Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
miteinander bekannt gemacht. Wir haben uns über die gemeinsamen alten Zeiten unterhalten, damals auf der Galla.«
    Jefferson hatte Mühe, seine Miene unter Kontrolle zu halten, doch er blinzelte unwillkürlich und sah McKenna an.
    »Oh.« Brogan grinste. »Du hast nichts davon gewusst? Hat sie dir denn nicht erzählt, wer sie war? Es heißt doch immer, man könne denen vertrauen, die man liebt …«
    »Ich weiß alles«, bluffte Jefferson. »Sie hat es mir erzählt.«
    Brogan starrte ihn eine Sekunde an, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Nein, ich glaube nicht. Mag sein, dass du es herausgefunden hast, vor kurzer Zeit erst. Aber sie hat es dir bestimmt nicht erzählt. Die Bilder in Lyermans Schlafzimmer, nicht wahr? Du hast die Bilder in Lyermans Schlafzimmer gesehen?«
    Jefferson schwieg. Was sollte er sagen? Brogan wusste ohnehin Bescheid.
    Brogan grinste erneut. »Nun, wenn du dich schon nicht von alleine daran erinnern konntest, dass McKenna an Bord der Galla war, und wenn sie dir nichts darüber erzählt hat, dann erinnerst du dich sicher auch nicht daran, wie die Geschichte ausgegangen ist. Du hast keine Ahnung, was da draußen passiert ist, nicht wahr? Du weißt nicht, ob McKenna sich auf meine Seite geschlagen hat. Ob sie mir geholfen hat, oder ob sie dir gegenüber loyal geblieben ist. Du hast nicht die leiseste Ahnung, Jefferson, gib es zu. Du kannst dich an gar nichts erinnern.«
    »Doch. Sie ist nicht auf deine Seite gewechselt.«
    »Tatsächlich? Was macht dich so sicher?« Brogan grinste immer noch; dann beugte er sich hinunter, küsste McKenna auf die Wange, und seine Zunge fuhr über ihre Haut zu ihrem Ohr. »Was bringt dich auf den Gedanken, dass sie immer noch zu dir gehört?«
    »Wenn sie nun zu dir gehört – was hindert mich daran, euch beide zu erledigen?«, entgegnete Jefferson. »Gleich hier und jetzt?«
    Brogan starrte Jefferson überrascht an; dann schüttelte er den Kopf. »Nein … Nein, das würdest du nicht tun. Du liebst sie. Du hast sie immer geliebt, von Anfang an. All die Jahrhunderte hindurch. Und du hast ihr in all der Zeit niemals wehgetan. Ganz gleich, wie oft sie dich betrügt, du lernst es einfach nicht.«
    »Sie hat mich nie betrogen.«
    »Bist du sicher? Komm auf meine Seite, und du kannst endlich mit ihr zusammen sein. Wir hätten zwei Menschenalter Zeit, die Reinkarnation von Vincent zu finden und zu überzeugen. Du könntest länger mit ihr zusammen sein als die flüchtigen Augenblicke, die wir in einem Menschenleben haben. Viel länger. Viel, viel länger als das bisschen Zeit, das Gott den Menschen gibt, bevor sie sterben. Das biete ich dir an, falls du auf meine Seite kommst.«
    »Und was verlangst du als Gegenleistung?«
    »Nur dass du meine Hand nimmst.«
    »Deine Hand nehmen?«
    »Ja.«
    Brogan nickte, und indem er McKennas Handgelenk losließ, streckte er Jefferson die Hand entgegen. Jefferson trat einen Schritt vor und senkte die Mossberg ein wenig. Plötzlich bewegte sich McKenna. Mit der freien Hand riss sie sich den Klebestreifen ab, der ihren Mund verschloss, und schleuderte ihn zu Boden.
    »Nein! Erschieß ihn! Schieß durch mich hindurch!«, rief sie. »Ich sterbe nicht hier. Ich bin an Bord der Galla nicht gestorben. Die Geschichte wiederholt sich – ich werde heute nicht sterben!«
    Brogan verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse und riss McKenna wieder an sich, um ihr die Hand auf den Mund zu drücken. Jefferson ließ die Mossberg fallen und riss den Bogen von der Schulter. Brogan starrte auf McKenna hinunter und schüttelte sie in rasender Wut. Erst als Jefferson einen Pfeil auflegte, den Bogen langsam spannte und zielte, blickte Brogan wieder auf.
    »Jefferson«, sagte er. »Überleg dir genau, was du tust. Ich kann dir wenigstens zwei Menschenalter mit McKenna geben, wahrscheinlich noch viel mehr. Ewige Liebe. Schlag mein Angebot nicht aus. Ich kann dir deinen größten Wunsch erfüllen.«
    Jefferson zögerte einen Moment; dann begegnete sein Blick dem McKennas. Ihren wunderschönen Augen. Sie weinte. Sie nickte ihm zu.
    Und Jefferson ließ den Pfeil von der Sehne schnellen.
    Er surrte durch den Regen, traf McKenna mitten im Leib, unmittelbar unter dem Brustkorb. Ihre Augen weiteten sich, dann wurden sie wieder schmal, ohne dass sie den Blick von Jefferson nahm. Langsam erschlaffte sie. Dann fiel sie auf den nassen Boden.
    Mein Gott, was habe ich getan …?
    Brogan ließ sie fallen. Voller Erstaunen blickte er zuerst auf McKenna und dann an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher