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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo
Autoren: B Melzer
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gedrängt. Er hatte ihm den Raum gegeben, der nötig war, doch womöglich war der Zeitpunkt gekommen, an dem ein freundschaftlicher Tritt in den Hintern hilfreicher war, als ihm weiteren Freiraum zu gewähren.
    Während die Mauer, mit der Frank sich umgab, immer höher zu werden schien, traten die Ermittlungen weiter auf der Stelle. Chase hatte einige andere Fälle zu bearbeiten, Fälle, in denen sich rasche Erfolge abzeichneten, da es Spuren und Verdächtige gab. Die übrige Zeit nutzte er, um die Verbrechen des Schlitzers zu studieren. Wieder und wieder ging er die einzelnen Akten durch, studierte die Fotos und las die anhängenden Berichte von Polizei, Spurensicherung und Gerichtsmedizin zum wohl hundertsten Mal. Nichts davon brachte ihn auch nur einen Schritt weiter.
    Frustriert warf er die Akte, in der er gerade geblättert hatte, auf den Tisch zurück, als das blecherne Klingeln des Telefons die Stille im Büro durchbrach. Er schaltete den Lautsprecher ein. »Miss Tanner?«
    »Detective Munarez möchte Sie sprechen.«
    »Stellen Sie sie durch.« Chase nahm den Hörer ab. »Was gibt es, Detective?«
    »Er hat wieder zugeschlagen«, kam Munarez sofort zur Sache. »Diesmal in Edmonston.«
    »Ist das Opfer jemand, den wir kennen?«
    »Diesmal nicht.« Mit knappen Worten schilderte Munarez ihm, wer das Opfer war und was sie am Tatort vorgefunden hatten – alles entsprach der gewohnten Vorgehensweise. Ein ruhiger Vorort ohne Videoüberwachung, der Ehemann auf Geschäftsreise, die Frau betäubt und an einen Stuhl gefesselt, der vor einem Spiegel stand. Auch die Tat an sich folgte dem üblichen Muster. Lippen und Augenlider festgenäht, Schnitte an den Venen und zwei Einstichstellen am Hals, durch die ihr mit großer Wahrscheinlichkeit das Betäubungsmittel und der Gerinnungshemmer injiziert worden waren.
    »Soll ich zu Ihnen kommen?«
    »Nein. Das Haus ist zu klein, wir treten uns hier auch so schon gegenseitig auf die Füße, ohne dass wir aufpassen müssen, euch FBI-Typen nicht im Gedränge die Anzüge zu zerknittern.« Typisch Munarez. Für gewöhnlich wollte sie so wenig wie möglich mit dem FBI zu tun haben, da sie immer befürchtete, dass sich die Bundespolizei zu sehr in ihre Arbeit einmischte oder ihr gar den Fall entziehen könnte. Munarez hatte ihr Feindbild gefunden, an dem sie ihren aufgestauten Frust über die stockenden Ermittlungen auslassen konnte – und üblicherweise tat sie das auch ausgesprochen großzügig. Auch wenn sie das Field Office gern aus ihren Angelegenheiten heraushielt, hatte sie zumindest eingesehen, dass Chase’ Arbeit für sie von Nutzen sein konnte. Er hatte weiß Gott lange genug auf sie eingeredet, um ihr begreiflich zu machen, dass seine Abteilung keine Fälle an sich riss, sondern lediglich dazu da war, die Polizei zu unterstützen.
    Sie bellte jemandem einen Befehl zu, gefolgt von einem ihrer mexikanischen Flüche, ehe sie sich wieder an Chase wandte. »Kommen Sie morgen Mittag aufs Revier, dann können Sie sich Edwards’ Bericht anhören, bevor wir zum Tatort fahren.«
    »In Ordnung.« Sobald er seinen Vortrag beendet hatte, würde er sich auf den Weg machen. Trotzdem ließ er sich die Adresse geben und kritzelte sie auf seinen Notizblock. Als er den Stift zur Seite legte, fragte er: »Wie geht es Anderson?«
    Munarez schnaubte. »Immer noch krankgeschrieben, schon die fünfte Woche, und vermutlich dauert es mindestens noch einmal so lang, bis er endlich zurückkommt. Und in der Zwischenzeit kann ich die ganze Scheiße hier allein machen, mit so einem Grünschnabel an der Backe, der nicht mal mit einem Navigationssystem seinen eigenen Hintern finden würde.«
    Chase konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. So leid es ihm für Anderson tat, der vor einigen Wochen vollkommen überarbeitet und ausgebrannt zusammengeklappt war, so sehr amüsierte ihn Munarez’ Ausbruch. »Jetzt wissen Sie wenigstens, wie es Anderson ging, als Sie zu ihm kamen.«
    »Chinga tu madre!«
    »Sie polieren meinen Wortschatz ganz schön auf.
Adiós,
Anita.«
    Er beendete das Gespräch und ging zur Pinnwand, die hinter ihm hing. Dort hatte er schon vor Monaten einen Stadtplan aufgehängt, auf dem er die jeweiligen Tatorte einzeichnete. Beim Anblick der Markierungen verflog seine gute Laune schlagartig. Er griff nach dem roten Filzstift und zeichnete das dreizehnte Dreieck ein, ehe er einen Schritt zurücktrat, um die Karte zu betrachten.
    Fast alle Markierungen verteilten sich über die nördlichen und
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