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Damon Knight's Collection 07 (FO14 )

Damon Knight's Collection 07 (FO14 )

Titel: Damon Knight's Collection 07 (FO14 )
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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daraufhin einen Blick zu, in dem Erleichterung, aber auch Trauer liegen mochte, aber beim Essen in ihrem lampenerleuchteten Haus wirkte sie so ruhig und gelassen wie immer, und sie verspeisten ihren Käse und das altbackene Brot mit Vergnügen.
    Am folgenden Tag karrte er eine Ladung nach der anderen hinunter, und wenn ein Wüter auf ihn aufmerksam geworden sein sollte, so hielt er es für eine Abart ihrer eigenen Zerstörungswut. Der Abfall des Strandes zum tiefen Wasser hin senkte sich allmählich, und so konnte er weiterbauen, ohne über die Wasseroberfläche auftauchen zu müssen. Er hatte bei niedrigster Ebbe begonnen, so daß sein Bauwerk zu keiner Zeit im Trockenen lag. Bei höchster Flut erwies es sich als schwierig, die Ziegel in einer rohen Reihe hineinzuwerfen und anzuordnen, während die donnernde See ihn herumzerrte und ihm in den Augen brannte; nichts konnte ihn beirren. Gegen Abend transportierte er lange eiserne Stangen hinab und befestigte damit seinen Bau, weil die seitliche Strömung seinen Damm zwei Meter vom Beginn ab zu unterspülen drohte. Er vergewisserte sich, daß selbst die Stangenspitzen bei niedrigster Ebbe unter der Wasseroberfläche blieben, damit kein Wüter auf die Idee kam, hier würde etwas Positives errichtet. Ein paar ältere Männer gingen auf ihrem Heimweg von einem gemeinsamen Weinen in der Erhöhungshalle an ihm vorüber, als er klappernd und ratternd mit dem leeren Schubkarren durch die dunkle Straße heimwärts zog, aber sie lächelten ihn nur ernsthaft an. »Es ist gut, sich von allen Gegenständen zu befreien«, sagte der eine sanft, und die anderen nickten zustimmend.
    Am nächsten Tag baute Lif an seinem Damm weiter, obgleich er nicht wieder von den Inseln geträumt hatte. Der sandige Untergrund fiel weiter draußen steiler ah. Er entwickelte eine neue Methode, stellte sich auf den äußersten Rand des Baus und kippte den sorgfältig vollgeschichteten Schubkarren von dort aus in die Tiefe; dann sprang er nach und arbeitete verbissen, ab und zu keuchend nach Luft auftauchend, weiter, um die Ziegel aufeinanderzusetzen und zwischen die eisernen Stangen zu verkeilen; dann wieder marschierte er die Klippenpfade hinauf und ratternd durch die stillen Straßen, um die nächste Ladung hinabzukarren.
    Irgendwann während dieser Woche bot die Witwe, die auf ihn in seiner Ziegelei wartete, an: »Erlaube mir, sie dir über die Klippe hinunterzuwerfen, dann ersparst du dir einen weiten Weg.«
    »Es ist Schwerarbeit, den Schubkarren zu beladen«, gab er zu bedenken.
    »Macht nichts«, meinte sie.
    »Na schön, wenn du willst. Aber die Ziegel sind schwere Brocken. Nimm nicht zuviel auf einmal. Ich gebe dir einen kleinen Schubkarren. Und der Kleine kann auf der Ladung sitzen und spazierenfahren.«
    So half sie ihm also, einen um den anderen Tag; das Wetter war silbrig, nebelumhangen am Morgen, und den ganzen Nachmittag klar und heiter. Die Rispen der Unkrautbüschel auf den Klippen wiegten sich im Wind; sonst war nichts Blühendes übriggeblieben. Der Damm erstreckte sich schon viele Meter vom Ufer weg, und Lif mußte eine Fähigkeit erlernen, die bisher noch niemand außer einem Fisch gemeistert hatte. Er schwebte und tummelte sich im Wasser, im Meer, ohne mit Hand oder Fuß die feste Erde zu berühren.
    Er hatte noch nie von einem Menschen vernommen, der das vermochte; aber viel dachte er nicht darüber nach. Dazu war er viel zu beschäftigt, mit seinen Ziegeln, mit Luftholen und Eintauchen, den ganzen Tag ins Wasser und wieder heraus, in der Gischt, inmitten von wellenumsprühter Luft oder luftgemischtem Wasser, und der Nebel und der Aprilregen, eine völlige Verwirrung der Elemente. Manchmal war er in der düsteren, grünen, unatembaren Welt da unten glücklich, während er sich mit seltsam eigenwilligen und schwerelosen Ziegeln vor den starren Blicken von Fischen herumschlug, und nur der Bedarf an Luft trieb ihn keuchend nach oben in den salzperlenden Wind.
    Er arbeitete den ganzen Tag, krabbelte zum Strand, um die Steine einzusammeln, die seine getreue Helferin über die Klippen geworfen hatte, belud seinen Schubkarren und rannte mit ihm über den Damm, der bei Ebbe einen halben Meter und bei Flut fast eineinhalb Meter unter der Wasseroberfläche lag, kippte die Last am Ende, sprang nach und baute. Und dann wieder an Land für die nächste Ladung. Er kam erst abends erschöpft in die Stadt zurück, salzverkrustet und wund, hungrig wie ein Löwe, und dann teilte er mit der Witwe und
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