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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman
Autoren: Elisabeth Florin
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nicht unbedingt ein Kinderbuch. Aber ein besseres Mitbringsel fiel mir nicht ein.« Sie bemühte sich, ein Gähnen zu unterdrücken. »Und irgendwann, nachdem der Kleine mit der Sprache herausgerückt war, dass es Streit zwischen seiner Oma und Karl Felderer wegen der Bergtouren gegeben hat, hab ich zufällig noch mal auf das Buch geschaut. Das lag die ganze Zeit da auf dem Bett. Ich weiß über das Drama am Mount Everest ganz gut Bescheid. Das war eine von den geführten Touren. Viele von denen, die da hoch sind, waren gar nicht in der Verfassung für so eine Unternehmung und mussten wegen der Verantwortungslosigkeit der Bergführer sterben.« Lissie holte tief Luft und atmete langsam aus. »Da habe ich es auf einmal gewusst.«
    »Sie schreibt, ich soll mich um den Kleinen kümmern«, sagte Pavarotti leise. »Kannst du mir sagen, wie ich das machen soll?«
    Lissie antwortete mit einer Gegenfrage: »Du kennst die Elsbeth Hochleitner von früher, nicht?«
    Er nickte. »Ja, und deswegen wäre ich nie draufgekommen.« Er sank in sich zusammen und wühlte in seinem Haarschopf. »Ich bin für meinen Beruf einfach nicht geeignet. Zu viel Ballast, zu viele Vorurteile, und von Menschen hab ich sowieso keine Ahnung. Was soll ich jetzt bloß tun?«
    Lissie seufzte. »Erst mal nicht übertreiben. Ich bin auch nur aus Zufall drüber gestolpert, weil ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.« Sie stand auf. »Komm, wir gehen. Das Wichtigste ist jetzt der Junge.«
    Sie nahm Pavarottis Hand. Er bemerkte es und konnte sich trotz seiner Traurigkeit ein ganz kleines Lächeln nicht verkneifen.
    Auch Lissie lächelte, obwohl ihre Augen in Tränen schwammen. »Ich helfe dir, mit Justus zu reden, wenn du willst. Der braucht jetzt ganz dringend jemanden. Die zwei Leute, die für ihn das Wichtigste auf der Welt waren, sind auf einmal tot. Und das Schlimmste dabei, einer davon war nicht der, den er gekannt hat.« Lissie fuhr sich mit dem Blusenärmel über ihr Gesicht und griff nach den Hausschlüsseln. »Wenigstens ist die Elsbeth in dem Wissen gestorben, dass sie ihr Ziel erreicht hat.«
    Pavarotti stand ebenfalls auf. »Du hast recht. Hier gibt’s für uns nichts mehr zu tun, und das Gejammer bringt eh nichts. Wir müssen jetzt die Elsbeth finden. Die ist bestimmt irgendwo abgestürzt, wie ihr Sohn. Vielleicht können wir den Selbstmord als Unfall hinstellen. Sie braucht einen anständigen Platz auf dem Friedhof, schon wegen Justus.«

ZWÖLF
    Donnerstag, 12. Mai
    Lissie packte ihre Dreckwäsche in einen Wäschebeutel und schichtete die sauberen kurzärmligen T-Shirts aufeinander, die sie wegen des Wetters nicht hatte tragen können. Dann hievte sie den Koffer unter dem Bett hervor.
    Wieder einmal packe ich, dachte sie. Es kam ihr so vor, als hätte sie in diesem Urlaub nichts anderes getan. Im Nikolausstift auspacken und dann wieder alles in den Koffer. Und das Gleiche dann im Hotel Felderer. Brachte sie etwa Unglück? Wo auch immer Lissie den Koffer ausgepackt hatte – die Gastwirte hatten es samt und sonders nicht überlebt.
    Es klopfte an der Tür. Louisa kam herein und ließ sich schwer in einen Sessel sinken. »Warum gehst du nicht an dein Handy?«
    Lissie zuckte nur mit den Schultern.
    »Dein Commissario hat gerade bei mir angerufen«, sagte Louisa. »Er klang genervt, weil er dich wieder mal nicht erreichen konnte. ›Wieder mal‹ in Großbuchstaben und mit Ausrufungszeichen.«
    Lissie reagierte nicht auf den Vorwurf. Was Erreichbarkeit anbelangte, sollte Pavarotti lieber ganz still sein. Doch sie hielt in ihrer Pendelei zwischen Schrank und Bett inne und schaute Louisa fragend an. »Gibt’s irgendetwas Neues?«
    Louisa zog die Beine an und rieb sich ihren Bauch. »Die Elsbeth Hochleitner ist tot. Bei der hast du doch vorher logiert, oder? Sie ist gestern anscheinend zur Leiter Alm hoch und wollte beim Hochmuther-Bauern übernachten, aber da ist sie nicht angekommen. Da haben sie den ganzen Sonnenberg abgesucht. An der steilsten Stelle vom Felsenweg, da ist sie abgestürzt. Das überlebt keiner. Wahrscheinlich ausgerutscht. Es ist vom Regen noch alles nass da oben.«
    Lissie nickte. Sie beobachtete Louisa, die anscheinend Schmerzen hatte. »Was ist mit dir?«
    Louisa verzog das Gesicht. »Weiß nicht, ich fühl mich komisch. So ein Ziehen. Ich leg mich hin.«
    »Was ist mit dem Kind? Wann bist du so weit?«
    »Zwei Wochen sind’s schon noch«, antwortete Louisa und stemmte sich hoch.
    Aber als Louisa mühsam zum Stehen
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