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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Autoren: Stefan Graf
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derartiger Harmonie nichts wissen und beharren auf einer wissenschaftlichen Belegbarkeit mythologischer Überlieferungen, die den Ablauf einer in Jahrmilliarden Jahren rechnenden Evolution ausschlösse. Eine biologische Formendivergenz, ausgehend von einer erschaffenen Urform, fände nur horizontal, d. h. auf einer Komplexitätsebene, statt. Für die Synchronisten steht fest: wenn überhaupt Evolution, dann lediglich als Mikroevolution. Typisches Beispiel: die Vielfalt an Hunderassen, die alle – großenteils unter schöpferisch-züchterischer Mithilfe des Menschen – unter Beibehaltung des Komplexitätsniveaus aus einer Urhundform hervorgegangen seien. Evolution bedeute demnach lediglich ein Auffächern in die Breite. Die Gene des Urhundes könnten also lediglich neu kombiniert werden. Eine Makroevolution in Form einer Komplexitätszunahme, die in Artneubildungen mündet oder zumindest zur Überwindung taxonomischer Grenzen führt, könne selbsttätig niemals ablaufen. Diese Einstellung ähnelt sehr stark den auch von den „Anti-Darwin-Komplotteuren“ vorgebrachten (Fehl)Einschätzungen. Geradezu peinlich, was den Synchronisten zu den von Darwin gelehrten gemeinsamen Wurzeln von Menschen und (Menschen)Affen einfällt. Es sei doch sehr abstrus, so das synchronistische Argument, den Menschen als Weiterentwicklung des Affen anzusehen. Damit nicht genug, wird behauptet, die Evolutionstheorie lehre, dass der aufrechte Gang das Resultat einer Gelenksmissbildung von Menschenaffen sei. Die so erkrankten Affen hätten sich weiter aufrichten können und so besser über das Steppengras hinwegschauen können. Dies hätte ihnen einen Selektionsvorteil verschafft. Aus diesen kranken Affen sei der Mensch hervorgegangen. Nochmal zur Klarstellung. Diese Version ist nicht der wahre Inhalt der Evolutionstheorie, sondern das, was die Synchronisten in sie hineininterpretieren. Spätestens an dieser Stelle wird jeder auch nur mit den Grundzügen des Evolutionsmodells Vertraute erkennen, auf welchem Niveau sich die Kritik der Synchronisten bewegt. Dies erinnert an die zeitgenössischen Verunglimpfungen Darwins, an die Karikaturen, in denen er als Affe dargestellt wurde, und den berühmt gewordenen Dialog zwischen dem um die Allmacht seiner Kirche fürchtenden Bischof Samuel Wilberforce und dem Naturforscher Thomas Henry Huxley, einem Anhänger der Darwin’schen Theorie. Während einer Sitzung der „British Association for the Advancement of Science“ im Jahre 1860 stellte der Bischof in Abwesenheit Darwins voller Hohn an Huxley die Frage, ob er denn lieber einen Affen als Großmutter oder als Großvater haben wolle. Schlagfertig returnierte Huxley, in jedem Fall würde er einen Affen als Großvater einem Manne vorziehen, der seine Fähigkeiten und seinen Einfluss nur dazu benutze, eine ernsthafte wissenschaftliche Diskussion ins Lächerliche zu ziehen. 25 Die sich anschließenden Tumulte sind leicht auszumalen. Wer heute, gut 150 Jahre später, derart harsche Kritik an Darwin übt, sollte doch über etwas fundiertere Evolutionskenntnisse verfügen als jener Kirchenfürst. Kein Darwinist hat jemals die Abstammung des Menschen vom Affen nach dem Motto gelehrt: „und im Laufe der Zeit wurde aus ‚Cheetah‘ durch Anpassung ein Mensch“ – das ist Kindergartenniveau (Verzeihung an die Kinder). Im Klartext: Menschen und (Menschen) Affen haben eine frühe identische Entwicklungsphase durchlaufen. Die letzte gemeinsame Ahnenform, von der ausgehend die hominide und pongide Evolution dann separate Wege gingen, hatte sicher noch äffische Züge. Mit dem bereits vorgestellten Fund des Ardipithecus ramidus („Ardi“) gibt es allerdings einen heißen Kandidaten für das „missing link“, der schon relativ viele hominide Merkmale (aufrechter Gang, Gebiss) aufwies. Wenn Ardi tatsächlich die letzte gemeinsame menschlich-äffische Urform repräsentiert, dann dürfte der Volksmund mit gleicher Inbrunst, mit der er jetzt die Formulierung „der Mensch stammt vom Affen ab“ in die Welt posaunt, auch die umgekehrte Version „der Affe stammt vom Menschen ab“ wählen. Als schmeichelhafter würden wir das wohl auch nicht empfinden, und wie die Affen über eine direkte menschliche Ahnenschaft dächten, bleibt unserer Phantasie überlassen. Unabhängig davon ist unstrittig, dass beide Formulierungen einer direkten Abstammung voneinander nicht den wahren evolutionären Zusammenhängen entsprechen und so auch nie gelehrt wurden. Was man dem
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