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Danke Bruder! (Tankowgeschichten)

Danke Bruder! (Tankowgeschichten)

Titel: Danke Bruder! (Tankowgeschichten)
Autoren: Norbert Schwarzer
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war bereits
wieder auf dem Rückweg zur Mutter, als es passierte. Es war nichts als ein
lauter Platsch und dann die ängstlichen Rufe seines Bruders. Krampfhaft und
zugleich vergeblich versuchte klein Felix sich an der glatten Betonwand fest zu
halten. Schon der erste Versuch rieb ihm die Unterarme blutig, aber er fand
keinen Halt. In Panik begann er zu schreien und zu strampeln, aber das machte
es nur noch schlimmer, denn seine Sachen sogen sich unaufhaltsam voll mit dem
kalten Wasser des dunklen, baumbeschatteten Teiches und zogen ihn immer tiefer
hinunter.
    Keine Sekunde brauchte Kleiner
Scout um zu reagieren. Er rannte zurück zu seinem Bruder, warf sich trotz der
Brennnesseln am Ufer auf den Boden und streckte eine Hand hinunter zum
versinkenden Felix. Mit der anderen versuchte Kleiner Scout Halt am Betonrand
des großen Beckens zu finden. Die Hände der Geschwister trafen sich und Felix
sank erst einmal nicht weiter ab. Bis zum Hals war er inzwischen eingetaucht.
Aber so konnte ihn der Kleine Scout unmöglich herausziehen. Felix, ohnehin
schon unglaublich groß für sein Alter, wog nun mit den nassen Sachen genauso
viel wie sein großer Bruder, der versuchte ihn zu retten. Und so drückte der
tapfere Kleine Scout seine Fußspitzen in den Gott sei Dank weichen Boden und
reichte auch die zweite Hand zu seinem Bruder hinunter. Jetzt konnte er ihn
hochziehen. Langsam, unendlich langsam ging es für Felix nach oben.
    ‚Nur den Bruder nicht los lassen
und nur nicht den Halt verlieren!‘ waren die zwei Gedanken, die Julius wieder
und wieder durch den Kopf schossen.

Arme Mutter
    Man muss wohl eine Mutter sein
um die schreckliche Angst auch nur erahnen zu können, die einen beschleicht,
wenn man seine zwei Kinder auf sich zukommen sieht, eines das andere an der
Hand haltend, eines nass bis auf die Haut und völlig aufgelöst weinend. Man
muss wohl eine Mutter sein, eine Mutter die im Bruchteil einer Sekunde und in
einem einzigen fürchterlichen Gedanken erfasst, dass da um ein Haar nur noch
ein Kind auf sie zugekommen wäre.
    Vater, der zu Hause in Tankow
geblieben war und dem der gesamte Schock gutmütig erspart blieb, weil er die
Geschichte am Telefon zeitlich sozusagen vom anderen Ende aus erzählt bekam,
sagte nur:
    „Du bist keine schlechte Mutter.
Glaube das nicht einmal einen einzigen Moment und jetzt gib mir bitte unseren
tapferen Sohn!“

Offizieller Bericht über die Rettungstat
    Am 9.8.2013 nachmittags begaben
sich Julius Schwarzer (geb. 25.06.2006) und sein dreijähriger Bruder Felix
(geb. 05.01.2010) auf dem Gelände der Eilenburger Fenstertechnik GmbH & Co.
KG auf der Suche nach Ihrem Großvater (Gerold Schwarzer) zum Feuerlöschteich
des Betriebsgeländes. Der Großvater war dort jedoch nicht mehr anzutreffen und
somit folgte Julius der Anweisung der Mutter sofort wieder zurück zum Wohnhaus
der Großeltern zu kommen, falls der Großvater nicht mehr am Teich (25 Meter x
12,5 Meter) zu finden wäre. Nicht jedoch Felix, welcher mit einem Stock in der
Hand am Rande des Teiches zu spazieren begann. Die Neigung des Randes von ca.
45° ausnutzend probierte er, wie weit er an das Wasser (ca. 1 Meter tiefer)
herankommen könne. Dabei stürzte er ab, konnte sich aber beim Abrutschen gerade
noch so positionieren, dass er auf der Schräge vorübergehenden Halt fand und
damit vorläufig nur bis etwa zum Brustbereich eintauchte.
    Er schrie und sein großer
Bruder, der bereits losgelaufen war um den Anweisungen der Mutter folgend zum
Wohnhaus zurück zu kehren, drehte sich um und sah, dass sein Bruder langsam
weiter in den sehr tiefen Teich (über 4 Meter) hineinrutschte. Ohne zu zögern
lief er zurück und trotz der Gefahr für sein eigenes Leben, derer er sich voll
bewusst war, griff er mit einer Hand den Rand des Beckens und reicht die andere
über die Schräge hinab zu seinem immer tiefer rutschenden Bruder, dessen Sachen
sich inzwischen so mit Wasser vollgesogen hatten, dass keine Chance mehr
bestand, dass er es je aus eigener Kraft wieder aus dem Teiche hätte schaffen
können.
    Mit erheblicher Kraft und
Willensstärke gelang es Julius, seinen Bruder aus dem Teich zu ziehen und so
vor dem sicheren Tod durch Ertrinken zu retten.

Nachwort
    Sorgen Sie dafür, dass Ihre
Kinder so früh als möglich das Schwimmen erlernen. Es gibt gute Bäder und jede
Menge Schwimmlehrer, gerade hier bei uns in Mecklenburg Vorpommern. Nutzen Sie
das!
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