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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
Autoren: Robert E. Howard
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zerfetztes Banner aus dem Helm, von dem ein Pfeil den wallenden Kaffia gerissen hatte. Auf seinem wildäugigen Hengst brauste er wie ein Dämon unter den Feind. Er war nicht wie die Wüstensöhne mit einem Tulwar, dem Krummsäbel, bewaffnet, sondern trug ein Breitschwert mit Parierkreuz aus dem Westen – seine bevorzugte Waffe unter vielen, mit denen er gleichermaßen gut umzugehen verstand. Von seiner narbenübersäten Faust geführt, hieb der wirbelnde, spiegelnde Stahl einen roten Pfad durch die Turaner. Bei jedem Streich drang er durch Rüstung, Fleisch und Knochen, zerschmetterte hier einen Schädel, trennte dort Arme oder Beine ab oder spießte einen Gegner auf.
    Noch ehe die Sonne den Zenit überschritten hatte, war alles vorbei. Von den Turanern überlebten nur die, die rechtzeitig geflohen waren – und ihr Hauptmann. Seines Umhangs entblößt, das Gesicht blutbeschmiert, führte man den hinkenden, erschöpften Amir zu Conan, der auf seinem schweratmenden Pferd saß und sich die Klinge am Khalat eines Toten säuberte.
    Conan musterte den vor ihm immer kleiner werdenden Edlen verächtlich und nicht ohne spöttischen Humor.
    »Ah, Boghra«, brummte er. »So trifft man sich wieder.«
    Der Amir blinzelte ungläubig. »Du!« krächzte er.
    Conan grinste. Vor etwa zehn Jahren hatte der junge Cimmerier sich der turanischen Söldnerarmee angeschlossen, und nach einiger Zeit König Yildiz' Fahne (der Geliebten eines Offiziers wegen) ziemlich überstürzt verlassen – so eilig, daß er nicht mehr dazu gekommen war, eine Spielschuld bei diesem Amir zu begleichen, der nun verblüfft vor ihm stand. Als lebensfroher junger Sproß einer uralten Adelsfamilie war Boghra Khan mit Conan befreundet gewesen und hatte so manches am Spieltisch, in Weinstuben und Freudenhäusern gemeinsam mit ihm erlebt. Um Jahre gealtert, blickte Boghra nun, von seinem alten Kameraden geschlagen, zu Conan hoch, den er irgendwie nie mit dem Führer der Wüstenbanditen in Zusammenhang gebracht hatte.
    »Du hast uns hier aufgelauert«, sagte der Cimmerier zu ihm und verengte die Augen zu Schlitzen. »Nicht wahr?«
    Boghra schien noch kleiner zu werden. Es ging gegen seine Ehre, dem Räuberhäuptling zu antworten, waren sie auch einst Zechkumpane gewesen. Aber er hatte allzu unerfreuliche Geschichten über die Art und Weise gehört, wie die Zuagir ihren Gefangenen Auskunft entrangen. Durch die Jahre guten Lebens feist und träge geworden, befürchtete der turanische Offizier, unter Foltermethoden die Zunge nicht lange bezähmen zu können.
    Doch eine Antwort war nicht nötig. Conan hatte Vardanes gesehen, der seltsamerweise am Morgen darum ersucht hatte, als Späher vorausreiten zu dürfen.
    »Wieviel hast du Vardanes bezahlt?« fragte er plötzlich.
    »Zweihundert Silbershekel ...«, murmelte der Turaner und unterbrach sich erschrocken. Conan lachte.
    »Eine königliche Bestechung. Dieser stets lächelnde Halunke – wie jeder Zamorier im Grund seines schwarzen Herzens ein Verräter. Er kam nicht darüber hinweg, daß ich Olgerd besiegte.« Conan blickte auf den gebeugten Kopf des Amirs und grinste nicht unfreundlich. »Mach dir keine Vorwürfe, Boghra, du hast keine militärischen Geheimnisse verraten, ich habe dich überrumpelt. Du kannst mit untadeliger Soldatenehre nach Aghrapur zurückreiten.«
    Der Amir hob erstaunt den Kopf. »Du willst mich am Leben lassen?« krächzte er.
    Conan nickte. »Warum nicht? Ich schulde dir immer noch einen Beutel Gold. Laß mich meine Spielschuld auf diese Weise begleichen. Aber sei das nächstemal vorsichtiger, Boghra, wenn du eine Falle für Wölfe stellst. Wie leicht könntest du darin einen Tiger fangen!«
     
     
    2
     
    LAND DER GEISTER
     
    Nach zwei harten Tagesritten durch den roten Sand der Shan-e-Sorkh hatten die Wüstenräuber den Verräter noch immer nicht eingeholt. Gierig nach Vardanes' Blut, gönnte Conan seinen Männern kaum Rast. Das grausame Gesetz der Wüste verlangte den Tod der Fünf Pfähle für einen, der seine Kameraden verriet, und der Cimmerier war entschlossen, den Zamorier diesen Preis zahlen zu lassen.
    Am Abend des zweiten Tages schlugen die Männer ihr Lager im Schutz eines gebleichten Sandsteinhügels auf, der sich wie eine alte Turmruine aus dem rostfarbenen Sand hob. Runen der Erschöpfung zeichneten Conans Gesicht, das die Wüstensonne fast schwarzgebrannt hatte. Sein nicht weniger verausgabter Hengst schlürfte mit schäumenden Lippen gierig Wasser aus dem Beutel, den der
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