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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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hätte Sam sie weggeschubst, weil er erwartet hatte etwas anderes zu sehen. Doch was, das wusste er nicht.
    Ich werde verrückt.
    Sam führte seine merkwürdige Gefühlswelt und die Einbildung auf den Stress zurück; die Probleme beim Schreiben, das Zurücklassen seiner Familie, die Flugangst. Stress konnte in der Psyche eines Menschen die seltsamsten Dinge auslösen
    »Alles in Ordnung mit dir?« Saskias Stimme klang wieder normal.
    »Ja, ich denke schon.«
    »Geht es dir nicht gut?«
    »Doch, alles bestens. Mir geht es prima«, antwortete er, war sich aber nicht sicher, ob das auch der Wahrheit entsprach. »Wir sehen uns in ein paar Tagen wieder. Du musst jetzt los.«
    Samuel drückte Saskia ein letztes Mal und spürte wie seine Augen feucht wurden.
    Dein Flugzeug wird im Atlantik landen.
    »Bis bald«, sagte er leise. Ihm fiel auf, dass das nicht die Worte waren, die er hatte sagen wollen.
    Als Sam die Rolltreppe hinauf fuhr, warf er einen letzten Blick auf Saskia. Unter all den anderen Menschen schien sie einsam und verlassen. Doch Sekunden später war sie verschwunden. Verschluckt von der Menschenmasse.
     
    ***
     
    Nach dem Zeichen für das Boarding betrat Sam das Flugzeug, setzte sich auf seinen Fensterplatz - an der Gangseite fühlte er sich paradoxerweise noch beengter als ohnehin schon - und hoffte, dass sein Sitznachbar für die nächsten neun Stunden wenigstens ein angenehmer war. Auf so einem langen Flug gab es schließlich nichts Schlimmeres als einen miefigen Nachbarn oder eine Quasselstrippe. Sam hatte bereits mit beidem Bekanntschaft gemacht. Zur gleichen Zeit.
    Das Flugzeug füllte sich langsam und bald würde die Maschine starten.
    Was ist, wenn sie wirklich abstürzt? Leichte Panik überkam ihn.
    Sam nahm seine Lektüre zur Hand, um sich ein wenig abzulenken und begann es sich so bequem wie nur möglich zu machen. Obwohl er erste Klasse flog, war das Flugzeug doch nichts anderes als ein Gefängnis. Und ausbrechen konnte er erst, wenn es sicher in den USA gelandet wäre.
    Einen Augenblick später blieb eine junge Frau am Gang stehen und glich die Nummer ihres Tickets mit der der Sitze ab.
    Sie setzte sich neben Sam. Sam war freudig überrascht. Nicht weil sie attraktiv war (und das war sie tatsächlich), sondern vielmehr, weil sie, nachdem sie lächelnd den Platz eingenommen hatte, ein Buch zur Hand nahm, freundlich nickte und augenblicklich zu lesen begann. Sie quasselte nicht, sie miefte nicht. Eine vollkommen neue Spezies von Sitznachbar, freute sich Sam.
    Neugierig erhaschte Sam einen Blick auf den Einband und seine Freude wurde augenblicklich noch größer. Bei dem Buch der jungen Frau handelte es sich um eines seiner frühen Werke: Mondphasen - eine brutale Werwolfgeschichte. Er betrachtete die Frau verstohlen und stellte fest, dass er überrascht war. Nach ihrem Aussehen nach, hätte er sie nicht zu seiner Leserschaft gezählt, sondern sie eher den Romanen von Simon Beckett oder eines anderen guten Krimiautors zugetan zugeordnet. Anfangs dachte Sam immer, dass diese Art von  Geschichten nur Männer lesen, aber durch seine vielen Lesungen wurde er eines Besseren belehrt. Wie sich herausstellte, war auch das weibliche Geschlecht einer guten Horrorgeschichte nicht abgeneigt. Zumindest war das sein Eindruck.
    Die junge Frau bemerkte seinen Blick und lächelte höflich zurück. Sie erkannte ihn offenbar nicht. Sam hoffte nur, dass sie später keine schlechte Kritik über das Buch aussprechen, oder noch schlimmer, es nach der Hälfte fluchend quer durch das Flugzeug schleudern würde. Nichts von alledem geschah.
    Die Turbinen der Boeing röhrten auf und leichtes Unbehagen machte sich in Sam breit. Das war keine sonderliche Überraschung. Obwohl er seiner Meinung nach nicht an Flugangst litt (bis auf heute), war ihm der Start der bei weitem unangenehmste Teil des Fluges. Dann verspürte er immerzu das Bedürfnis panisch schreiend aus dem Flugzeug zu rennen, oder seine Hand in die seines Sitznachbarn zu krallen. Da er seine Fingernägel nicht in das Fleisch der jungen Frau krallen wollte, bediente er sich stattdessen der Armlehne. Er atmete schnell, hyperventilierte beinahe, Schweiß rann über seine Stirn und sammelte sich zu einem gigantischen Tropfen auf seiner Nasenspitze, während die Boeing unaufhaltsam beschleunigte und schließlich in den Steilflug überging.
    Jetzt wieder ruhiger, konzentrierte sich Sam auf seine Lektüre. Seine Atmung verlangsamte sich, der Schweiß, der sich auf seiner
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