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Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger

Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger

Titel: Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
Autoren: Robert Jordan
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Garians, des Königs von Nemedien, entfernt, doch ebensogut, dachte er, hätte er im Höllentor sein können, dem Diebesviertel der Stadt. Die zur Straße offenen Läden boten ihre Waren auf langen Tischen an, und die Kauflustigen, aber auch andere, blieben vor ihnen stehen und begutachteten Stoffe aus Ophir, Weine aus Argos und verschiedenerlei Waren aus Koth und Corinthien, ja sogar aus Turan. Aber Genußmittel gab es hier kaum, und das bißchen an Eßbarem, das Händler in ihren Karren feilboten, die über das unebene Pflaster holperten, war so teuer, daß der junge Mann sich fragte, ob er es sich lange erlauben konnte, in dieser Stadt zu essen.
    Zwischen den Läden kauerten blinde oder verstümmelte Bettler, manche beides, und flehten lautstark um Almosen. Ihre Stimmen wetteiferten mit denen der Marktschreier. An jeder Straßenecke standen kleinere Gruppen von Männern mit rohen Gesichtern, deren Finger mit Schwertgriffen spielten, ungerührt Dolche wetzten oder Prügel in den Händen wogen, während ihre Blicke fetten Kaufleuten folgten oder den hübschen Töchtern von Ladenbesitzern, die sichtlich angstvoll durch die Menge hasteten. Es fehlten eigentlich nur die Freudenmädchen mit ihren klirrenden Arm- und Fußreifen und den durchsichtigen Gewändern, die ein Mittel waren, um ihre Art von Ware anzupreisen. Selbst die nasenpeinigende Luft erinnerte ihn an die Elendsviertel, die er kannte. Sie roch nach einer Mischung aus Erbrochenem, Urin und Exkrementen.
    Plötzlich wurde an einer Straßenkreuzung ein Karren mit Früchten von einem halben Dutzend Rohlingen aufgehalten. Der dürre Händler schlug die Augen nieder und rührte sich nicht, während die Burschen seine Ware betasteten, von diesen und jenen Früchten einen Bissen nahmen und sie dann auf die Straße warfen. Mit ihren Gürtelbeuteln und mit Obst vollbeladenen Armen schlenderten sie weiter und musterten jeden mit unverschämtem Blick, als wollten sie die Herumstehenden auffordern, doch zu versuchen, sich mit ihnen anzulegen. Die vornehm gekleideten Fußgänger taten, als wären diese Halunken unsichtbar.
    »Ihr werdet wohl nicht bezahlen«, stöhnte der Obsthändler, ohne die Augen zu heben.
    Einer der Burschen, der einen schmutzigen, goldbestickten Umhang über einem zerrissenen Baumwollkittel trug, grinste aus den Bartstoppeln und zeigte dabei schwarze Zahnstummeln.
    »Bezahlen? Hier hast du deine Bezahlung!« Mit einem Rückhandhieb schlug er des dürren Händlers Wange blutig. So heftig war der Hieb, daß der Mann mit dem Oberkörper auf seinen Karren fiel und schluchzend zusammensackte.
    Höhnisch lachend schloß der Schläger sich seinen Kumpanen an, die stehengeblieben waren, um sich das Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Dann bahnten sie sich einen Weg durch die Menge, die nur murrte, ohne einzugreifen.
    Der muskelstrotzende Nordmann blieb einen Schritt vor dem Obstkarren stehen. »Rufst du denn nicht die Stadtwache?« erkundigte er sich neugierig.
    Müde richtete der Händler sich auf und blickte ihn an. »Bitte! Ich habe eine Familie zu ernähren. Es gibt noch andere Karren.«
    »Ich stehle weder Obst, noch schlage ich alte Männer«, erklärte der junge Mann steif. »Ich heiße Conan. Gewährt die Stadtwache dir denn keinen Schutz?«
    »Die Stadtwache?« Der Alte lachte bitter. »Sie bleibt in ihren Unterkünften und schützt sich selbst. Ich habe gesehen, wie drei dieser Halunken einen Wachmann an den Knöcheln aufgehängt und ihn entmannt haben. Soviel halten sie von der Stadtwache!« Zitternd wischte er sich die Hände an seinem Kittel ab, und plötzlich wurde ihm bewußt, daß er sich in aller Öffentlichkeit, mitten auf einer Kreuzung, mit einem Fremden unterhielt. »Ich muß weiter«, murmelte er. »Ich muß weiter.« Ohne einen weiteren Blick auf den jungen Barbaren faßte er die Griffe seines Karrens.
    Conan blickte ihm mitleidig nach, als er sich die Straße entlang plagte. Er war nach Belverus gekommen, um sich als Leibwächter oder Soldat zu verdingen. Beides war er schon gewesen, genau wie Dieb, Schmuggler und Einbrecher. Aber die, welche sich in dieser Stadt seinen Schutz leisten konnten, waren zweifellos nicht jene, die ihn am meisten brauchten.
    Einige der Schläger hatten seine Unterhaltung mit dem Händler mitangehört und kamen auf ihn zu, um sich einen Spaß mit diesem Fremden zu machen. Aber als sein Blick kalt wie die Gletscher seines heimatlichen Cimmeriens über sie wanderte, begannen sie zu befürchten, daß der
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