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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Name. Das hast du gut gemacht, Tochter.« Es war ihm gegen seine Absicht entschlüpft. Dann verfinsterte sich sein Gesicht, und es war wie die Zornwellen, die von dem Falken ausgegangen waren. »Mach, daß du hier wegkommst! Geh ins Haus, bade und zieh dich um – ich will dich nicht schmutzig wie eine Stallmagd haben! Geh und ruf deine Zofe und laß dich von mir nicht wieder außerhalb der Haustür erwischen!« Als sie an ihm vorbeiging, spürte sie, daß er den Impuls unterdrückte, sie zu schlagen – er brachte es nicht über sich, irgend etwas zu schlagen, und sie hatte das Leben des Falken tatsächlich gerettet. Aber in seinem Zorn und seiner Frustration brüllte er ihr mit voller Lungenkraft nach: »Darüber werde ich später noch mit dir reden, Romilly, verdammt noch mal!«

2.
    Romilly starrte aus dem Fenster, den Kopf in den Händen. Die große rote Sonne stieg vom Mittagspunkt nieder. Zwei der kleinen Monde standen als blasse Tageslicht-Reflektionen am Himmel. Die ferne Linie der Kilgardberge lockte ihre Gedanken hinaus und hinauf, wo sie mit den Wolken und Vögeln flogen. Eine Seite mit fertigen Additionen lag vor ihr auf dem hölzernen Schreibtisch, dazu eine noch feuchte Seite mit saubergeschriebenen Maximen aus dem Cristofero-Buch der Bürden. Romilly sah sie nicht, und ebensowenig hörte sie die Stimme ihrer Erzieherin. Calinda schalt mit Mallina wegen ihrer schlimm verklecksten Seiten.
    Heute nachmittag, wenn ich Preciosa mit dem Federspiel trainiert habe, wird Windracer gesattelt. Ich nehme die verkappte Preciosa vor mir auf den Sattel, damit sie sich an den Geruch und die Bewegungen des Pferdes gewöhnt. Ich kann ihr noch nicht soweit trauen, daß ich sie frei fliegen lasse, doch lange wird es nicht mehr dauern…
    Auf der anderen Seite des Raums scharrte ihr Bruder Rael geräuschvoll mit den Füßen. Calinda verwies es ihm mit einem stummen Kopf schütteln. Rael, so dachte Romilly, war jetzt schrecklich verwöhnt – er war so gefährlich krank gewesen, und heute war sein erster Tag im Schulzimmer. Stille senkte sich auf die Kinder nieder. Nur das harte Kratzen von Mallinas Feder und das fast lautlose Klappern von Calindas Stricknadeln waren zu hören. Die Erzieherin machte eine wollene Unterweste für Rael. Und wenn sie damit fertig ist, dachte Romilly nicht ohne Bosheit, gilt es nur noch das Problem zu lösen, wie sie Rael dazu bringt, sie zu tragen!
    Die Augen glasig vor Langeweile, blickte Romilly aus dem Fenster, bis das Schweigen von Mallinas lautem Jammern gebrochen wurde.
    »Verfluchte Feder! Sie verspritzt Kleckse wie Nüsse im Herbst! Jetzt habe ich schon wieder eine Seite versaut!«
    »Aber Mallina!« rügte die Erzieherin. »Romilly, lies deiner Schwester die letzte der Maximen vor, die du aus dem Buch der Lasten abgeschrieben hast.«
    Romilly, gegen ihren Willen ins Schulzimmer zurückgeholt, seufzte. Mißmutig las sie: »Nur ein schlechter Arbeiter gibt dem Werkzeug in seiner Hand die Schuld.«
    »Es ist nicht die Schuld der Feder, wenn du nicht ohne Kleckse schreiben kannst«, erklärte Calinda, trat zu Mallina und führte die Hand ihrer Schülerin, die die Feder umklammerte. »So mußt du deine Hand halten.«
    »Mir tun die Finger weh«, murrte Mallina. »Warum muß ich überhaupt schreiben lernen, mir die Augen verderben und meine Hände anstrengen? Keine der Töchter von Hohenklippen kann schreiben oder lesen, und sie stehen deswegen nicht schlechter da. Sie sind bereits verlobt, und es tut ihnen keinen Schaden!« 
    »Du solltest dich glücklich preisen«, mahnte die Erzieherin streng. »Euer Vater wünscht nicht, daß seine Töchter in Unwissenheit aufwachsen, zu nichts anderem fähig als zu nähen, zu spinnen und zu sticken, ohne auch nur soviel zu lernen, daß sie zur Erntezeit ›Apfel-Nuß-Konserve‹ auf ihre Krüge schreiben können! Als ich ein Mädchen war, mußte ich darum kämpfen, auch nur soviel an Bildung zu bekommen! Euer Vater ist ein vernünftiger Mann, der weiß, daß seinen Töchtern Kenntnisse ebenso nützlich sind wie seinen Söhnen. Deshalb wirst du hier sitzen, bist du eine Seite ohne einen einzigen Klecks geschrieben hast. Romilly, laß mich deine Arbeit sehen. Ja, das ist sehr sauber. Willst du deinen Bruder aus seinem Buch lesen lassen, während ich deine Additionen nachrechne?«
    Romilly stand flink auf und setzte sich zu Rael. Alles war besser, als bewegungslos an ihrem Schreibtisch zu hocken! Calinda beugte sich über Mallina und führte ihre
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