde und ich uns Geschichten aus ihrem Leben erzählen können und vielleicht zum Schluss mit unseren Hunden zusammen den Mond anheulen.
    Es ist wichtig, dass Sie sich von anderen nicht dazu bringen lassen, Ihre Liebe zu Ihrem Hund zu verleugnen. Wie so viele Menschen fühlte ich mich irritiert, wenn die Gefühle zu meinem Hund oder meiner Katze mich überwältigten und dachte bei mir oder erwartete den Kommentar anderer:»Mensch, jetzt hab dich nicht so, es ist doch nur ein Tier.« Heute bin ich darüber hinweg, denn obwohl ich logische und exakte Analysen bewundere, schätze ich ehrliche Gefühle genauso hoch. Die Wissenschaftlerin in mir kommt prima mit der Tierfreundin in mir zurecht und wir beide feiern glücklich zusammen das Wunder unserer Beziehung zu Hunden.

N ACHWORT
    Luke legte das feuchte, sandige Ding in meine Hand als wäre es ein kostbares Ei. So etwas hat er weder vorher noch nachher je getan. »Hol’s dir doch, wenn du mich kriegst« ist eins seiner Lieblingsspiele. Auch wenn er zuverlässig auf ein leises Wort hin ein Spielzeug hergibt, so geht das doch deutlich gegen seine Natur. Luke reißt den Ball an sich, sobald er ihn bekommen kann und musste lernen, Pip nicht zu überfallen, wenn die ihn einmal zuerst erwischt hatte. Aber dieses Mal legte er den Gegenstand mit einer Art von ernsthafter Noblesse in meine Hand, wich dann ein paar Schritte zurück und setzte sich ruhig vor mich hin. Zuerst wusste ich nicht, was es war, nur eine nasse Hand voll von etwas Braunem. Allmählich begann ich einen Schwanz und ein paar winziger Pfötchen zu erkennen. Meine Hände hielten ein halb ertrunkenes Erdhörnchen. Seine Brust pumpte in flachen Atemzügen, die Augen waren fest zugekniffen und die Pfötchen krampften sich zusammen. Es hatte gerade 125 mm Niederschlag in zwölf Stunden gegeben. In meinem Hof war der reinste Wildwasserfluss und von der Garage stürzte ein Wasserfall. Das Erdhörnchen musste von der Flut mitgerissen worden sein, die unsere Farm in diesem dramatischen Sommergewitter heimgesucht hatte.
    Normalerweise sind Erdhörnchen auf den Farmen in Wisconsin keine gern gesehenen Gäste, weil sie Löcher in die Getreidesäcke nagen und in Kartons mit alten Fotografien auf dem Dachboden Nester bauen. Aber dieses nach Luft schnappende kleine Säugetierchen hatte seinen Weg in mein Herz gefunden, also machte ich es sauber und wärmte es auf. In einer halben Stunde war es trocken und warm und überhaupt nicht begeistert davon, in einem Karton auf meiner Küchenanrichte zu sitzen. Luke und ich sahen zu, wie es über das Garagendach wirbelte, als wir es hinausließen.
    Ich werde nie erfahren, warum Luke das Tierchen aufgehoben und mir so unendlich vorsichtig gegeben hat. Er war weder in Jagd- noch in Spielstimmung. Seine intensive Gestik, wenn wir Ball spielen, ist nicht zu übersehen: Sein Kopf und sein Schwanz senken sich nach unten, wenn er in Erwartung der gleich losgehenden Jagd niederkauert. Aber dieses Mal sah er weder verspielt aus noch so, als wolle er mir eine erlegte Beute bringen. Er war ruhig und ernst, sein Blick weich und er bewegte sich wie in Zeitlupe. Was dachte er, als er das kleine Ding vorsichtig zwischen seine Kiefer nahm und mir brachte, wie man ein neugeborenes Kind im Krankenhaus seinen Eltern bringt? Rettete er sein Leben? Diese Vorstellung erscheint mir idiotisch: Meine anderen Border Collies jagen mit großer Passion erdbewohnende Säugetiere. Andererseits beachtet Luke Mäuse und Kaninchenbabys nur wenig und ist immer freundlich zu Lämmern. Luke hat sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um meins zu retten, obwohl ich nie erfahren werde, ob er mich wirklich mit Absicht aus der Gefahr rettete oder einfach mitmischen wollte, wo etwas los war. Vielleicht fand er das Erdhörnchen verwirrend, deplaziert und brachte es mir, damit ich die Dinge wieder zum Normalen wendete. Ich weiß es nicht.
    Sie wissen schon, dass Luke einer meiner besten Freunde ist. Nach einem harten Arbeitsmorgen sitzen Luke und ich, wenn wir die Schafe auf den Laster verladen haben, mit der Eintracht zusammen, die durch gemeinsame harte Arbeit und gegenseitigen Respekt entsteht sowie außerdem durch eine Art nicht genau zu definierender Verbindung, die er und ich immer zueinander hatten. Aber ich werde nie wissen, was in seinem Kopf vorging, als er dieses durchnässte
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