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Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7
Autoren: Damon Knight
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… Warum wollte er … Yavuz, Yavuz, Yavuz … sie brauchte ihn … und sein Sohn …
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte er. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich bin Amerikaner. Mein Name ist John Benedict Harris, und nicht Yavuz. Sie irren sich, begreifen Sie das nicht?«
    Sie nickte als Verneinung. »Yavuz.«
    »Nicht Yavuz. Yok. Yok. Nein.«
    Dann kam ein Wort, was ungefähr so etwas wie Liebe bedeutete. Ihre Hand verkrampfte sich um die Falten ihrer Röcke, die etwas hochrutschten und magere Knöchel in schwarzen Strümpfen entblößten.
    »Nein!«
    Sie stöhnte.
    … Frau … sein Zuhause … Yalova … sein Leben.
    »Verdammt, scheren Sie sich weg!«
    Ihre Hand ließ die Röcke los, stieß zu seiner Schulter vor und verkrampfte sich um das Revers, mit der anderen Hand hielt sie ihm das eingewickelte Päckchen hin. Er schob sie zurück, aber sie klammerte sich wild an ihn und kreischte immer wieder diesen Namen. Yavuz. Er schlug ihr ins Gesicht.
    Sie taumelte auf das nasse Kopfsteinpflaster. Er zuckte zurück. Das fettige Päckchen hielt nun er in der Hand. Sie stand wieder auf. Tränen flossen ihr die vertikalen Falten zum Mund hinab. Ein türkisches Gesicht. Ein paar Blutstropfen rannen ihr aus der Nase. Sie setz te sich in Richtung auf Taksim in Bewegung.
    »Und kommen Sie nicht wieder her, haben Sie gehört. Lassen Sie mich in Ruhe.« Seine Stimme brach. Als sie außer Sichtweite war, betrachtete er das Päckchen. Er wußte, daß er es nicht öffnen, sondern in die nächste Mülltonne werfen sollte. Aber als er seine Neugier noch zügeln wollte, rissen seine Finger bereits die Schnur auf. Ein lauwarmer, teigiger Laib Borek. Und eine Orange. Das Wasser lief ihm bei dem penetranten Käsegeruch im Mund zusammen. Nein!
    Er hatte nichts zu Abend gegessen. Er war hungrig. Er verspeiste es. Sogar die Orange.
     
    Im Januar schrieb er nur zwei Eintragungen in sein Notizbuch, die erste ohne Datum bestand aus einem Absatz aus A. H. Lybyers Buch über die Janitscharen, das große Sklavenkorps der Sultane, Die Regierung des Osmanischen Reichs zur Zeit Suleimans des Prächti gen. Der Text lautete:
    Vielleicht wurde niemals auf dem Boden dieser Erde ein waghalsigeres Experiment von so großer Tragweite unternommen, als es die Regierungsinstitutionen der Osmanen darstellten. Diesem am nächsten kommen die Ideale der Platonischen Republik, und die engste tatsächliche Parallele ist im Mamelukensystem Ägyptens zu finden; doch war es nicht wie das erstere auf die hellenistischen Adeligen beschränkt, und es unterdrückte und überlebte das zweite. In den Vereinigten Staaten von Amerika sind Männer von der rauhen Arbeit in hinterwäldlerischen Gebieten bis zum Präsidentenstuhl emporgeklommen, aber dies gelang ihnen aus eigener Kraft und nicht durch die Stufenleiter eines Systems, das in weiser Vorausschau dazu angelegt war, ihnen weiterzuhelfen. Die römisch-katholische Kirche kann noch heute einen Bauern dazu ausbilden, Papst zu werden, aber sie hat nicht damit angefangen, diese Kandidaten fast ausschließlich aus den Reihen von Familien mit einer entgegengesetzten religiösen Einstellung auszuwählen. Das osmanische System nahm absichtlich Sklaven und machte sie zu Staatsministern. Es holte Knaben vom Schafpferch und der Pflugschar weg und formte sie zu Höflingen und Gatten von Prinzessinnen; es nahm junge Männer, die seit Generationen christliche Namen trugen, und machte sie zu Herrschern in den größten mohammedanischen Reichen, zu Soldaten und Generälen in unbesiegbaren Armeen, deren Hauptanliegen der Kampf gegen das Kreuz und die Errichtung des Halbmondes war. Es fragte die Neulinge nie: »Wer war dein Vater?« oder »Was kannst du?« oder sogar »Sprichst du unsere Sprache?«, sondern es betrachtete ihre Gesichter und ihren Körperbau und entschied: »Du wirst Soldat, und wenn du dich würdig erweist, General.« Oder »Du wirst ein Gelehrter und Weiser sein, und wenn du die Fähigkeiten dazu besitzt, über die Länder herrschen oder Staatsminister sein.« In selbstherrlicher Rücksichtslosigkeit setzte sich das osmanische System über die grundlegenden Sitten hinweg, die man »menschliche Natur« nennt, ebenso über die religiösen und gesellschaftlichen Vorurteile, die man für die Wurzeln des Lebens hält – es nahm Kinder den Eltern weg, trennte sie von ihren Familien in ihren aktivsten Jahren, gestattete ihnen keinen sicheren Besitz, versprach ihnen nicht, daß ihre Söhne und Töchter durch ihren Erfolg
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