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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer
Autoren: Eve Kenin
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der Mann, den sie suchte. Sie wollte nicht mehr darüber erfahren, wer er war oder was er getan hatte. Er trug den Ring, den sie zurückbringen sollte, am zweiten Finger seiner linken Hand. Eine grauenhafte Trophäe. Sie hatte die Absicht, ihn sich zu holen und ihn dem alten Mann zu bringen, der sie beauftragt hatte.
    Als könnte ein Ring aus zweihundert Jahre altem Gold, der von Generationen von Vätern und Söhnen getragen worden war, ihm Trost spenden.
    Für sie machte es keinen Unterschied.
Geld.
Sie tat es nur des Geldes wegen. Wenn sie sich das nur oft genug einredete, würde sie es irgendwann vielleicht glauben.
    Verdammte Eispiraten.
    Anspannung erfasste sie, als sie darauf wartete, dass die beiden Männer ausstiegen. Das Gefühl war zugleich fremd und vertraut. In den vergangenen Monaten hatte sie erkannt, dass sie sich
veränderte,
wenn sie sich einer Konfrontation stellen musste. Ihre Sinne schärften sich. Ihr Atem ging langsamer und tiefer. Sie wurde einerseits außergewöhnlich ruhig und war andererseits unglaublich angespannt. Es war ein seltsames Gefühl, doch sie lernte, ihm zu vertrauen.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte in den nächtlichen Himmel hinauf – eine Leinwand aus tiefem Schwarz, belebt mit Streifen von leuchtender blutroter Farbe. Wellen und Linien aus Farbe tanzten und schimmerten. Blutrot, strahlendes Grün. Aber heute Nacht war das Polarlicht überwiegend rot.
    Rot wie Blut und Schmerz und Zorn. Definitiv nicht ihre Lieblingsfarbe.
    Sie sah auf ihre bloßen Hände hinab. Sie musste ihre Handschuhe noch anziehen. Bis vor ein paar Monaten hätte sie zusehen können, wie ihre Finger erst blau, dann weiß geworden wären, wie die Zellen eingefroren und langsam abgestorben wären. Wie jeder andere war sie anfällig für Erfrierungen gewesen. Doch aus Gründen, die ihr entfallen waren, hatte sich etwas verändert, und ihre ruhenden genetischen Verbesserungen waren von Tag zu Tag weiter aufgeblüht.
    Vermutlich machte sie das zu einer Spätzünderin.
    Wirklich Pech. Wenn sie ihre volle Leistungsfähigkeit ein bisschen früher erreicht hätte, dann hätte sie ihre Titanfesseln abreißen, Ward töten und sich selbst und den Rest des Ödlands vor seinen finsteren Plänen retten können.
    Sie hätte den Giftzahn herausreißen können. Und zusehen können, wie an seiner Stelle ein Dutzend neuer Zähne gewachsen wäre.
    Genau wie Ward damals Banes Platz eingenommen hatte.
    Sie spürte die Bewegung in der Fahrerkabine des Trucks, wartete und trommelte ungeduldig mit dem Zeigefinger auf ihren Oberschenkel.
    Die beiden Männer kletterten aus dem Sattelzug und umrundeten den Kühlergrill. Sie sahen in ihre Richtung. Aber vermummt wie sie war in ihrem abgewetzten, übergroßen Parka, die Kapuze aufgesetzt, das Gesicht und die Figur nicht zu erkennen, war sie für die Männer nicht reizvoll. Ihre Blicke glitten über sie, als wäre sie nicht da.
    Sie trugen dunkle Jacken und hatten Plasmakanonen auf den Rücken geschnallt. Eine AT 950 . Ein großes Gewehr. Schwer und mit hoher Durchschlagskraft. Warum war den Eispiraten die Größe ihrer Waffen nur so wichtig?
    Beide waren gutaussehend, stark und muskulös. Tatiana fürchtete, dass das, was sie waren, alles noch schlimmer machte: Tötungsmaschinen in einer hübschen Schale.
    Monster sollten hässlich sein; sie sollten auch wie Monster
aussehen.
    Als sie an ihr vorbeikamen, zog Tatiana die Kapuze vom Kopf. Ihre Haare fielen ihr wie ein schwarzer Vorhang über den halben Rücken. Sie machte ihren Parka auf und ließ ihn offen hängen. Jetzt hatten die beiden etwas zu sehen. Ihre enge Weste aus Spectra-Polyethylen-Fasern hielt Schüssen aus einer Plasmapistole und Messerstichen stand und schmiegte sich an sie wie eine zweite Haut. Praktische Anwendbarkeit kombiniert mit Schönheit. Sie konnte sich zwar von jeder Wunde erholen, doch warum sollte sie sich unnötigen Schmerzen aussetzen?
    »Hey«, sagte sie. Dann rief sie etwas lauter: »Yasha! Viktor!«
    Sie drehten sich um. Ihre Mienen verrieten ihre Überraschung. Nachdem sie sie einen Moment lang mit offenem Mund gemustert hatten, stand Lust in ihren Blicken.
    Yasha war der Erste, der sich rührte, und das war ihr nur recht. So konnte sie ihn schnell ausschalten. Es war Viktor, den sie wollte.
    »Kenne ich dich?«, fragte Yasha und kam auf sie zu.
    »Nein.« Sie machte eine Drehung, plazierte ihren Absatz auf seinem Kinn und rammte ihm dann den Ellbogen in den Bauch. Er krümmte sich, ging
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