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Das Achtsamkeits Buch

Das Achtsamkeits Buch

Titel: Das Achtsamkeits Buch
Autoren: Halko Weiss , Thomas Dietz
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einem bestimmten Zeitpunkt als wichtig erachtet wird, und das in den Hintergrund rücken zu lassen, was irrelevant erscheint (Shinzen Young, 2006). Idealerweise sollte es jederzeit und solange wie gewünscht möglich sein, den Fokus zu bestimmen, eng oder weit, je nachdem, was im Moment sinnvoll ist.
    Wie kann man nun die Beziehung zwischen Konzentration und Achtsamkeit verstehen? Genauer betrachtet ist Konzentration eine grundlegende menschliche Fähigkeit, Achtsamkeit eine spezifische Anwendung dieser Fähigkeit. Prinz Siddharta, der historische Buddha, soll in seiner Jugend spezielle Bewusstseinszustände erlangt haben, indem er sich auf einfache Objekte konzentrierte. Bei seinen beiden ersten Lehrern vertiefte er diese Fähigkeit zur Konzentration. Tiefe, entrückte Zustände von Konzentration waren das letzte Ziel der spirituellen Praxis dieser Lehrer. Die entscheidende Entdeckung, die Prinz Siddharta zum Buddha – dem Erwachten – machte, war eine neue Anwendung der Konzentrationsfähigkeit. Er verwendete sie als Instrument, um die Mechanismen der Entstehung von Leid zu erforschen, und ergänzte damit seine Lehre um eine psychologisch »psychotherapeutische« Komponente. Diese Anwendung von Konzentration nannte er Achtsamkeit. Um allerdings Konzentration in dieser Form anwenden zu können, muss sie konsequent geschult werden.
    Zwischen der Schulung von Konzentration und der von Achtsamkeit bestehen somit Wechselwirkungen. In die eine Richtung eröffnet die Schulung der Konzentrationsfähigkeitden Zugang zu Achtsamkeit und ermöglicht deren Vertiefung. In der anderen Richtung erhöht das Training von Achtsamkeit die Flexibilität von Aufmerksamkeit und Konzentration.

Anwendungen von Achtsamkeit
     
    Achtsamkeit als Alternative zum Alltagsbewusstsein
     
    Damit sich die Bewusstheit einer Wahrnehmung entwickeln kann, ist ein zeitlicher Rahmen notwendig. Achtsamkeit braucht ein Innehalten und Langsamkeit, um sich entfalten zu können.
    Werfen wir einmal einen kleinen Blick auf die Geschwindigkeit unserer täglichen Erfahrungswelt: Als ein Maß für das allgemeine Lebenstempo wurde in der Sozialforschung die Schrittgeschwindigkeit der Menschen herangezogen. Dazu wurde im Jahre 2007 in 32 Großstädten der Welt eine Studie durchgeführt. Es wurde jene Zeit gemessen, die zufällig ausgewählte und beobachtete Männer und Frauen für das Gehen einer Strecke von etwa 18 Metern brauchten. In Singapur waren die Menschen am schnellsten unterwegs, sie brauchten 10,55 Sekunden. In New York wurden für die gleiche Strecke 12,00 Sekunden gestoppt, in Bern (Schweiz) 17,37 und in Blantyre (Malawi) 31,60 Sekunden. Verglichen mit einer ähnlichen Studie in den frühen 90er Jahren war die Geschwindigkeit im Durchschnitt um etwa 10 % höher. In Guangzhou (China) beschleunigte sich das Tempo um über 20 %, in Singapur um 30 %. Es wird deutlich: Das Lebenstempo wird immer höher. Dieser Eindruck, der von vielen Menschen in ihrem subjektiven Erleben geteilt wird, konnte auf diese Weise ein Stück messbar gemacht und bestätigt werden (Wiseman, 2008).
    Multitasking ist ein typisches Wort unserer Zeit und Ausdruck dieser Beschleunigung: Es scheint notwendig gewordenzu sein, immer häufiger zur gleichen Zeit mehreren Anforderungen (tasks) nachzukommen, verschiedene Tätigkeiten auszuführen und unsere Aufmerksamkeit in mehrere Richtungen aufzuteilen. Manche Zeitgenossen fahren Auto, schalten, lenken, achten auf die Straße und den Tachometer, telefonieren über die Freisprechanlage mit ihrer Frau, hören über den Verkehrsfunk, dass es einen Stau gibt, und haben noch eine Zigarette in der Hand. Zu Hause wird gleichzeitig gegessen, gesprochen, Zeitung gelesen und ferngesehen. Viele Menschen sind so daran gewöhnt, viele Dinge auf einmal zu tun, dass eine längere Konzentration auf ein unspektakuläres Objekt kaum mehr möglich ist. Man muss dann immer irgendwie aktiv sein und kommt nicht zur Ruhe. Dies ähnelt der Symptomatik des »Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms« (ADHS). Viele Fachleute gehen inzwischen davon aus, dass die wachsende Zahl von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die daran leiden, Indikatoren für eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung sind.
    »Zeit, Ruhe und Stille sind ein Faktor, der für mich Luxus ausmacht«. Mit diesem Satz antwortet eine Markt- und Motivationsforscherin in einem Wirtschaftsmagazin auf die Frage einer Journalistin, was für sie persönlich Luxus sei (Maierbrugger &
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