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Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7
Autoren: Damon Knight
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aus.
    Zwanzig Bilder. Ein Ausflug, etwas ebenso Alltägliches wie Unmögliches.
    Unter den zwanzig Bildern waren drei so überbelichtet, daß kaum etwas darauf zu erkennen war; sie hätten überhaupt nicht abgezogen werden sollen. Drei andere zeigten Inseln oder verschiedene Ausschnitte einer sehr zerklüfteten Küste. Sie waren ungeschickt aufgenommen, mit großen Flächen eines ausgebleichten Himmels und spiegelndem Wasser. Dazwischen hineingequetscht erschien einem das Land wie dunkle Klumpen mit helleren Flecken, den Rechtecken von Häusern. Ein Bild zeigte eine steile Straße, von Holzhäusern mit nackten, winterkahlen Gärten gesäumt.
    Auf den restlichen dreizehn Aufnahmen waren verschiedene Leute und Gruppen von Menschen zu erkennen, die in die Kamera schauten. Eine schwerfällige, schwarzgekleidete Frau mit schwarzen Zähnen, die in die Sonne blinzelte, einmal stehend neben einer Pinie, ein anderes Mal unbequem auf einem kantigen Felsen hockend. Ein alter Mann mit sonnengegerbter Haut, kahlköpfig, mit einem geschwungenen Schnurrbart und einem tagealten Stoppelbart. Drei kleine Mädchen standen vor einer Frau in mittleren Jahren, die sie mit wohlwollendem und besitzstolzem Blick betrachtete. Die gleichen drei Mädchen um den alten Mann gruppiert, der sie anscheinend völlig übersah. Und eine Gruppe von fünf Männern: der breitbeinige Schatten des Mannes, der die Aufnahme gemacht hatte, hob sich deutlich vom kiesigen Vordergrund ab.
    Und die Frau. Allein. Das faltige, blasse Gesicht im grellen Mittagslicht zu einer glatten, weißen Maske erstarrt.
    Dann der Junge, der sich auf einer Decke an sie kuschelte. Daneben brachen sich kleine Wellen an einem einzelnen Steinbrocken.
    Dann die beiden zusammen mit der alten Frau und den drei kleinen Mädchen. Die Art des Gesichtsschnitts bei den beiden Frauen ließ auf eine Familienähnlichkeit schließen.
    Die Gestalt, die man mit ihm identifizieren könnte, erschien nur auf drei Bildern: einmal mit dem Jungen auf dem Arm; einmal mit dem Arm um die Schultern der Frau gelegt, während der Junge schmollend vor ihnen stand; einmal auf einem Gruppenbild der dreizehn Menschen, die auf einem der anderen Abzüge zu sehen gewesen waren. Nur das letztere war scharf. Er war die unauffälligste Gestalt der Gruppe, aber das Gesicht mit dem Schnurrbart, das so starr in die Kamera lächelte, war unleugbar sein eigenes.
    Er hatte diese Leute niemals zuvor gesehen, außer natürlich die Frau und den Jungen. Allerdings waren ihm solche Typen unendliche Male in den Straßen Istanbuls begegnet. Er erkannte auch die grasbestandenen Flecken, die Pinien, die Felsen, die kieselsteinige Küste nicht wieder, obgleich diese Zusammenstellung so häufig anzutreffen war, daß er dutzende Male achtlos daran vorübergegangen sein mochte. War die Welt der Tatsachen wirklich so charakterlos? Daß es sich um die tatsächliche Welt handelte, daran zweifelte er keine Sekunde.
    Und was hatte er als Gegengewicht gegen diese Beweise, in die Wagschale zu werfen? Einen Namen? Ein Gesicht?
    Er ließ seinen Blick über die Wände des Geschäfts nach einem Spiegel schweifen. Da hing keiner. Er hob den tropfenden Löffel aus dem Teeglas, um darin sein Gesicht anzuschauen, das sich verschwommen und verzerrt in der konkaven Fläche spiegelte. Je näher er den Löffel an die Augen führte, desto unschärfer wurde sein Abbild, bis es nur noch seinem starren Auge mit ausgeweiteten Pupillen ins Auge stierte.
     
    Er stand auf dem oberen Deck, als sich die Fähre tutend und stampfend vom Anlegesteg entfernte. Wie ein Mann, der sich an einem dunstigen Tag vor die Tür wagt, schob sie sich um die Halbinsel der Altstadt herum und verließ die stillen Gewässer des Horns; Schaumkronen trieben auf dem Marmarameer, und im kalten Südwind flatterte die Flagge mit Stern und Halbmond am Mast.
    Von dieser Stelle aus bot die Stadt den majestätischsten Anblick: zuerst die graue, horizontale Masse der Topkapi-Mauern, dann die behäbige Kuppel der Hagia Sophia, die nur gebaut worden war (wie man einen Freund sorgfältig auswählt, um ihn mit den eigenen Tugenden ausstechen zu können), um die Absurdität der nahegelegenen Heiligen Weisheit zu demonstrieren, als unwürdiges and abstraktes Zeichen der Union zwischen dem dämonischen Kaiser Justinian und seiner Mätresse und Komplizin Theodora, deren verschlunge ne Initialen in allen Städten zum Gedenken prangten; und um sowohl die topografische wie die geschichtliche Sequenz zu Ende
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