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Congo

Congo

Titel: Congo
Autoren: Michael Crichton
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fortgeschrittene Forschungsprojekte des amerikanischen Verteidigungsministeriums vor dem Senats-Unterausschuß für Streitkräfte: »1939, bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, war für die amerikanischen Kriegsvorbereitungen Belgisch-Kongo das wichtigste Land der Erde.« Der General erklärte weiter, durch einen »geographischen Zufall« sei der Kongo, das heutige Zaire, vierzig Jahre lang für die amerikanischen Interessen von besonderer Bedeutung geblieben — und werde in Zukunft eine noch größere Bedeutung erlangen. Unverblümt sagte er: »Unser Land wird eher wegen Zaire in einen Krieg eintreten als wegen irgendeines arabischen Ölförderlandes.«
    Im Zweiten Weltkrieg lieferte der Kongo den Vereinigten Staaten in drei streng geheimen Lieferungen das Uran, das sie zum Bau der über Japan gezündeten Atombomben benötigten. 1960 brauchten die Vereinigten Staaten zwar kein Uran mehr, dafür aber waren Kupfer und Kobalt von strategischer Bedeutung. In den siebziger Jahren verschob sich das Interesse auf die in Zaire lagernden Vorkommen von Tantal, Wolfram und Germanium — wesentliche Elemente für die Halbleitertechnik. Und in den achtziger Jahren »werden sogenannte blaue Diamanten vom Typ IIb der für militärische Zwecke wichtigste Rohstoff auf der ganzen Welt sein« — und man ging von der Annahme aus, daß es in Zaire solche Diamanten gab. Nach General Martins Meinung waren blaue Diamanten deshalb so wichtig, weil »wir in ein Zeitalter eintreten, in dem die rohe, zerstörerische Gewalt einer Waffe weniger wichtig sein wird als ihre Geschwindigkeit und Intelligenz«.
    Dreißig Jahre lang hatten sich Strategen und militärische Planer von den interkontinentalen Lenkwaffen blenden lassen. Martin allerdings sagte:
    »Interkontinentale Lenkwaffen sind relativ wenig entwickelte Systeme. Sie erreichen nicht annähernd die theoretischen Grenzen der Naturgesetze. Einstein zufolge kann nichts schneller vor sich gehen als mit konstanter Lichtgeschwindigkeit — annähernd dreihunderttausend Kilometer in der Sekunde. Wir sind dabei, Hochenergie-Impuls-Laser und Waffensysteme zu entwickeln, die mit Teilchenstrahlung im Bereich der Lichtgeschwindigkeit arbeiten. Angesichts solcher Waffensysteme sind Fernlenkraketen mit ihrer Geschwindigkeit von nur fünfundzwanzigtausend Kilometer in der Stunde schwerfällige Dinosaurier aus einem früheren Zeitalter, Anachronismen wie die Kavallerie im Ersten Weltkrieg und ebeno leicht zu vernichten.« Waffensysteme, die mit Lichtgeschwindigkeit arbeiteten, waren am besten im Weltraum einzusetzen und würden zuerst auf Satelliten installiert werden. Martin merkte an, daß die Russen bereits 1973 einen amerikanischen Erkundungssatelliten vom Typ VV/02 »abgeschossen« hatten. 1975 entwickelte Hughes Aircraft ein Schnellziel-und - feuersystem, das Mehrfachziele selbsttätig ansprechen konnte und in weniger als einer Sekunde acht Hochenergiestöße aussandte. 1978 hatte die Arbeitsgruppe bei Hughes die Reaktionszeit auf fünfzig Nanosekunden fünfzig Milliardstel Sekunde — reduziert und die Genauigkeit des Strahls so verbessert, daß theoretisch in weniger als einer Minute fünfhundert Lenkwaffen-»Abschüsse« möglich waren. Solche Entwicklungen mußten irgendwann das Ende der Interkontinentalrakete als Waffe bedeuten.
    »Ohne diese Raketengiganten werden miniaturisierte Schnellrechner für zukünftige Konflikte von weit größerer Bedeutung sein als Atombomben, und der für das Ergebnis eines dritten Weltkriegs wichtigste Faktor wird ihre Rechengeschwindigkeit sein. Gegenwärtig steht im Mittelpunkt der Rüstung die Geschwindigkeit, mit der ein Vergeltungsschlag geführt werden kann — so wie sich vor zwanzig Jahren die Diskussion um Megatonnen an Sprengkraft drehte.
    Wir werden von Computern mit elektronischen Schaltkreisen auf solche mit Lichtschaltkreisen übergehen, und zwar einfach um der höheren Geschwindigkeit willen — das Fabry-Perot-Interferometer, auf dem Gebiet der Optik die Entsprechung eines Transistors, kann in einer Picosekunde (10~12 Sekunden) reagieren, das heißt, mindestens tausendmal schneller als die schnellsten Josephson-Elemente.« Die neue Generation mit Licht arbeitender Computer, sagte Martin, sei von der Verfügbarkeit der mit Bor dotierten Diamanten vom Typ IIb abhängig.
    Elliot sah sofort eine der entscheidenden Konsequenzen der mit Lichtgeschwindigkeit operierenden Waffensysteme — sie waren zu schnell, als daß der Mensch sie erfassen könnte.
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