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Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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hätte. Soviel ich weiß, werden Pferde häufig für ein Rodeo so präpariert, damit sie möglichst wild reagieren.“
    „Das wäre ja Tierquälerei!“ empörte sich Monika.
    „Stimmt. Aber wenn du mal Bilder von einem Rodeo gesehen hättest... die Tiere machen genau solche Luftsprünge.“
    „Jetzt ist er ja ganz ruhig“, stellte Monika fest.
    „Ich werd’s noch einmal probieren!“
    „Aber bitte, bitte, seien Sie vorsichtig!“
    Dr. Görgler sah Monika an. „Du rechnest also damit, daß er wieder ausschlägt?“
    „Ja“, gestand sie.
    „Und warum?“
    „Sehen Sie doch nur Kaspar an! Er ist immer noch genauso aufgeregt!“
    „Allmählich möchte ich wirklich wissen, was dahintersteckt.“ Dr. Görgler trat noch einmal, beruhigend auf das Pferd einredend, von vorn an Bodo heran. Und wieder rollte er mit den Augen, blähte die Nüstern und fletschte die langen Zähne. Und als der Arzt die Hand nach seinem Bein ausstreckte, ging er wieder in die Luft.
    „Ich muß ihm eine Beruhigungsspritze geben“, entschied Dr. Görgler.
    „Aber so nahe läßt er Sie ja gar nicht heran“, gab Monika zu bedenken.
    „Wart’s nur ab, du wirst es schon sehen.“ Dr. Görgler stieß das Tor auf und schloß es sorgfältig wieder hinter sich, ging zu seinem Wagen und holte einen Gegenstand heraus, der wie ein Gewehr aussah.
    „Sie wollen Bodo doch nicht etwa erschießen!“ rief Monika erschrocken.
    „Er ist also tatsächlich tollwütig!“ rief Herr Schmücker gleichzeitig.
    Der Tierarzt lächelte freundlich. „Weder... noch! Das hier ist ein besonderes Gewehr. Man kann eine Injektion damit abschießen. Mein Kollege vom Münchner Zoo benutzt so etwas, es ist besonders nützlich, wenn ein wildes Tier ausgebrochen ist.“
    „Und für was brauchen Sie’s?“ fragte Monika.
    „Ich hab’s mir eigentlich mehr zum Spaß angeschafft, für besondere Fälle, und ich glaube, dies hier ist so einer.“
    Er klappte das Gewehr auf, schob eine Kapsel in den Lauf und klappte es wieder zu. „Die Hülle löst sich in der Wärme des Körpers auf und die betäubende Flüssigkeit verteilt sich in dem Blut.“
    „Tut denn das nicht weh?“ fragte Monika.
    „Nur ein kleiner Piks, und ein paar Minuten später wird sich Bodo ganz sanft zum Schlafen legen.“
    Alle, außer dem Hund, beobachteten gespannt, wie Dr. Görgler auf Bodo anlegte — nur Kaspar blickte, immer noch knurrend und mit gesträubtem Haar, auf Bodo. Dr. Görgler stand nur wenige Meter vom Pferd entfernt, und Bodos Hinterbacke bot ein prächtiges Ziel.
    „Nicht zu verfehlen!“ sagte Herr Schmücker, jetzt schon wieder ganz vergnügt und, zu Frau Schmidt gewandt: „Die Rechnung für den Tierarzt bekommen natürlich Sie!“
    „Falls es sich herausstellen sollte, daß eine Untersuchung wirklich notwendig war“, schränkte sie ein.
    Dr. Görgler drückte ab und — gleichzeitig sprang Bodo hoch! Er sprang aus dem Stand über den immerhin 1,5 Meter hohen Zaun, galoppierte um die Weide herum zum Wald.
    Die Zurückgebliebenen dachten, daß Bodo, erschrocken durch den Stich, ausgebrochen wäre.
    „Regen Sie sich nicht auf“, sagte Dr. Görgler, „weit wird er nicht kommen.“
    „So ein Satansbraten!“
    Monika sah, daß Kaspar sich zu Boden geworfen hatte, den Kopf zwischen die Pfoten legte und mit seinen großen braunen Augen von unten herauf abwechselnd von Herrn Schmücker zu Herrn Dr. Görgler blickte. Er war mit einemmal ganz friedlich geworden. Da begriff sie, daß es Amadeus gewesen war, der Bodo zu diesem Riesensprung gebracht hatte und jetzt mit ihm fortgeritten war.
    Sie kniff die Augen zusammen und suchte die hintere Zaunwand ab, und — richtig! — da steckte die Betäubungskapsel im Holz, ziemlich tief, weil sie, da sie Bodo verfehlt hatte, noch einige Meter weiter geflogen war.
    Monika öffnete das Tor, lief hin, zog die Kapsel heraus und hielt sie hoch. „Tut mir leid für Sie, Herr Doktor, aber Sie haben nicht getroffen!“
    „Unglaublich!“
    „Und jetzt rennt Bodo über Stock und Stein und verletzt sich noch mehr!“ schrie Herr Schmücker.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Pferd mit einem Sehnenriß so springen kann“, sagte der Tierarzt. „Ich glaube, Monika hat doch recht: Bodo ist ganz gesund, er will nur nicht hier weg.“
    „Sie haben ja nicht gehört, wie er gehustet, und nicht gesehen, wie er gehinkt hat!“
    „Sie sagen es!“
    Herr Schmücker baute sich vor ihm auf. „Sie wollen also kein Attest
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