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Crashkurs Börse: Wie kommt ein Kurs zustande? Wie beurteile ich ein Investment? Geschichte, Fakten, Strategie: Hier werden Sie fit für die Börse! (German Edition)

Crashkurs Börse: Wie kommt ein Kurs zustande? Wie beurteile ich ein Investment? Geschichte, Fakten, Strategie: Hier werden Sie fit für die Börse! (German Edition)

Titel: Crashkurs Börse: Wie kommt ein Kurs zustande? Wie beurteile ich ein Investment? Geschichte, Fakten, Strategie: Hier werden Sie fit für die Börse! (German Edition)
Autoren: Sebastian Grebe;Sascha Grundmann;Frank Phillipps
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Monate und waren sehr risikoreich, sondern auch ausgesprochen
teuer. Schließlich mussten die Schiffe, die Mannschaften und der Proviant vorab bezahlt werden. Aus diesem Grund suchte das Unternehmen
nach Geldgebern - und fand sie an der Börse. Für einen bestimmten
Betrag kauften die Geschäftsleute Anteile am Unternehmen. Mit dem Geld finanzierte die Holländisch-Ostindische Kompanie ihre Expedition und garantierte dem Anteilseigner damit gleichzeitig einen bestimmten Anteil vom Gewinn, sollte das Schiff wohlbehalten zurückkehren und sollten sich die Waren entsprechend absetzen lassen.

    Heute noch erhaltene Aufzeichnungen über die Entwicklung des Aktienkurses der Holländisch-Ostindischen Kompanie zeugen davon, dass
damals der Aktienhandel besonders stark von Spekulationen getrieben
wurde. Noch vor Ende der Zeichnungsfrist notierte die Aktie des Unternehmens schon 15 Prozent über ihrem eigentlichen Nennwert. Tagesschwankungen von 30 Prozent in die eine oder andere Richtung waren
keine Seltenheit. Kein Wunder, schließlich tickten die Uhren damals
noch ganz anders als heute. Es gab kein Telefon oder das Internet, über
das man zuverlässige und unabhängige Informationen erhalten konnte. Informationen, die den Kurs beeinflussen konnten, wie etwa der
Untergang eines Schiffes mitsamt der wertvollen Ladung, erreichten
die Anleger erst mit Verzögerungen von Monaten. Zudem wurden die
Informationen per Mundpropaganda weitergegeben und so oft verfälscht. Auch dies konnte zu heftigen Kursschwankungen führen.
    Ähnlich wie in den Niederlanden entwickelte sich auch in Großbritannien früh ein Aktienwesen. Mit der East India Company nahm
1613 erstmals ein Unternehmen die Form einer Aktiengesellschaft an.
Die Handelsgesellschaft, ihren niederländischen Pendants ähnlich,
trieb vor allem Handel mit der Kolonie Indien und bestand noch bis
ins Jahr 1858.
    Eisenbahn als Motor in den USA
    Als erste Aktiengesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika gilt
heute The Philadelphia Contributionship for Insuring Houses from Loss
by Fire. Sie wurde im Jahr 1751 gegründet. Hinter dem sperrigen Namen verbarg sich im Grunde etwas sehr Einfaches, nämlich ein Unternehmen, das Versicherungen gegen Brandschäden anbot.

    Für den Durchbruch des Aktienwesens in den USA sorgte jedoch etwas anderes: der Eisenbahnbau. Die infrastrukturelle Erschließung des
riesigen Kontinents durch die Eisenbahn verschlang Unsummen. Die
riesigen Beträge konnten nur aufgebracht werden, indem man Aktien
ausgab und so viele kleinere Vermögen zu einem großen bündelte.
    Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass der erste Aktienindex der USA den Namen Dow Jones Railroad Average trug. Er wurde
von Charles Dow am 3. Juli 1884 erstmals veröffentlicht und ist damit
der älteste US-Aktienindex. Von elf gelisteten Gesellschaften handelte es sich bei neun um Eisenbahnunternehmen wie etwa Union Pacific Railroad oder New York Central Railroad. Der Index besteht bis
heute, wurde jedoch 1970 in Dow Jones Transportation Average umbenannt. Nachdem sie über Jahrzehnte ein eher stiefmütterliches Dasein führten, erfreuen sich Eisenbahn-Aktien aktuell jedoch wieder
eines größeren Interesses. Grund: Investorenlegende Warren Buffett
(siehe auch Seite 196) pries die Papiere unlängst als nun wieder attraktive Investitionsmöglichkeit.
    Deutschland im Hintertreffen
    Während also im übrigen Europa und den USA das Aktienwesen florierte, führte es in Deutschland lange Zeit das Daseins eines Mauerblümchens. Als erste deutsche Aktiengesellschaft gilt die Handels-Compagnie
auf den Küsten von Guinea. Sie wurde 1682 vom Kurfürsten von Brandenburg gegründet. Zwei Jahre später hatte man das Kapital, insgesamt
48.000 Taler, für den Kauf und die Ausrüstung der Handelsflotte beisammen. Die Geldgeber wurden als Aktionisten bezeichnet, wovon sich das
heutige Wort Aktionär ableitet. Für ihr zur Verfügung gestelltes Kapital bekamen die Investoren ein Formular ausgehändigt, das die Höhe ihres
Engagements bestätigte. Die erste Aktie war geboren.

    Die Unternehmungen der Deutschen verliefen jedoch wenig erfolgreich. Schiffsuntergänge und Kaperungen durch Piraten machten aus
dem eigentlich profitablen Handel mit Gewürzen und anderen Rohstoffen ein riesiges Verlustgeschäft. Im Jahr 1700 fuhren nur noch elf
der einst 34 Schiffe. 1711 ging die Handels-Compagnie auf den Küsten
von Guinea in staatlichen Besitz über. König Friedrich I.
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