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Cujo

Cujo

Titel: Cujo
Autoren: Stephen King
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Tad, Donna?«
    »Wagen. Wagen. Krank. Hospital.« Sie konnte nur flüstern und auch das kaum noch. Bald würde sie nur noch die Lippen bewegen können. Aber spielte das eine Rolle? Vic war hier. Sie und Tad waren gerettet.
    Er ließ sie stehen und ging zum Wagen. “Sie blieb, wo sie war, und betrachtete unbewegt den zerschundenen Körper des Hundes. Am Ende war es doch gar nicht so schlimm gewesen, nicht wahr? Wenn es nur noch ums Überleben ging, ums nackte Überleben, dann überlebte-man eben oder man starb, und das schien völlig in Ordnung. Auch das Blut erschien ihr nicht mehr so schlimm und auch nicht das Gehirn, das aus Cujos eingeschlagenem Schädel quoll. Nichts schien mehr schlimm. Vic war hier, und sie waren gerettet.
    »O, mein Gott«, sagte Vic, und seine Stimme stieg dünn in die ruhige Luft.
    Sie schaute hinüber und sah, daß er etwas hinten aus dem Wagen nahm. Einen Sack mit etwas. Kartoffeln? Orangen? Was? Hatte sie vorher eingekauft? Ja, aber sie hatten die Sachen in das Haus getragen. Sie und Tad hatten sie hineingebracht. Sie hatten seinen Wagen dazu genommen. Was also -
    »Tad!« wollte sie sagen und rannte zu ihm hinüber.
    Vic trug Tad in den schmalen Schatten an der Seite des Hauses und legte ihn hin. Tads Gesicht war ganz weiß. Das Haar klebte wie Stroh an seinem kleinen Kopf. Seine Hände lagen im Gras, und die Handrücken schienen kaum schwer genug, die Halme niederzudrücken. Vic legte den Kopf an Tads Brust. Er sah zu Donna auf. Er war blaß, aber gefaßt.
    »Wie lange ist er schon tot, Donna?«
    Tot? wollte sie schreien. Aber sie bewegte nur die Lippen. Er ist nicht tot, er war nicht tot, als ich ihn auf den Rücksitz legte. Was erzählst du mir da? Er ist tot? Was erzählst du mir da, du Schwein?
    Das alles versuchte sie zu sagen mit ihrer stimmlosen Stimme. War Tads Leben fortgeglitten, als auch der Hund sein Leben aushauchte? Das war unmöglich. Kein Gott, kein Schicksal konnte so ungeheuer grausam sein.
    Sie rannte zu ihrem Mann und gab ihm einen Stoß. Vic, der alles andere erwartet hatte, fiel nach hinten zu Boden. Sie hockte sich neben Tad. Sie legte seine Hände über seinen Kopf. Sie öffnete seinen Mund, hielt ihm die Nase zu und hauchte ihren stummen Atem in die Lungen ihres Sohnes.
    In der Einfahrt hatten die trägen Sommerfliegen Cujos Leiche und die von Sheriff Bannerman gefunden, dem Mann von Victoria, dem Vater von Katrina. Sie machten keinen Unterschied zwischen dem Hund und dem Mann. Es waren demokratische Fliegen. Die Sonne brannte triumphierend vom Himmel. Es war jetzt zehn Minuten vor eins, und die Felder flimmerten und tanzten von der Sommerhitze. Der Himmel war fahlblau. Tante E wies Voraussage war eingetroffen.
    Donna atmete für ihren Sohn. Sie atmete. Sie atmete. Dir Sohn war nicht tot. Sie war nicht durch diese Hölle gegangen, damit ihr Sohn jetzt tot war, und es durfte einfach nicht sein.
    Es dufte nicht sein.
    Sie atmete. Sie atmete. Sie atmete für ihren Sohn.

    Sie tat es noch, als zwanzig Minuten später die Ambulanz in die Einfahrt einbog. Sie ließ Vic nicht in die Nähe des Jungen. Wenn er kam, fletschte sie die Zähne und knurrte ihn tonlos an.
    Vic war vor Kummer wie betäubt. Durch die Verandatür, die Donna so lange und so sehnsüchtig angestarrt hatte, drang er gewaltsam in das Haus ein. Die innere Tür war nicht abgeschlossen. Er telefonierte.
    Als er wieder herauskam, versuchte Donna immer noch, ihren toten Sohn durch Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzu-beleben. Er ging auf sie zu und überlegte es sich anders. Statt dessen ging er zum Wagen. Er öffnete ihn, und die Hitze fuhr ihm entgegen wie ein unsichtbarer Löwe. Hatten sie darin existiert? Am Montagnachmittag, den ganzen Dienstag und heute bis zum Mittag? Das war fast nicht zu glauben.
    Unter dem Boden des Kofferraums, wo der Reservereifen lag, fand er eine alte Wolldecke. Er schüttelte sie aus und breitete sie über Bannermans verstümmelte Leiche. Dann setzte er sich in das Gras und schaute auf die Straße Nummer 3 hinaus und auf die staubbedeckten Fichten auf der anderen Seite. Seine Gedanken verschwammen.
    Der Fahrer der Ambulanz und seine beiden Gehilfen hoben Bannermans Leiche in den Rettungswagen. Sie näherten sich Donna. Donna zeigte ihnen die Zähne. Ihre trockenen Lippen formten die Worte: Er lebt! Er lebt! Als einer der Männer ihr sanft auf die Füße helfen wollte, um sie wegzuführen, biß sie ihn. Später mußte dieser Mann sich selbst im Hospital gegen Tollwut behandeln
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