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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer
Autoren: Eve Kenin
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besonders viel von ihm zu erkennen. Nur seine Augen waren unter den Lagen seiner Thermokleidung zu sehen. Doch etwas an ihm zog sie an.
    Sein Lachen. Sie mochte sein Lachen.
    Ihr Blick blieb an seinen Augen hängen. Sie waren blau, wunderschön, dunkel, in verschiedensten Tönen, kälter als die Tiefen des Ozeans, die sich endlos unter dem Eis erstreckten.
    An den Augenwinkeln erkannte sie ein paar kleine Fältchen, also nahm sie an, dass er lächelte. Vermutlich mochte er ihren Sinn für Humor.
    Dieser Anflug eines Lächelns war zusammen mit seinen kalten Augen eine seltsame Kombination.
    Tatiana atmete tief durch, versuchte, ihn zu lesen, und öffnete ihre Sinne für das Echo der elektrischen Ströme, die die Grundlage von Gedanken bildeten. Sie hielt die Aufmerksamkeit zugleich auf ihn und auf Abbott gerichtet und hatte die Finger noch immer auf dem Stapel Geldscheine liegen, aber ihr Hauptaugenmerk lag auf dem in Lumpen gehüllten Fremden.
    Sie öffnete ihren Geist noch ein bisschen weiter und suchte nach der Spur eines elektrochemischen Funkens, der für die neuronalen Aktivitäten verantwortlich war. Doch da war nichts, nichts als endlose Dunkelheit. Sie konnte die Gedanken dieses Typs einfach nicht lesen, und die Anstrengung bereitete ihr Kopfschmerzen, als würde ihr Schädel entzweigerissen werden.
    Verdammter neugieriger Siedler.
    »Das hier ist keine Unterhaltung für drei, Arschloch«, knurrte sie. »Kannst du deine Aufmerksamkeit nicht auf irgendetwas anderes richten?«
    Es kam nur selten vor, dass sie gegen eine Mauer lief, wenn sie versuchte, die Gedanken eines anderen zu lesen. Es passierte, aber es war sehr selten. Und es gefiel ihr nicht.
    Sie machte einen Schritt auf den Tresen zu. Ihr entging nicht, dass der Siedler ihr mit den Augen folgte und dass er sie mit mehr als nur ein bisschen Neugierde ansah.
    Schau weg. Vergiss ihn.
Es gab keinen Grund für sie, sich auch nur die Spur für ihn zu interessieren. Ein Siedler, der zu
Abbott’s
gekommen war, um Vorräte zu besorgen, oder der – da er durch die Gänge strich, ohne auch nur irgendetwas aus den Regalen zu nehmen – auf der Suche nach Sex war. Wie auch immer, sie sollte keinen weiteren Gedanken an ihn verschwenden.
    »Erwartest du sie oder nicht?«, fragte sie und wandte sich wieder Abbott zu. Sie hätte die Antwort auch einfach in seinen Gedanken sehen können. Er war so leicht zu lesen wie ein Holo-Buch. Das Problem war, dass seine Gedanken so schmutzig wie der Smog über Port Uranium waren, und sie verspürte kein gesteigertes Bedürfnis, in all dem Dreck herumzuwühlen.
    Der Siedler schlenderte in den vorderen Teil des Ladens, und sie war erleichtert darüber. Etwas an ihm machte sie nervös. Kein Gefühl, das sie besonders mochte. Sie änderte ganz leicht ihre Position, um ihn im Blick zu behalten.
    »Ja, ich erwarte Viktor und Yasha.« Abbott streckte seine Hand vor und nahm sich noch einen Schein vom Stapel. Tatiana ließ ihn gewähren. »Ich habe Frischfleisch hereinbekommen. Jung. So wie sie es mögen.« Er wies mit dem Kinn auf einen schmalen Korridor, der vom Geschäft in das Gasthaus führte. »Sie sollten jeden Moment hier sein.«
    Sie überließ ihm die restlichen Interdollar und sah zu, wie er sie unter dem Tresen verschwinden ließ. Sie hatte keine Lust, ihn noch einmal berühren zu müssen. Es würde das Wasser eines ganzen Ozeans brauchen, um das schleimige Gefühl abzuwaschen.
    »Siehst du? Das war doch eine ganz unkomplizierte Art, sich etwas dazuzuverdienen, oder?« Sie machte den Verschluss ihrer Tasche auf, griff hinein und zog ein großes Glasfläschchen mit feinen weißen Kristallen hervor. »Zucker«, sagte sie. »Der echte, keine SimTose oder Neo-Fructose. Echte Saccharose, ganze fünfhundert Gramm.«
    Abbotts Augen weiteten sich, und er verfolgte genau, wie sie die Kappe aufmachte, vorsichtig einige Körnchen auf ihre Hand rieseln ließ und sie ihm anbot. Er zitterte vor Aufregung, als sie ihm die Kristalle gab und den Zucker von ihrer Handfläche in seine streute, wobei sie wieder darauf achtete, seine Haut nicht zu berühren.
    Verzückt schloss er die Augen, als er den Zucker aufleckte und der Geschmack sich auf seiner Zunge ausbreitete.
    »Beantworte mir noch eine Frage, und du kannst das hier haben.« Sie neigte das Fläschchen, damit es das Licht einfing, und bemühte sich, ihre Abneigung gegen Abbott zu verbergen. »Es glitzert schön, oder?«
    Der verzweifelte Schrei einer Frau drang aus dem hinteren
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