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Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Titel: Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne
Autoren: Anne Barbour
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mich heute Morgen mit der ersten Seite des ersten Bandes des Tagebuches beschäftigt. Möchtet ihr hören, was da steht?« Auf die einmütige Zustimmung der anderen Anwesenden hin las er laut vor:
    »1. Januar 1659/60, am Tag des Herrn.
    Heute Morgen (in letzter Zeit schliefen wir auf dem Dachboden) stand ich auf und zog meine Jacke mit langen Rockschößen an. In der letzten Zeit habe ich nichts anderes getragen ab sie.
    Ging zu Mr. Gunnings Gottesdienst im Exeter House, wo er eine sehr gute Predigt hielt.
    Aß zu Haus auf dem Dachboden, wo mein Weib die Reste eines Truthahns aufgewärmt und sich dabei die Hand verbrannt hat. Ich blieb den ganzen Nachmittag zu Haus und ging meine Abrechnungen durch.
    Dann ging ich mit meiner Frau zu meinem Vater und habe dabei die großen Pfosten gesehen, die die Stadtverwaltung beim Kanal in der Fleet Street aufgestellt hat.«
    Sir Henry stieß einen langen Seufzer aus, der wie ein inbrünstiges »Amen« klang, und schaute sich um.
    »Ist nicht ganz das, was man eine welterschütternde Einsicht in die Zeit der Restauration nennen würde«, sagte er nach einem Moment.
    »Aber man darf nicht übersehen, dass Samuel Pepys sich über das Leben in London vor fast zweihundert Jahren auslässt.«
    Mrs. Ferris schwieg, doch in ihren Augen standen Tränen des Glücks. Gillian freute sich für ihren Onkel. Wenn sie daran dachte, dass die Verwirklichung seiner Träume durch… Sie blickte zu Christopher hinüber. Das stellte sich als strategischer Fehler heraus, da er im selben Moment zu ihr herübersah. Sie empfand seinen Blick wie ein warmes Bad und wandte errötend die Augen ab.
    Du lieber Gott! Was sollte sie in Bezug auf ihn unternehmen? Sie war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass die Vorstellung, den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen, so war, als schaue sie durch die Pforten des Himmels in ein unmögliches Reich des Glücks. Andererseits war der Gedanke, das Leben ohne ihn zu verbringen, zu schmerzlich, um ihn zu verfolgen.
    Sie hielt sich vor, dass sie sechsundzwanzig Jahre lang ohne das berauschende Vergnügen, das sie an seiner Gesellschaft fand, gelebt hatte. Sie konnte auch in den ihr noch verbleibenden Jahren ohne ihn existieren. Was sie nicht tun konnte, war, ihrer beider Leben zu ruinieren, indem sie ihn heiratete.
    Sie wusste, das, was sie für ihn empfand, war keine Liebe.
    Es war Verliebtheit, die sich bald geben würde. Er war kein solcher Ausbund an Tugend wie Kenneth. Wenn sie ihn schon nicht hatte lieben können, wie konnte sie dann erwarten, bei Christopher mit all seinen Schwächen ‘dazu fähig zu sein? Natürlich hatte auch sie Fehler, und er würde es bald leid sein, Liebe dort zu suchen, wo keine vorhanden war.
    Onkel Henry hatte den Mantel angezogen und machte sich für die Fahrt nach Cambridge bereit. Den Leitfaden für Tachygraphie in der Hand haltend, nahm er weitere Glückwünsche seiner Verwandten und des Earl entgegen.
    Einen Moment später hatte er das Cottage verlassen und war in sein Gig gestiegen. Fröhlich winkend fuhr er die Auffahrt hinunter.
    Tante Louisa winkte ihm hinter dem Fenster zu und lud dann Seine Lordschaft zum Mittagessen ein. Dankend lehnte er die Einladung ab, versprach jedoch, am nächsten Tag zu kommen.
    »Begleiten Sie mich zur Tür, Gillian?« fragte er nach einem Moment.
    Sie zuckte zusammen und antwortete kühl: »Natürlich, Sir.«
    Sie ging ihm vom Salon ins Freie voran. Vor dem Cottage legte er ihr die Hand auf den Arm. Wieso macht diese Berührung mich innerlich zittern? fragte sie sich.
    »Ich kann die Dinge zwischen uns nicht in einem solchen Durcheinander belassen, Gillian«, sagte er.
    »Bitte, Christopher!« Sie hatte sich bemüht, in ruhigem Ton zu sprechen. »Sagen Sie nichts mehr. Es gibt nichts zwischen uns, und es kann auch nie etwas zwischen uns geben.«
    »Ich möchte nur noch eins sagen. Selbst wenn ich den absurden Einfall, dass Sie irgendwie an Kenneths Tod schuld sind, akzeptieren könnte, muss ich doch darauf hinweisen, dass alle diese Dinge vor vier Jahren geschehen sind. Sie sind nicht mehr derselbe Mensch wie damals. Nur weil Sie einmal versucht haben, jemanden zu lieben, und Ihnen das nicht gegeben war, kann das nicht bedeuten, dass Sie immer ohne Liebe leben müssen. Ich glaube, Gillian, dass es zwischen uns etwas… etwas sehr Kostbares gibt.
    Sie haben behauptet, mich nicht zu lieben, aber ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen glauben soll, und ich glaube auch nicht, dass Sie davon überzeugt
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