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Damian

Damian

Titel: Damian
Autoren: Susanne Caspary
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Mitte auf ihre Ebene, von wo aus das Tor zum Tempel durchschritten werden kann. Damian steht nun neben ihr, nachdem er ihr die Zeit gelassen hat, das Monument auf sich wirken zu lassen und zahlreiche Fotos zu schießen.
    „Die beiden nördlichen Statuen tragen den Namen Ramses, der Geliebte des Amun und Ramses, der Geliebte, des Atum und die beiden südlichen Ramses, Sonne der Herrscher und Ramses, Herrscher beider Länder“, erläutert er ihr. Langsam und immer noch schwer beeindruckt gehen sie hinauf, auf die Terrasse, zum Tempeleingang. Rachel bestaunt das Fries der Heiligen Affen oberhalb der Tempelfassade. Zu Füßen der vier sitzenden Kolossalstatuen Ramses II. am Eingang des Großen Tempels sind kleinere Statuen aufgestellt, die Familienmitglieder des Königs darstellen. Seitlich und zwischen seinen Beinen befinden sich unter anderem die Skulpturen seiner Großen königlichen Gemahlin Nefertari. Rachel hat keine Ahnung, wie Damian es geschafft hat, dass der Tempel bereits geöffnet ist, aber ein Wächter in weißem Kaftan begrüßt sie mit einem freundlichen Lächeln. Sie betreten die große Pfeilerhalle. An der Decke des Mittelschiffs befindet sich eine Bemalung mit gekrönten, die Flügel ausbreitenden Geiern der Göttin Nechbet, die schützend Federfächer um die Kartusche des Königs in den Krallen halten. Damian nimmt Rachel wieder an die Hand, erklärt ihr eingehend all die Reliefs und Zeichnungen an den Wänden und Säulen, während sie weiter durch den Tempel gehen. Schließlich gelangen sie durch eine weitere Türöffnung in den quer angelegten Vorraum des Heiligtums. Von dort erblicken sie das Allerheiligste, an dessen Rückwand die lebensgroßen Statuen des Ptah, Amun-Re, Ramses II. und Re-Harachte von links nach rechts auf einer niederen Steinbank sitzend aufgereiht sind.
    „Der Pharao ist den Göttern gleichgestellt“, erklärt Damian ihr. Rachel kann sich kaum sattsehen, an diesen wunderbaren Kunstwerken. Minutenlang betrachtet sie die Statuen und fühlt sich zurück versetzt in eine andere Zeit. Plötzlich reißt ausgerechnet Damian sie aus ihrem Tagtraum.
    „Bist Du bereit für das Sonnenwunder?“, fragt er sie und sieht ihr tief in die Augen. Rachel hat keine Ahnung, was er meint und erst als der erste Sonnenstrahl auf den Diamanten ihres Verlobungsringes trifft und das Licht sich in tausenden Funken und Blitzen an den Wänden bricht, weiß sie, was er meint. Nur zwei Mal im Jahr treffen die Sonnenstrahlen auf das Allerheiligste. Sie hält vor Ehrfurcht und Staunen den Atem an, als die durch den Tempeleingang eindringenden Sonnenstrahlen drei der vier in sitzender Haltung dargestellten Götterstatuen beleuchten. Die absolute Stille im Tempel und dieses mystische Schauspiel der Sonne, berühren Rachel tief in ihrem Herzen. Und als Damian dann beginnt in altägyptischer Sprache, mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen ein Gebet leise vorzutragen, werden ihr die Knie weich. Als er geendet hat, schaut er sie mit seinen dunklen Augen eindringlich an.
    „Ich habe die Götter um Vergebung gebeten und um Schutz. Dies ist ein heiliger Ort,  Rachel, nur hier kann man die Götter spüren.“ Rachel betrachtet Damian fasziniert und befremdet zugleich. Er ist ein kluger, moderner Mann, fliegt Flugzeuge, beschäftigt sich mit Computern und weiß vermutlich mehr über das Universum als alle NASA Spezialisten zusammen und doch steht er hier in einem Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende altem Tempel und betet zu den alten Göttern seiner Vergangenheit.
    „Ich habe sie um ihren Segen für unsere Verbindung gebeten“, flüstert er leise. Damian weiß nicht, wie er Rachels Gesichtsausdruck deuten soll. Findet sie sein Verhalten lächerlich? Hat sie eine Ahnung, wie sehr sein Herz noch an den alten Ritualen aus der Zeit vor seiner Verwandlung zum Vampir hängt? Rachel geht auf ihn zu, legt zärtlich ihre Hand auf seine Wange und schaut tief in seine warmen, braunen Augen.
    „Ja“, bestätigt sie ihm mit fester Stimme. „ Es ist gut, dass Du das getan hast! Die Götter werden mit uns sein!“ Noch nie hat ein Mensch mit so wenigen Worten sein Herz und seine Seele so tief berührt. Damian schließt Rachel in seine Arme und sie halten einander fest und wissen in diesem Augenblick, dass Hoffnung kein leeres Wort ist, Hoffnung ist der wichtigste Pfeiler ihrer unumstößlichen Liebe zueinander. Diesen Moment puren Glücks schließen sie für immer, bis in alle Ewigkeit, in ihre Herzen
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