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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe
Autoren: Nancy Kress
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so langsam anfliegen sollte, wenn er
doch mit dem McAndrew-Antrieb ein sehr viel kürzeres und rasches
kontrolliertes Bremsmanöver hinkriegen kann. Warum sollte er
sich so viel Zeit lassen?«
    Zögernd wandte der Bürgermeister ein: »Vielleicht
will er erst mal sehen, wohin er zurückkehrt. Immerhin
war er neununddreißig Jahre fort.«
    Sie alle dachten darüber nach, neununddreißig Jahre, überlegte Jake. Und wie lang war das für Karim?
Vielleicht ein Jahr, vielleicht weniger, je nachdem, wie lange sie
unter dem McAndrew-Antrieb verbracht haben… Karim und Lucy
wären immer noch um die dreißig. Lucy, die er einst in den
Armen gehalten hatte, die er geküsst und geliebt… Bleib
in der Gegenwart!
    »Vorsicht könnte auch der Grund für Karims
Funkstille sein«, sagte Alex. »Er wartet vielleicht, bis
wir Kontakt aufnehmen.«
    »Nein, nein«, widersprach Jake und war nun dankbar
dafür, dass er aufgepasst hatte. »Es ist keine Vorsicht.
Auf der Franz Müller gibt es kein Funkgerät.
Erinnert euch, ich habe es euch doch erzählt: Es ist ein
gekapertes Schiff der Pelzlinge! Sie kommunizieren über QVV, und
auf Greentrees gibt es keine solche Anlage mehr. Ich habe es euch
erzählt!«
    »Das hatte ich vergessen«, gestand Alex.
    »Ihr habt viel zu viel vergessen! Seit Jahrzehnten versuche
ich, die Kriegsbereitschaft der Stadt aufrechtzuerhalten. Ich habe
euch gesagt, dass so was passieren würde! Aber von Jahr
zu Jahr werdet ihr nachlässiger, und wenn die Pelzlinge jetzt
wirklich angreifen, weiß ich nicht, ob überhaupt noch
jemand weiß, wie er…«
    Jake hielt inne. Falsch, ganz falsch. Er lamentierte schon wieder
und klang wie ein alter Mann, den niemand beachtete. Und das tat auch
keiner – außer Alex, die mehr aus Mitgefühl
zuhörte als in ernsthafter Aufmerksamkeit. Selbst jetzt, mit
diesem Schiff im Anflug…
    »Inwieweit sind wir auf so etwas vorbereitet?«, fragte
Lau-Wah. »Wer ist dafür verantwortlich?«
    Unsicher erklärte Bürgermeister Shanti: »War das
nicht Donald Halloran? Oder… nein, er ist gestorben. Sein
Assistent muss inzwischen nachgerückt sein… Alex?«
    Sie zuckte mit den Schultern und wich Jakes Blick aus. »Ich
weiß, dass wir alle ein Memo darüber erhalten haben, aber
ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern. Ein Anglo, wenn ich
mich recht entsinne.« Ein Anglo – also ein Mensch
angloamerikanischer Abstammung.
    »Nun, ich hoffe, es war kein Neuer Quäker«,
murmelte Jake, und Alex lachte auf. Im nächsten Augenblick
verriet ihr Gesichtsausdruck, dass es ihr Leid tat, gelacht zu
haben.
    »Ich weiß, die Lage ist ernst, Jake«, sagte der
Bürgermeister. »Dieses Schiff… Alex, stellen Sie doch
bitte fest, wer der neue Verteidigungsbeauftragte ist, und rufen Sie
ihn her!«
    Alex nickte und zog ihr Sprechgerät hervor. »Siddalee?
Wer ist der neue Verteidigungsbeauftragte, seit Donald Halloran tot
ist? – Nun, finde es heraus und bring ihn hierher, bitte.«
Sie unterbrach die Verbindung.
    Das war auch so eine Sache, dachte Jake. Zu seiner Zeit hätte
man diese Information leicht am Computer abrufen können. Aber
immer weniger Computer arbeiteten noch, und Greentrees hatte einfach
nicht die Ressourcen, um die entsprechenden Ersatzteile in
ausreichender Menge herzustellen. Was sie herstellten oder umbauten,
wurde für gewöhnlich den genetischen Laboratorien
zugewiesen, aber selbst dort führten die Leute einen
Großteil ihrer Aufzeichnungen auf Papier. Mira City zählte
inzwischen – wie viele? – etwa 15.000 Einwohner
(früher hätte er es genauer gewusst), aber das reichte
nicht, um eine komplett computerisierte Gesellschaft
aufrechtzuerhalten.
    Viele der Einwohner waren zudem Neue Quäker, die gar kein
Interesse an Technik hatten. Genau wie Larry Smiths lächerlichen
Cheyenne… Nein, Augenblick, Larry Smith war schon lange tot, und
jemand anders führte die Stämme an. Larry war nur der
Gründer gewesen, als die Cheyenne erst noch lernen mussten, vom
Land zu leben, das sie mit dem Geistertanz ehrten. Jake hatte einmal
an einem teilgenommen, in der Dämmerung im…
    Wieder einmal verlor er sich in Erinnerungen.
    »… Evakuierung, wenn nötig«, sagte
Bürgermeister Shanti gerade.
    »Wie wollen wir das machen?«, wandte Lau-Wah ein.
»Wohin sollen wir so viele Leute bringen?«
    »Unsere Leute können nicht allein von dem leben, was
dieser Planet an Fauna und Flora zu bieten hat«, erklärte
Alex. »Vielleicht war die Einstellung der Cheyenne von Anfang an
richtig
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