Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
Vom Netzwerk:
ihm hinunter.
    Cut. Mattie und die Telefonladenbesitzerin reißen sich die Kleider vom Leib.
    Cut. Blick durch Ludwigs Fernglas, verwackelt. Neben den Tänzern geht ein junges indisches Paar durch die Menge. Der Mann hält schützend seinen Arm um die Frau. Sie trägt einen Sari und hat das Tuch tief ins Gesicht gezogen. Das Fernglas schwenkt zurück auf den Laden.
    Cut. Sohan Roy und Jalaja wirbeln herum und verharren in ihrer Umarmung. Die Musik endet auf einem lauten Akkord. Ein Mann stürzt zu Jalaja und erneuert ihr Make-up.

72 Flucht
    Cal schob Mattie durch die Zuschauermenge zu Nick, der immer noch am Boden saß und sich den Kopf hielt. Er wollte zu ihm laufen und ihn in den Arm nehmen, aber Mattie kam ihm zuvor.
    »Nick!«, schrie sie und wischte ihm mit einem Zipfel ihres Saris den Dreck aus dem Gesicht.
    Cal fühlte die Eifersucht, die nach seinen Eingeweiden griff und ihm die Kehle zuschnürte. »Dafür ist jetzt keine Zeit!«, krächzte er heiser.
    Er winkte eine Autoriksha heran. Er schob Mattie hinein, danach Nick. Beide sahen ihn an. »Zum internationalen Flughafen!«, rief er dem Fahrer zu. »Schnell!«
    Die Riksha wackelte kurz und verschwand in einer Staubwolke um die Ecke. Sein erster Impuls war hinterherzurennen, aber er zwang sich, stehen zu bleiben und sich umzudrehen.
    Der Regisseur brüllte seinen Assistenten an. »Wer hat die Klappe geschlagen, bevor ich ›Action‹ gerufen habe? Und was hatte dieser Scheiß-Reflektor in meinem Bild zu suchen?«
    »Ich weiß nicht, Sir.« Der Mann sah aus, als wollte er auf der Stelle die Flucht ergreifen.
    »Wir sprechen uns noch!« Der Regisseur griff wieder nach seinem Megafon. »Tanzszene, die Zweite. Und Action!«, kreischte es in Cals Ohren. Wieder ertönte ein Knall. Durch die Köpfe der Umstehenden hindurch sah er, wie ein Komparse zu Boden stürzte. Sohan Roy blickte auf die Pistole in seiner Hand und warf sie angewidert auf die Straße. Dann wandte er sich zu Jalaja und hob sie sanft aus dem Dreck.
    Cal starrte auf das Set. Die Musik begann wieder zu plärren. Er drehte sich langsam zu dem Rohbau um. Die Fensteröffnung war leer.

73 Sari
    Du krallst deine Hand in Nicks Unterarm. Deine Augen sind so fest zusammengekniffen, dass du kleine weiße Lichtpunkte siehst. In deinem Magen bündelt sich die Angst zu einem dicken Strick.
    »Du kannst mich jetzt loslassen. Wir sind oben.« Warum ist Nick nur so normal? Nichts bringt ihn wirklich aus der Fassung, nicht mal fliegen.
    Du öffnest die Augen und versuchst, die verdrehten Muskelstränge deines angespannten Körpers wieder zu entwirren. Vorsichtig riskierst du einen Blick aus dem Fenster. Unter dir kippen die orangen Lichter von Bombay aus ihrem schiefen Winkel in die Waagerechte. Jetzt ist es dunkel. Ihr seid über dem Meer.
    Langsam sickern die Ereignisse der letzten Stunden in dein Bewusstsein. Eine halbe Ewigkeit seid ihr im Flughafen herumgelaufen, um noch zwei Plätze für die Nachtmaschine nach Frankfurt zu bekommen.
    In langen Gängen zwischen den einzelnen Büros hat Nick immer wieder versucht, dir zu erklären, was eigentlich los ist. Aber dein Gehirn bockt immer noch und kriegt die einzelnen Teile nicht richtig zusammen. Es ist, als hätte er dir die komplizierte Handlung eines Filmes erzählt, den du im Fernsehen verpasst hast.
    »Ich versteh das nicht.« Du drehst dich zu Nick, der in sein Glas mit Whisky starrt.
    Bei näherer Betrachtung sieht er überhaupt nicht mehr normal aus, selbst ohne Flugangst. Seine Kiefermuskulatur arbeitet, der Mund ist fest geschlossen.
    »Du glaubst also, Ludwig Hauser verfolgt uns. Dabei hat er zuerst den Journalisten umgefahren und jetzt auch noch den Historiker erschossen? Warum sollte er das tun? Und warum schießt er auf mich, hier in Bombay? Das hätte er doch zu Hause einfacher haben können. Die ganze Geschichte ergibt keinen Sinn!«
    Nichts. Nur die malmenden Kiefer.
    »Hallo, Nick!«
    Widerstrebend löst er den Blick von dem Glas, stellt es aber nicht ab, sondern lässt es über der kleinen Tischplatte schweben, so dass die Flüssigkeit gefährlich hin und her schwappt. »Ich kann es dir auch nicht erklären, aber es ist nun mal so.« Seine Stimme klingt gepresst.
    Du musst zugeben, dass er Recht hat. Die logische Erklärung ist eine Sache, aber du kannst nicht leugnen, dass der Schuss gefallen ist.
    Jemand hat versucht, dich zu erschießen. Die Erkenntnis trifft dich wie ein Schock.
    Nick hat deinen Blick richtig gedeutet und stellt das Glas mit

Weitere Kostenlose Bücher