Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
so war ein Ende abzusehen. Sie drückte einen Knopf und zog das Mikrophon näher an sich heran. Sie sprach leise.
   »Bereiten Sie für mich ein sich nach Absorbierung automatisch löschendes Band vor mit allem, was je über Cottmans Stern IV, genannt Darkover, eine geschlossene Welt Klasse D, geschrieben worden ist. Ich übernehme diesen Auftrag selbst.«
   Die Stimme am anderen Ende der Leitung war eingehend darin geschult worden, niemals Überraschung zu zeigen. Trotzdem hörte Andrea mit ihrem plötzlich geschärften Wahrnehmungsvermögen Überraschung heraus.
   »Sie persönlich? Mit welcher Tarnung?«
   Darüber dachte sie kurz nach. »Ich reise als Tierhändlerin, die die Absicht hat, auf legalem Wege kleine Stückzahlen von einheimischen Pelztieren auf andere Welten zu transportieren, wo sie sich fortpflanzen sollen«, antwortete sie schließlich. Sie war so vieles auf so vielen Welten gewesen. Sie verstand und liebte Tiere, und sie brauchte bei ihnen niemals vor aufdringlichen Gedanken auf der Hut zu sein.
   Das Band war absorbiert und weggeworfen worden, sie hatte gepackt und war bereit, für den ersten Abschnitt der unglaublich langen transgalaktischen Reise an Bord zu gehen, die sie zu jenem kleinen Planeten am Rand des Nichts, jetzt Darkover genannt, führen würde. Da wurde sie von Furcht gepackt. In den Gehirnwindungen, die sie nur teilweise benutzte, seit sie als Mensch lebte, wachten ein paar tief vergrabene Jahrhunderte auf.
   Wenn ich nun nach dieser langen Zeit, nachdem ich so viele verschiedene Personen gewesen bin, von neuem unter den vier Monden stehe und das Licht der blutigen Sonne mich trifft - wenn nun das alte Ich, das wirkliche Ich, das, was ich war, bevor ich Andrea wurde, bevor ich Wanderer, Königin, Raumfahrer, Kurtisane, Geschäftsfrau wurde, wenn nun das alte Ich zurückkehrt? Was dann?
   Was dann? Dann werde ich wenigstens da sterben, wo ich geboren worden bin, dachte sie mit müder Resignation und drückte die langen Hände auf die Augen. Es war niemand da, der hätte bemerken können, daß sie in diesem Augenblick weder wie ein Mensch noch wie eine Frau aussah.
   Narzain-ye kui , dachte sie in einer lange toten Sprache. Verbanntes Kind des Gelben Waldes, wohin hat es dich noch nicht verschlagen? Kehre zurück, sieh, was die schweren Füße der Zeit aus der Welt gemacht haben, die dein Volk nicht halten konnte, und dann stirb dort, stirb allein, wenn du mußt, und in dem Wissen, daß nicht einmal eine Erinnerung an die Spuren deines Volkes in den Festungen der Berge des Lichts übrigbleibt…

1
Schon wieder spürte er Schritte hinter sich.
   Es war beunruhigend. Das waren nicht die Schritte und die vertraute Gegenwart seines Leibwächters Danilo. Dessen Schritte hörte er überall, wohin er ging. Er liebte Danilo, er hatte den Jungen als seinen Friedensmann und Knappen angenommen. Deshalb machte es ihm nichts aus, und er hielt deswegen auf seinem Weg nicht für einen Sekundenbruchteil inne. Dani würde auch nur dann einen mentalen Kontakt mit ihm aufnehmen, wenn Regis Gesellschaft wünschte.
   Regis Hastur dachte: Ich bin zu empfindlich und versuchte, die Schritte auszukoppeln. Wahrscheinlich hatten sie gar nichts mit ihm zu tun; wenn sie sich ihm ins Bewußtsein drängten, lag es vielleicht nur daran, daß der Besitzer der Füße und Verursacher der Schritte überrascht war, einen jungen Hastur vom Comyn-Rat zu dieser Stunde zu Fuß auf der Straße zu sehen. Regis ging unbeirrt weiter. Er war ein schlanker Mann Mitte Zwanzig von der großen körperlichen Schönheit, die alle Hasturs und Elhalyns vom Comyn auszeichnete, und sein schmales Gesicht war um so eindrucksvoller, als das in einer Pagenfrisur geschnittene Haar nicht feuerrot war, wie sonst bei den Comyn, sondern schneeweiß.
   Wenn Dani seinen Willen bekäme, würde ich niemals ohne bewaffnete Eskorte ausgehen. Was ist das für ein Leben!
   Und doch mußte er sich zu seinem Kummer eingestehen, daß es so war. Die alten Zeiten Darkovers, als die Comyn unangefochten durch Krieg, Aufstände und Straßenkämpfe schreiten konnten, waren für immer vorbei. Er war jetzt unterwegs, um einem Mann seiner Kaste die letzte Ehre zu erweisen, von Mörderhand gefallen in seinem siebenunddreißigsten Jahr: Edric Ridenow von Serrais. Ich habe Edric nie recht gemocht. Aber müssen wir alle sterben, wo schon so viele von uns tot oder im Exil sind? Die Häuser der Sieben Domänen stehen leer. Alle Altons
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher