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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff
Autoren: James White
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Korps, wie Conway bemerkte. Wahrscheinlich war das die Methode des Chefpsychologen, jedem Anwesenden zu zeigen, daß Fletcher der Mann war, der das Sagen hatte, egal, ob ihnen das gefiel oder nicht.
    Conway hörte Kapitän Fletcher nur mit halbem Ohr zu, als dieser mit der Stimme eines stolzen Vaters, der die Vorzüge seines begabten Lieblingskindes anpreist, die Dimensionen, Möglichkeiten und Leistungsfähigkeit seines neuen Schiffes aufzählte.
    Das Bild auf dem Wandschirm war Conway durchaus vertraut. Er hatte das Schiff gesehen, als es wie ein gewaltiger, überdimensionierter Pfeil in den Dockanlagen des Korps hing, die Außenhülle übersät mit einem Wald von Beobachtungseinrichtungen und Spürsonden, die Luftschleusen offen, umgeben von einem ganzen Schwarm kleinerer Schiffe des Monitor Korps. Es hatte Konfiguration und Masse eines leichten Kreuzers der Föderation, repräsentierte somit also den größten Schiffstyp, der noch in der Lage war, in einer Planetenatmosphäre aerodynamisch zu manövrieren. Er stellte sich die schimmernde weiße Hülle vor, die deltaförmigen Stabilisierungsflossen, verziert mit dem roten Kreuz, der blendenden Sonne, dem gelben Blatt und all den unzähligen anderen Symbolen, die das Konzept der gegenseitigen Unterstützung repräsentierten, das die Föderation verkörperte.
    „… Die Besatzung wird sich hauptsächlich aus Wesen der physiologischen Klassifikation DBDG zusammensetzen“, sagte Kapitän Fletcher, „was bedeutet, es wird sich in der Majorität, wie das auch beim Personal des Monitor Korps der Fall ist, um Erdmenschen oder um Bewohner von der Erde besiedelter Welten handeln.“
    „Doch dies hier ist ein auf Tralthan erbautes Schiff, wie Design und Form schon verraten“, fuhr er enthusiastisch fort, „daher haben wir ihm den Namen Rhabwar gegeben, nach einer der großen Gestalten in der Geschichte der tralthanischen Medizin. Die Unterkünfte für das extraterrestrische medizinische Personal sind flexibel, was Gravitation, Druck und atmosphärische Zusammensetzung betrifft, das gleiche gilt für Nahrungsmittel, Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände, solange es sich bei den Angesprochenen um warmblütige Sauerstoffatmer handelt. Weder mit der kelgianischen DBLF-Klassifikation“ – er sah zu Naydrad, dann hoch zu Prilicla – „noch mit der cinrusskischen GLNO wird es irgendwelche Probleme geben.
    Die einzige physiologisch nicht spezialisierte Sektion des Schiffes ist die Unfallstation samt zugehörigen Einrichtungen auf demselben Deck“, erläuterte Fletcher weiter. „Sie ist groß genug, um ein außerirdisches Unfallopfer bis hin zur Größe eines ausgewachsenen Chalders aufzunehmen. Der Behandlungsraum und die Intensivstation verfügen über eine Schwerkraftregelung, die in Sprüngen von einem halben g von Null bis Fünf eingestellt werden kann, zudem über Einrichtungen, die zum Aufbau verschiedenster gasförmiger oder flüssiger Atmosphären dienen, sowie auch über materielle und nichtmaterielle Halterungen und Fesseln – Gurte und Druckstrahlen – für den Fall, daß das Unfallopfer unter Schockeinwirkung aggressiv oder verwirrt ist und sich gegen eine medizinische Betreuung wehrt, sei es auch nur aus Unwissenheit oder Angst. Diese Abteilung wird ausschließlich der Verantwortlichkeit des medizinischen Fachpersonals unterstellt sein, das eine geeignete Umwelt für die Patienten, die ich ihm bringen werde, schafft und deren sofortige Behandlung gewährleistet.“
    „Diesen Punkt möchte ich ein für allemal klarstellen“, fuhr der Kapitän fort, und seine Stimme nahm einen harten Klang an. „Die Verantwortung über das gesamte Schiff und dessen Rettung liegt einzig und allein bei mir. Die Rettung eines Extraterrestriers aus einem völlig fremden und zudem noch zerstörten Schiff ist gewiß nicht leicht. Es besteht die Möglichkeit der unwissentlichen Aktivierung von fremdartigen Mechanismen, die ein gewaltiges Zerstörungspotential freisetzen könnten, oder einer Fehleinschätzung der Lage, die zum unabänderlichen Tode des Wesens führen könnte. Man muß vorbereitet sein auf toxische oder gar explosive atmosphärische Verhältnisse an Bord, auf Strahlung, auf die oftmals komplexen Probleme, die sich beim Betreten eines völlig fremden Schiffes ergeben können, schließlich muß man die Verletzten dann ja auch noch finden und herausbringen, ohne sie zu töten oder lebensgefährlich zu verletzen …“
    Fletcher zögerte und sah sich um.
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