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Coolman und ich (German Edition)

Coolman und ich (German Edition)

Titel: Coolman und ich (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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der Einzige mit einem unsichtbaren Begleiter.
    3) Ich und
Coolman
werden gemeinsam alt werden.
    HILFE
!
    »Kannst dir was drauf einbilden, Jungchen. Gibt nicht viele von unserer Sorte«, erklärt Adolf Schmitz und greift selbst zu den Keksen. »Der Vorteil an den Kerlchen ist: Man ist nie alleine. Aber glaub mir, auf Dauer ist man trotzdem ziemlich einsam. Da wünscht man sich jemanden, mit dem man reden kann. So richtig reden, meine ich.«
    Adolf Schmitz starrt auf den Keks, den er immer noch in der Hand hält. »Willst du
SUPERWILHELM
mal sehen?«
    »Ich dachte, die kann niemand sehen. Ich meine, außer man selbst natürlich.«
    »Na, dann pass mal gut auf, Jungchen.«
    Adolf Schmitz legt den Keks zurück und knöpft sein Hemd auf. Sein ganzer Oberkörper ist mit Tätowierungen übersät. Es gibt ganze Wälder und Gebirgszüge, die sich über Adolf Schmitz’ schmächtige weiße Brust erstrecken. Auf dem Bauch darunter liegt eine Wüste, durch die eine Karawane zieht. Und an seinem Nabel befindet sich eine Oase, an der eine Karawane mit zehn Kamelen rastet. Darum herum sind ganz viele Sanddünen, über denen Geier kreisen, und wenn man genau hinsieht, kann man auf der Haut sogar die ausgeblichenen Gerippe verdursteter Reisender entdecken. Es ist ein richtiges Kunstwerk und es gibt mehr zu gucken als in einem Comic.
    »Das hier, das ist er!« Adolf Schmitz zeigt auf das Bild eines Superhelden, der jubelnd einen gewaltigen Pokal in die Höhe stemmt. Diese unsichtbaren Typen scheinen tatsächlich alle gleich zu ticken.
    »Haben Sie das selber gemacht?«
    »Klar! Bin ja der Einzige, der weiß, wie er aussieht.«
    »Und die anderen Bilder?«
    »Alles Marke Eigenbau. Bin lange zur See gefahren, da hat man viel Zeit. Das mit dem Anheuern war auch so eine Idee von
SUPERWILHELM
. Man sollte nicht so oft auf sie hören, Jungchen. Gibt nur Ärger.«
    »Wem sagen Sie das!«, antworte ich müde.
    Da kommt mir plötzlich eine Idee.
    »Könnten Sie mir auch so etwas machen?«
    »Was?«
    »So eine Tätowierung?«
    »Kleinigkeit, Jungchen. Womit soll ich es dir denn stechen? Mit einer Sicherheitsnadel oder mit der angeritzten Mine von einem Kugelschreiber? Hat beides Vor- und Nachteile.«

    »Ich dachte eher an einen Filzstift oder so was«, erwidere ich kleinlaut.
    »Aber das hält doch nicht lange, Jungchen.«
    »Muss es auch nicht. Ein Dino wäre toll!«
    »Meinetwegen. Pass auf, das geht ruck, zuck«, erwidert Adolf Schmitz und holt einen schwarzen Stift aus einer Schublade. »Wo soll der Dino denn hin?«
    »Hinten auf meine Schulter«, antworte ich und ziehe mir mein Kapuzenshirt aus.
    Es dauert keine zehn Minuten, da verkündet Adolf Schmitz hinter mir auch schon zufrieden: »Fertig, Jungchen!«
    Er holt einen Spiegel, damit ich sein Werk bewundern kann. Auf meiner Schulter hockt ein zierliches, flauschiges Wesen auf seinen Hinterbeinen. Es sieht ziemlich niedlich aus und überhaupt nicht Furcht einflößend.
    »Was ist das da auf meiner Schulter?«, rufe ich erschrocken.
    »Das ist ein Gasparinisaurus«, erklärt Adolf Schmitz stolz. »Das war ein Pflanzenfresser, nicht viel größer als ein Truthahn. Hat in Argentinien gelebt. Hab die Knochen da selbst im Museum gesehen, Jungchen.«
    »Ich dachte, Sie machen mir einen Tyrannosaurus Rex. Irgendetwas Riesiges, Bedrohliches. Irgendwas, wovor jeder Schiss hat!«
    »Das hättest du mir vorher sagen müssen, Jungchen. Du wolltest einen Dino, jetzt hast du einen. Ist eine Spezialtinte, die hält zwei Wochen. Mindestens.«
    Adolf Schmitz hilft mir, als ich durchs Flurfenster nach draußen klettere. Er mag die alten Ladys, die im Empfangsraum lauern, auch nicht. Ich gebe es nicht gern zu, aber der Alte wird mir immer sympathischer. Trotz des Kuscheldinos, den er mir auf meine Schulter gemalt hat. Vielleicht hätte ich mich ja wirklich genauer ausdrücken müssen.
    Ich verspreche Adolf Schmitz, ihn bald wieder zu besuchen. Er will mir ein paar Tipps geben, wie man seinen unsichtbaren Superhelden besser in den Griff bekommt. Ich glaube, von Adolf Schmitz kann ich noch einiges lernen.

    »Wo ist mein Bikini, du dreckiger kleiner Dieb?«, begrüßt Anti mich liebevoll, als ich nach Hause komme. Sie hat sogar ihre Haare aus dem Gesicht gestrichen, um mich wütend anfunkeln zu können. Ihre Augen sind übrigens blau, genau wie ich schon vermutet habe.
    »Ich musste mit deiner roten Badehose schwimmen! Das war so was von peinlich!« Die Farbe meiner Badehose scheint sie mehr aufzuregen als
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