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Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Titel: Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika
Autoren: Merilyn Clay
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zu verwirklichen. Und dabei – sie warf dem Herrn am Kopfende der Tafel, der sie immer noch finster anstarrte, einen herausfordernden Blick zu – würde sie sich von niemandem aufhalten lassen.
    Lord Penwyck war noch nie so verwirrt gewesen und wusste nicht recht, wie er mit dieser diffizilen Situation umgehen solle. Die freimütige Miss Darby auf die Straße zu setzen war zwar, wie er zugeben musste, verlockend, aber nicht durchführbar. Seine arme, vertrauensselige Mutter hatte ja keine Ahnung, was für eine unkonventionelle Person diese Miss Darby war, die sie alle in den Ruin treiben könnte, falls man ihr keinen Einhalt gebot. Vor zehn Minuten hatte seine arglose Mutter die junge Dame tatsächlich eingeladen, auf unbestimmte Dauer bei ihnen zu bleiben. Penwyck hatte empört mit den Zähnen geknirscht.
    »Wir sind jetzt deine Familie, liebe Tessa. Das hier ist jetzt dein neues Heim. Ich bin sicher, dass Heien meine drei Jungen bei sich aufgenommen hätte, wenn es nötig geworden wäre. Und…«, sie warf Penwyck einen hilflosen Blick zu, »… beinah wäre der Fall ja eingetreten.«
    Der Earl räusperte sich nur, um anzudeuten, dass er über dieses emotionsgeladene Thema nicht weiter sprechen wollte. Je weniger Worte über Joel verloren wurden, desto besser.
    Aber in Gedanken legte er sich zurecht, was er Miss Darby zu sagen hatte, und er gedachte es zu sagen, bevor ihm die Situation ganz entglitt.
    Sobald das Dinner vorüber war und Miss Darby sich höflich entschuldigt hatte, ging Penwyck ihr nach.
    »Dürfte ich Sie wohl einen Augenblick sprechen, Miss Darby?«
    Tessa drehte sich um und betrachtete den verkniffen dreinsehenden Gentleman. Tapfer begegnete sie seinem finsteren Blick. »Mir ist heute Abend nicht nach einem Plausch, Sir. Die Reise hat mich doch sehr ermüdet.«
    »Was ich zu sagen habe, nimmt nur einen Moment in Anspruch, Miss Darby«, erwiderte der Earl bestimmt, als er auf eine Tür zu ihrer Rechten wies.
    Trotzig presste Tessa die Lippen aufeinander, betrat jedoch fügsam den Raum. Den vielen Büchern nach zu urteilen, die die dunkel getäfelten Wände des Zimmers säumten, handelte es sich hier um das Arbeitszimmer des Gentleman.
    Sie sah zu, wie Lord Penwyck die Tür schloss, schweigend den Raum durchmaß und vor dem Schreibtisch in der Raummitte Stellung bezog. Wieder traf sie sein kalter Blick, und Tessa erschauderte unwillkürlich. Sie rückte an das kleine Feuer im Kamin heran.
    Nach einer nachdenklichen Pause sagte der Earl schließlich: »Ich bin zu dem Schluss gekommen, Miss Darby, dass Direktheit bei Ihnen am ehesten ans Ziel führt.«
    Tessa reckte das Kinn, als sich der Blick aus Lord Penwycks dunklen Augen erneut in die ihren bohrte. Zum ersten Mal bemerkte sie, dass er mit seinem dichten dunklen Haar und dem kräftigen Kinn nicht unattraktiv war. Da sie bisher jedoch nur einen einzigen Gesichtsausdruck auf den aristokratischen Zügen zu sehen bekommen hatte, und zwar keinen angenehmen, konnte sie den Herrn wahrlich nicht als anziehend bezeichnen.
    Die ungnädige Miene, die er seit ihrem ersten Zusammentreffen am Nachmittag zur Schau trug, änderte sich auch jetzt nicht, als er sagte: »Mir scheint, dass es eine ganze Menge gibt, was Sie über Sitte und Anstand nicht wissen.«
    Tessas blaue Augen weiteten sich vor Überraschung.
    Niemand, nicht einmal ihr Stiefvater hatte ihr bisher vorgeworfen, dass es ihr an Anstand gebrach. Sie wollte ihm schon eine zornige Antwort geben, als der Earl die Hand hob.
    »Ich bin noch nicht fertig, Miss Darby. Erstens, eine anständige junge Dame begibt sich nicht ohne Begleitung außer Haus. Mir ist bewusst, dass Sie sich gezwungen sahen, heute Nachmittag allein hierher zu finden, doch wäre es korrekter gewesen, wenn Sie uns bei Ihrer Ankunft in London eine Nachricht hätten zukommen lassen, dass Sie der Unterstützung bedürfen.«
    Er hielt inne, wie um ihr die Möglichkeit zu geben, sich dazu zu äußern. Als sie schwieg, fuhr er in einem etwas anderen Ton fort: »Ich war erfreut, als ich der Unterhaltung bei Tisch entnahm, dass Sie den Atlantik nicht ohne Begleitung überquerten. Allmählich hatte ich befürchtet, dass man in der Neuen Welt keinerlei Ahnung von guter Kinderstube hat.«
    Empört platzte Tessa heraus: »Wir sind alle vollkommen wohlerzogen!« Sie atmete tief durch.
    »Des ungeachtet…«, Lord Penwyck verschränkte die Arme vor der breiten Brust, das Gesicht immer noch zu einer finsteren Miene verzogen, »… kann ich Ihr
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