Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht
Autoren: Mike Resnick
Vom Netzwerk:
standen ein kleiner Altar und vier Bänke – die Bezeichnung Kirchenstühle verdienten sie nicht –, und an den Wänden links und rechts befand sich je ein Gemälde mit einer Kreuzigungsszene.
    »Ein winziger Raum«, meinte Oliver. Er schritt ihn ab. »Ich sehe gar nichts. Könntest du dich geirrt haben?«
    »Es ist hier, ohne Zweifel.«
    »Wo?«
    »Finden wir es heraus.« Lara wandte sich der Mitte des Raumes zu. »Ich habe es so weit geschafft. Hilfst du mir, den Rest des Weges zu gehen?«
    »Ich?«, fragte Oliver verwirrt.
    »Nein, nicht du.«
    Sieh nach vorne, Lara Croft, flüsterte die Nichtstimme.
    Und plötzlich erschien das Amulett, das wahre Amulett von Mareish, auf dem kleinen Altar, an einer Silberkette befestigt.
    »Mein Gott, da ist es!«, rief Oliver und trat vor.
    Lara streckte die Hand aus und packte ihn am Arm. »Halt.«
     »Was ist los?«
    »Das ist zu einfach«, sagte sie. »Lass mich kurz nachdenken.«
    »Du sagtest doch, das Amulett wolle gefunden werden. Hier ist der Beweis dafür!«
    »Aber das Amulett hat sich nicht selbst versteckt. Das war Gordons Vertrauter – und Gordon hätte es ganz sicher mit einer Heimtücke gesichert, nur für den Fall, dass jemand aus dem Dunstkreis des Mahdis daraufstoßen würde.«
    »Es war unsichtbar«, wandte Oliver ein. »Ist das nicht Schutz genug?«
    »Vor dir und mir und vielleicht sogar vor el-Shakir«, sagte Lara. »Aber die Mahdisten haben Magier auf ihrer Seite, und die Lautlosen ebenfalls, so weit ich weiß. Ich habe das Gefühl, dass Unsichtbarkeit da nicht viel hilft.«
    Komm, Lara Croft. Tritt vor. Berühre mich. Spüre, wie die Macht durch deinen Körper fließt.
    »Einen Augenblick!«, sagte Lara. »Unsichtbarkeit war der Schutz des Amuletts! Gordon ließ es aber von einem normalen Menschen herbringen. Es muss auf eine Weise gesichert sein, wie es ein normaler Mensch im Jahr 1885 getan hätte.«
    »Aber sobald er das Amulett berührt hatte, war er doch kein normaler Mensch mehr«, wandte Oliver ein.
    »Das Amulett ist immer noch hier«, erwiderte Lara. »Das heißt, dass er es nie berührt hat. Gordon hat es sicher sorgfältig verpackt, und zwar so, dass kein Teil davon mit seinem Mann in Kontakt kommen konnte. Als er dann hier war, hat er die Verpackung vermutlich aufgeschnitten oder an einer Schnur gezogen, woraufhin sich die Verpackung löste, und auch dabei musste er es nicht berühren.« Sie blickte auf das Amulett. »Also, wir wissen, dass Gordon es nicht selbst hergebracht hat, und auch Colonel Stewart war es nicht. Demnach war es ein Sudanese, wahrscheinlich ein eher ungebildeter Mann, der das Land noch nie zuvor verlassen hatte. Wie also hätte er es geschützt?«
    Sie ging langsam um den Altar herum, musterte das Amulett, versuchte die Falle auszumachen.
    »Messer?«, überlegte sie. »Giftiger Staub?« Sie verzog das Gesicht. »Ich gehe falsch an die Sache heran. Der Mann hätte nicht gewusst, wie man eine solche Falle stellt. Es muss einfacher sein.«
    Sie schaute zur Decke über dem Altar. »Sieht intakt aus. Von dort fällt nichts auf mich herunter, wenn ich das Amulett aufhebe. Und die Wände sind solide. Daraus schießt auch nichts hervor.« Abermals umkreiste sie den Altar. »Es ist sicher nichts wie eine Mamba oder ein Skorpion. Er hätte gewusst, dass ein Tier nicht so lange leben würde.« Sie beugte sich über das Amulett und untersuchte die Oberfläche des Altars. »Nichts, das rau genug wäre, um die Haut eines Menschen zu durchdringen, und selbst wenn, wie lange würde ein Gift seine Wirksamkeit behalten? Er mag vielleicht nicht gebildet gewesen sein, aber er war sicher nicht dumm. Gordon hätte nie einen dummen Mann mit dieser Aufgabe betraut.«
    Sie trat zurück, immer noch das Amulett musternd.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Es ist nicht die Decke. Es sind nicht die Wände. Es ist nicht die Oberfläche des Altars. Es kann nicht das Amulett selbst sein, weil er es nie berührt hat. Es ist kein Tier oder Insekt. Was bleibt dann noch übrig?«
    Und dann: »Natürlich! Malcolm, geh raus und suche mir einen langen Ast. Schneide die Blätter ab und bring ihn her.«
    Er verließ die Kirche.
    Ich wusste, dass du die Eine sein würdest. Mit deinem unbeugsamen Willen und meiner grenzenlosen Macht werden wir die unumschränkten Herrscher der Welt sein. Ich werde meine Geheimnisse mit dir teilen, und alle werden vor uns erzittern.
    Oliver kehrte mit einem zurechtgeschnittenen Ast zurück und reichte ihn Lara. Sie trat an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher