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Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber

Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber

Titel: Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Autoren: Robert E. Howard
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heulend, um den Felsen herumstürmten. Ihr Gebrüll erhob sich zu einem teuflischen Crescendo, als sie ihn entdeckten. Sie rannten den Fuß des Felsens entlang und schossen im Laufen ihre Pfeile ab. Die Schäfte schwirrten um den Mann, der verbissen weiter hochkletterte. Ein Pfeil drang in seine Wade. Ohne anzuhalten, zog er ihn heraus und warf ihn von sich. Auf die schlecht gezielten Geschosse achtete er überhaupt nicht, die an den Felsen um ihn herum zersplitterten. Grimmig zog er sich über den Rand des Simses und drehte sich um. Er nahm Streitaxt und Dolch in die Hände und starrte im Liegen über den Simsrand hinunter auf seine Verfolger. Nur seine schwarze Mähne und die funkelnden Augen waren zu sehen. Die mächtige Brust hob und senkte sich heftig, als er in gewaltigen Zügen die Luft einsog, doch dann mußte er die Zähne zusammenbeißen, um gegen eine aufsteigende Übelkeit anzukämpfen.
    Nur noch wenige Pfeile schwirrten zu ihm hoch. Der Trupp wußte, daß die Beute gestellt war. Die Krieger kamen heulend näher. Leichtfüßig sprangen sie über die Steine am Fuß des Felsens. Der erste, der den steilen Teil der Wand erreichte, war ein kräftiger Krieger, dessen Adlerfeder als Zeichen seiner Häuptlingswürde gefärbt war. Kurz hielt er unten an dem schrägen Serpentinenpfad an. Er hatte einen Pfeil an die Sehne gelegt und sie halb gezogen. Jetzt warf er den Kopf zurück und öffnete die Lippen zu einem wilden Triumphschrei. Aber der Pfeil wurde nie abgeschossen. Der Häuptling erstarrte zur Reglosigkeit einer Statue, und die Blutlust in seinen schwarzen Augen machte erschrockener Überraschung Platz. Mit einem Aufheulen wich er zurück und schwang die Arme weit, um seine herbeistürmenden Kameraden aufzuhalten. Zwar verstand der Cimmerier auf dem Sims ihre Sprache, aber er befand sich viel zu hoch über ihnen, um sich der Bedeutung der hervorgestoßenen Befehle des Häuptlings klarzuwerden.
    Jedenfalls verstummte das allgemeine Kriegsgeheul, und alle starrten hoch – nicht zu dem Mann auf dem Sims, sondern zum Felsen. Ohne weiteres Zögern lösten sie die Sehnen ihrer Bogen und schoben diese in ihre Wildlederhüllen an ihren Gürteln. Dann drehten sie sich um und trotteten den Pfad zurück, den sie gekommen waren, und verschwanden, ohne sich noch einmal umzusehen, hinter den Felsen.
    Der Cimmerier starrte ihnen verblüfft nach. Er kannte die Pikten gut genug, um zu wissen, daß sie die Verfolgung endgültig aufgegeben hatten und nicht zurückkommen würden. Sie befanden sich zweifellos bereits auf dem Heimweg zu ihren Dörfern, etwa hundert Meilen entfernt im Osten.
    Aber es war ihm unerklärlich. Was hatte es mit seiner Zuflucht auf sich, das einen piktischen Kriegstrupp dazu bringen konnte, seine Beute aufzugeben, die er so lange mit der Hartnäckigkeit ausgehungerter Wölfe verfolgt hatte? Er wußte, daß es geheiligte Orte gab, die von den verschiedenen Clans als Zuflucht errichtet worden waren, und daß ein Flüchtling, der dort Asyl suchte, von dem Clan, dem er gehörte, nichts zu befürchten hatte. Aber andere Stämme hatten zu diesen Zufluchtsorten nicht die gleiche Einstellung. Und die Männer, die ihn so weit verfolgt hatten, besaßen so fern ihrer Heimat bestimmt keine geheiligte Zuflucht. Sie waren Männer des Adlers, dessen Dörfer weit im Osten lagen, unmittelbar an der Grenze der Wolfpikten.
    Die Wölfe waren es gewesen, die den Cimmerier gefangengenommen hatten, als er bei seiner Flucht aus Aquilonien in die Wildnis getaucht war. Und sie hatten ihn den Adlern übergeben, im Austausch für einen gefangenen Wolfhäuptling. Die Adlerpikten hatten eine blutige Rechnung mit dem riesenhaften Cimmerier zu begleichen. Eine Rechnung, die inzwischen noch blutiger geworden war, denn seine Flucht hatte einen berühmten Kriegshäuptling das Leben gekostet. Deshalb hatten sie ihn so unermüdlich verfolgt: über breite Flüsse und zerklüftete Berge, durch schier endlose Meilen düsteren Waldes, ohne darauf zu achten, daß das die Jagdgründe befeindeter Stämme waren.
    Und nun hatten die Überlebenden dieser langen Verfolgung einfach umgedreht, und zwar ausgerechnet in dem Augenblick, als ihr Feind gestellt war und es keinen Ausweg mehr für ihn gab. Er schüttelte den Kopf. Nein, er konnte es sich nicht erklären.
    Vorsichtig erhob er sich, schwindelig von der grenzenlosen Anstrengung, und er war kaum in der Lage zu begreifen, daß die Hetzjagd tatsächlich zu Ende war. Seine Glieder waren steif,
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