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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows
Autoren: Yelena Black
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dunkler Schleier über den Augen.
    Sie konnte Justin kaum mehr erkennen, auch die Zwillinge rechts und links von ihm nicht. Mit einer unnatürlichen Drehung ihrer Beine warf sie sich nach vorn, und etwas schien aus ihr herauszubrechen und voranzustürmen.
    Es wogte durch die Luft, hob die drei Freunde an und schmetterte sie gegen die Wand.
    Vanessa hörte ein Knirschen, als Justin zu Boden glitt, und den dumpfen Aufschlag der Zwillinge, die neben ihm zu liegen kamen. Sie wollte ihn rufen und zu ihm laufen, aber ihre Beine fühlten sich so spröde an, dass sie sie nicht bewegen konnte, sonst wären sie zerbrochen.
    Sie konnte einfach nicht anders.
    Justin kämpfte sich auf die Knie hoch. »Vanessa!«
    Sie spürte, wie sich ihre Lippen bewegten, ohne dass sie es wollte.
Ich bin nicht Vanessa.
    »Vanessa! Erinnere dich doch!«
    Der Dämon drehte ihren Kopf so weit nach rechts, dass sie Justin nicht mehr sehen konnte. Er bog ihre Schultern schmerzhaft zurück, bis sich ihre Schulterblätter berührten, und eine unsichtbare Hand schubste sie in ein
fouetté
. Der Raum begann sich um sie zu drehen. Sie hörte erneut, dass jemand ihren Namen rief.
    »Vanessa«, flehte Justin. »Ich weiß, dass du mich hören kannst! Du brauchst Hilfe. Denk an all die anderen Tänzerinnen, die verschwunden sind!«
    »Werzelya!« Hilda lachte leise. »Versetz ihnen noch einen Schlag!«
    Nein!
, wollte Vanessa schreien, aber sie brachte nicht einen Tonheraus. Sie sprang in eine verdrehte
arabesque
und stürzte sich mit aller Wut des Dämons auf Justin.
    Ein heißer Luftwirbel erfasste Justin und ließ ihn gegen die Decke des Raumes prallen. Dann stürzte er bewusstlos zu Boden.

Kapitel sechsundzwanzig
    Vanessa.
    Die leuchtend weißen Figuren der Tänzerinnen von der Wand bildeten einen dichten Kreis um Vanessa. Sie wurden langsam immer deutlicher: ein Mädchen mit ovalem Gesicht, deren Spitzenschuhe eine ältere Version von Vanessas Schuhen waren, als wären sie ungefähr zwei Jahrzehnte alt. Ein zierliches Mädchen mit schmalen, rot geschminkten Lippen und einem um ihren Chignon gewickelten Tüllnetz, gefolgt von einem weiteren Mädchen mit vollen Wangen und Sommersprossen. Schließlich eine zerbrechlich wirkende Brünette, die wie eine dunklere und zierlichere Version von Vanessa wirkte.
    Etwas durchfuhr Vanessa.
Margaret?
, fragte sie sich.
    Vanessa,
hörte sie wieder aus den Mündern von über einem Dutzend Mädchen, die vermutlich schon lange tot waren. Ihre Stimmen drangen leise und wie aus weiter Ferne zu ihr.
Sieh uns an. Bleib bei uns.
    Der Dämon riss ihren Kopf zurück und zwang sie, an die Decke zu starren. Vanessas Lippen öffneten sich, und sie gab ein kehliges Fauchen von sich. Ihre Arme schossen empor, ihr Kinn wurde nach rechts gerissen, wo sie ihren eigenen Schatten auf dem Holzboden erkennen konnte.
    Zu ihrem Entsetzen kräuselten und verzerrten sich die Ränder ihres Schattens, bis ihre Schultern auf einmal ganz breit waren und ihr Körper riesig aussah.
    Sie sah an ihren ausgestreckten Armen entlang und erwartete, dasssie sich auch verändert hätten, aber sie sahen so aus wie immer – schlank, mit glatter Haut, die Hände nach innen gewölbt.
    Die Figuren der Tänzerinnen um sie herum leuchteten immer stärker. Jetzt kam auch mehr Farbe in sie: Die Haare wurden hellbraun, flachsblond, kastanienbraun oder pechschwarz. In ihre Lippen kehrte die Farbe zurück, und ihre Wangen röteten sich. Vanessa spürte die glühende Wärme der Tänzerinnen, als sie immer näher an sie heranrückten und ihre Bewegungen nachahmten.
    Vanessa
, flüsterten sie im Chor, und ihr Gezischel hallte in Vanessas Kopf wider.
Gib sie frei
.
    Der Dämon verzerrte Vanessas Gesicht zu einer Fratze und antwortete mit ihren aufgesprungenen Lippen:
Niemals! Sie ist meine Braut. Ich werde meine Freiheit erlangen. Sie wird sie mir geben.
    Dieses Mädchen ist kein würdiges Gefäß
, flüsterten die Figuren dem Dämon in ihr zu
.
    Tief in Vanessa begann etwas zu pulsieren. Sie spürte, wie die Träger ihres Trikots sich strafften und ihr die Blutzirkulation abschnitten. Sie versuchte sich loszureißen, konnte sich aber nicht rühren.
    Die leuchtenden Figuren rückten näher und näher.
Dieses Mädchen ist nicht die Richtige für dich. Sie ist nur eine Stufe auf deinem Weg. Aber Hilda   … Hilda   …
    Die Hitze des Dämons, die sie in sich spürte, wurde jetzt unerträglich.
    Ihre Haut juckte, als das Feuer durch sie nach außen kroch, und die Flammen
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