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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab
Autoren: Helmut Vorndran
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Hörer. »Was kann ich für
Sie tun?«
    »Ja, hier is Demmel aus Nedensdorf. Sach amal, was treibt ihr da obe
in Kronich eichentlich? Ich wollt bloß Bescheid stoßen, dass mir aufm Dachboden
stehn, weil der Maa neis Wohnzimmer geloffen is. Könnt ihr des vielleicht amal
a weng unterbinden, uns gehen nämlich die ganzen Möbel verreckt.«
    Flussmeister Goppert war nur einen kurzen Moment lang verunsichert,
fasste sich dann aber sofort und stellte grimmig die Gegenfrage, ob sie denn
keine Eimer, Becher und Lappen im Hause hätten, um das selbst zu erledigen. Außerdem
sollten sie sich mal nicht so anstellen.
    Was dann kam, war ein einziger, großer Anschiss aus tiefstem Herzen,
der sich gewaschen hatte und mit den Worten endete: »Fick dich nei die Knie, du
unfähiger Beamtenarsch!«
    Verdattert ließ Goppert den Hörer fallen, als wäre er eine heiße
Kartoffel. Das war mit Sicherheit keiner seiner Kollegen gewesen. Dann
klingelte es.
    Froh, sich vom Telefon wegzubewegen, eilte er zur Tür, öffnete und
starrte verdutzt in das wutverzerrte Gesicht des Katastrophenbeauftragten des
Bezirks Oberfranken. Noch ehe er etwas sagen konnte, packte der ihn am Kragen
und brüllte aus vollem Hals: »Was zum Teufel treibt ihr hier eigentlich, ihr
Penner? Wir haben Hochwasser!«
    *
    Im weißen Dämmerlicht des Mondscheins blickte Edwin Rast einem so
großen und schäumenden Wellenberg entgegen, wie er ihn noch nie zuvor gesehen
hatte. Das war doch alles nicht wahr, das war ja ein Tsunami! »Wo kommt denn
das Wasser her? Verdammt!«, schrie er innerlich den näher kommenden Wellen
entgegen. Er fühlte sich wie in einem schlechten Traum. Die Antwort auf diese
Frage blieb ihm schlussendlich leider für immer versagt. Der Main erhob sich
und verschluckte binnen Sekunden nicht nur ihn, sondern auch das gesamte Ufer
bis hinauf zur Friedhofsmauer. Edwin Rast hielt noch instinktiv und panisch die
Luft an, was aber nicht wirklich seinen Aufenthalt unter den Lebenden
verlängerte. Verzweifelt versuchte sein Gehirn zu verstehen, was gerade
geschah. Mithin – vergeblich. Als er die verbrauchte Atemluft schließlich langsam
aus den schmerzenden Lungen entleeren musste, schwamm plötzlich ein Zander an
ihm vorbei. Mindestens einen Meter lang und locker zehn Kilo schwer. Fast hatte
es den Eindruck, als würde der Fisch ihm kurz zulächeln, bevor er mit zwei
schnellen Schlägen seiner Flosse in den Tiefen des Tsunamis verschwand. Das
wäre der Rekord gewesen, dachte er noch völlig verblüfft, dann atmete er ein
letztes Mal ein. Drei Minuten später war Edwin Rast der größte unter den
Fischen im Main.
    *
    http://www.rast-los.com
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online: 1
    Glühwurm: Das wars.
    Glühwurm: (Logout)
    *
    Umweltminister Schleycher stand auf und ging gemessenen Schrittes
zum Rednerpult. Äußerlich ruhig und gefasst, innerlich aber mit einer nicht
unerheblichen Spannung. Immerhin war das eine der wichtigsten Reden in seiner
noch jungen Amtszeit, die er dem CSU -Vorstand
präsentieren wollte. Auf Kloster Banz war er zwar schon oft gewesen, bislang
aber immer nur in der zweiten Reihe als Staatssekretär, obwohl, das musste er
zugeben, selbst dieser Posten bereits mit einem gewissen Grad an
Entscheidungsbefugnis gesegnet gewesen war. Dennoch war der Unterschied zum
Ministersessel gewaltig. Plötzlich stand Kolonat Schleycher im Rampenlicht des
öffentlichen Interesses und musste seinen grauhaarigen Kopf für das Amt
hinhalten. Als Staatssekretär war man zu dieser Zeit schon lange im Biergarten
des Klosters verschwunden, während drinnen noch die Paparazzi den Vorgesetzten
Herrn Minister plus politischen Anhang zur Weißglut trieben. Sein Vorgänger
konnte ein Liedchen vom gnadenlosen Spiel der Presse singen. Hier ein
Gammelfleischskandal, dort eine Vogelgrippe, und schon drehte sich das
Kabinettskarussell ein bisschen schneller. Mit dem Ausscheiden des langjährigen
Ministerpräsidenten war auch der Abgang des Umweltministers als dessen
persönlichem Zögling besiegelt worden. Und da der neue Chef aller Bayern nicht
ausschließlich junge Kräfte aufbieten wollte und der Proporz der Regionen in
Bayern natürlich auch gewahrt werden musste, kam der neue Ministerpräsident und
Parteichef der CSU nicht um ihn,
um Kolonat Schleycher, herum. »Du bist mein unterfränkischer Turm in der
Schlacht«, hatte er noch kurz vor der alles entscheidenden Fraktionssitzung zu
ihm gesagt. Und nach jahrzehntelanger Übung in stromlinienförmigem Verhalten
war auch
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