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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2
Autoren: Damon Knight
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einen grünen Bademantel. Kannst du ihn sehen?«
    »Nein, du Dummerchen. Meine beiden Augen sind verbunden. Hat er einen grünen Gürtel?«
    »Ja schon, aber den habe ich bei Ronny verloren, als ich da übernachtete. Aber ich glaube nicht, daß ich lange bei Ronny war.«
    »Wie alt ist Ronny?«
    Die Schwester kam ins Zimmer und sagte: »Pscht! Es tut mir leid, Miss D.! Ich wußte nicht, daß er Sie stört.«
    »Er stört mich nicht«, protestierte sie.
    »Komm«, sagte die Schwester zu dem kleinen Jungen.
    »Er hat mich wirklich nicht gestört«, sagte sie.
    »Liegen Sie still«, befahl die Schwester.
    Die Bilder kamen wieder, manche ganz bunt, andere öde Granitlandschaften. Sie fuhr zum Mond und sprang sechs Meter in die Luft. Sie fiel in einen See, und das kalte Wasser rann ihre Wange hinab zum Kinn und in das Kissen. Unter der Lauberde schnupperte ein Schwein an ihr und fing an, in ihren Augen zu wühlen, bis die Schwester kam und ihr noch eine Tablette gab.
    Nachdem man sie mit Haferflocken gefüttert hatte, begann sie an ihre Mutter zu denken. Sie stellte sich vor, wie die großen braunen Augen ihrer Mutter Tränen vergossen, Ströme von Tränen um ihre arme verlorene Tochter. »Herrgottnochmal, hör doch endlich auf zu schnüffeln«, glaubte sie ihren Vater zu hören, langbeinig, in rotgestreiften Shorts, während er sich an einem sonnigen Morgen rasierte, und das Badezimmer war voller Dampf und roch nach Zigarettenrauch.
    »Wie geht es den Kindern?« erkundigte sie sich.
    »Welchen Kindern?« fragte die Schwester.
    »Denen aus dem anderen Wagen.«
    »Es geht ihnen gut«, sagte die Schwester.
    Eines der Kinder hob einen Baseball auf und warf ihn nach ihr. Sie wußte, daß er ihr Auge treffen würde und duckte sich, aber das Kissen hielt sie fest, und so bekam sie ihn voll ins Auge. Sie stieß einen schrillen Schrei aus.
    »Schsch, Mädchen«, sagte die Schwester und gab ihr einen Klaps auf den Nacken.
    »Ich bin zehn«, sagte der kleine Junge, als sie wieder wach war. »Ich heiße Bob, und ich habe nur einen Arm.«
    »Das weiß ich. Du hast es mir erzählt. Ist es schön, zehn Jahre alt zu sein?«
    »Nein«, sagte Bob. »Wie alt bist du?«
    »Zwanzig«, antwortete sie. »Ich war auch nicht gerne zehn.«
    »Ist zwanzig besser?«
    »Manchmal.«
    »Oh, pscht«, sagte die Schwester, als sie wieder hereinkam.
    »Haben Sie das in der Schwesternschule gelernt?« fragte sie.
    »Was?«
    » Pscht. Das sagen alle Schwestern immerzu.«
    »Komm, Bob, du weißt doch, daß du nicht hier drin sein sollst.«
    Die Schwester kam mit dem Arzt zurück, und der Arzt sagte: »Sie dürfen sich jetzt aufsetzen.«
    »Nein, danke. Es ist ganz gemütlich so.«
    »Ich meine, Sie können sich jetzt im Bett aufsetzen«, sagte der Arzt.
    »Ich will nicht.« Sie kicherte.
    »Schwester«, fragte der Arzt mit gedämpfter Stimme, »wieviel Nembutal hat sie bekommen? Daß sie uns nicht zu schwierig wird.« Rascheln von Tabellen. »Oh«, sagte der Arzt. »Nun, Miss D. wir versuchen es später noch mal, ja?«
    »Da ist ein Hund unter dem Bett. Niemand hat ihn gefüttert.«
    »Ja«, sagte der Arzt und seufzte.
    »Ein Terrier. Er muß gefüttert werden.«
    Die Schwester seufzte. »Pscht, wir füttern ihn schon, Mädchen, keine Sorge.«
    Da schien wirklich ein Hund unter dem Bett zu sein, ein tröstlicher Gefährte, der zwischen den herabhängenden Falten der aseptischen Bettdecke hockte. Sie warf ihm ihr Kissen hinunter, damit er sich auf etwas legen konnte. Nach einer Weile kroch der Hund hervor, zerrte an dem Draht, der von ihrem Nacken herabhing und ging fort. Sie wollte ihn zurück haben, zur Gesellschaft, sie wollte mehr Nembutal, zum Trost. Und plötzlich wollte sie geliebt werden. Als sie das Glas ansetzte, sprudelte Champagner, und ein paar Bläschen zerplatzten süß auf ihrer Wange, Liebe, Liebe, Tanz und Musik. Wie würde das Auge aussehen?
    »Wird es schrecklich aussehen?« fragte sie den Arzt, der mit kaltem Metall an den Verbänden herumschnippelte.
    »Bestimmt nicht. Über dem Narbengewebe wird sich ein Häutchen gebildet haben. Das entfernen wir später.«
    »Und stechen mir dabei wieder mit so einer reizenden Nadel ins Auge?«
    »Halten Sie die Augen geschlossen«, befahl er, und sie gehorchte. »Sie wollen es doch nicht ohne Betäubung machen lassen«, setzte er hinzu. Er entfernte die Wattebäusche, und sie spürte die Kälte auf den Lidern. »Sie dürfen jetzt versuchen, sie aufzumachen«, sagte er.
    Versuchen? Sie öffnete die
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