Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
Winkel überlebt haben könnte. Auch andere Leute, nicht nur Bill, müssen mit abgeschlossenen Systemen gearbeitet haben; mit Sicherheit dürften alle Staaten mit eigenen Raumfahrtprogrammen dazugehört haben, und vielleicht waren auch dort irgendwelche dieser Nassers bewohnt. Ich habe zwar nichts davon gehört, daß an jenem Tage Astronauten oder Kosmonauten die Erde umkreist hätten, wenn aber doch, und wenn es ihnen gelungen wäre, sicher zu landen, so könnten sie irgendwo überlebt haben.
    Aber ich habe mit der besten Funkanlage, die wohl je gebaut wurde, in alle Himmelsrichtungen hinausgehorcht und nie auch nur einen Ton empfangen. Ich lauschte und sendete und lauschte und sendete und lauschte. Nichts. Absolut nichts. Kurzwelle, Langwelle, Mittelwelle, UKW, Seefunk, überall. Nichts. Keine Antwort. Natürlich haufenweise automatische Signale von unbemannten Satelliten, und auch die Radiosterne lassen sich immer noch vernehmen, aber nirgends ein menschliches Lebenszeichen.
    Ich habe alle Sendeanlagen, die an das Con Ed-EE-Netz angeschlossen sind, benutzt: bei der RCA, der American Cable & Radio und Bell, bei der Western Union, der Associated Press, UPI und Reuters Nachrichtendienst, die unzähligen Fernschreiber der New York Times und sogar das weltweite Buchungsnetz der Hilton Hotels, nur um Botschaften hinauszusenden. Keine Antwort. Zu dieser Zeit entwickelte ich mich schon zu einem Experten auf dem Gebiet des Nachrichtenwesens und fand die Pentagon-Funkstation bei der AT & T [American Telephone & Telegraph]. Stille. Das gleiche beim heißen Draht zum Kreml. Ich las Kopien von Fernschreiben und entdeckte die letzte Botschaft Washingtons an Moskau. Reine Routine. Nicht der kleinste Hinweis darauf, daß irgendwo etwas nicht in Ordnung sei. Ähnlich muß es in der Nachrichtenzentrale der Streitkräfte in Pearl Harbor ausgesehen haben, an jenem anderen Sonntagmorgen vor einem Menschenalter.
    Diese Aufzeichnungen sind für die Nachwelt bestimmt. Meine Einschätzung der Sachlage schwankt, den Umständen entsprechend; Siss erkläre ich jedoch: »Ich weiß, daß niemand außer uns überlebt hat. Du mußt mir schon glauben, daß die übrige Welt ebenso leer ist wie New York.«
    Keiner da, außer uns Küken, Chef. Nur wir armen flügellahmen Vögel. Ein mittelalterlicher Gockel und eine traurige kleine Henne, ein bißchen enttäuschend nach der ganzen Vorgeschichte. Was erwartest du von uns, Chef? Wie sieht der nächste Schritt im großen kosmischen Plan aus? Sag uns: Wo werden wir dann sein?
    Aber sag es nicht mir, sag es Siss. Ich warte nicht auf Antwort, aber sie. Sie war es, die die erste Kirche betrat, die sie an jenem Sonntagmorgen offen fand (einige waren verschlossen, wie du weißt), und sie sagte alle Gebete, die sie kannte, und bat um Gnade für ihre Verwandten, für ihre Freunde und für ihre Arbeitgeber und für mich und für alle die Toten, die gestern noch gelebt hatten, und schließlich auch für sich selbst; und dann fragte sie noch, warum. Sie war eine ganze Stunde da drinnen, und als sie herauskam, hatte sie wohl keine Antwort gefunden.
    Keiner da, außer uns Küken, Chef. Was erwartest du von uns? Sollen wir uns selbst zu Geflügelklein verarbeiten?
     
    Im Laufe des Vormittags an jenem Jüngsten Tage waren sie von Cantwells Haus aus, nahe dem Gelände der Columbia Universität, den Broadway hinuntergegangen.
    Falls jemand in heiterer Stimmung gewesen wäre, hätten die Autos, die dort in lächerlichen Stellungen herumstanden, Lachstürme ernten können. Einige standen brav hinter den weißen Streifen an den Kreuzungen, ihre Fahrer schien es während der Rotphase überrascht zu haben. Ohne den Fahrer waren diese Autos einfach stehengeblieben, die Motoren hatten pflichtgetreu das Benzin im Tank verbraucht, um dann mit einem Husten einzuhalten. Einige hatten ihre Nase sanft gegen Ladenfenster gedrängt, andere weniger sanft in andere Autos oder Lastwagen gebohrt. Ein Lastwagen, beladen mit Eiern aus New Jersey, war umgestürzt, und seine Fracht vertropfte nun in eine gelblichweiße Pfütze. Rolfe rümpfte die Nase, in Vorahnung des warmen Tages irgendwann in der nächsten Woche, und nahm sich vor, nie wieder hierherzukommen.
    Einige Male fand er ein Auto, auf das sich ein anderes von hinten heraufgeschoben hatte. Es schien, als ob sie im Bewußtsein, daß sie nie wieder hergestellt werden würden, es nun mit Begattung versucht hätten.
    Während Siss in der Kirche war, suchte sich Rolfe ein Auto, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher