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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers
Autoren: Andrea Camilleri
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Fazio und gab sich geschlagen. Er stand auf, verabschiedete sich von Adriana und ging, gefolgt vom Commissario, zur Tür. Doch bevor er hinausging, sah er ihm in die Augen.
    »Dottore, denken Sie gut darüber nach, bevor Sie endgültig Ja sagen.«
    »Setz dich doch«, sagte Adriana zu ihm, als sie ihn zurückkommen sah.
    »Ich bin ein bisschen müde«, sagte Montalbano.
    Etwas hatte sich verändert, und die junge Frau verstand.
    In seinem einsamen Bett mit dem schweißnassen Betttuch verbrachte Montalbano eine abscheuliche Nacht und fühlte sich mal wie ein absoluter Scheißkerl, mal wie der heilige Luigi Gonzaga, der heilige Alfonso de' Liguori, na ja, eben wie einer von diesen Heiligen.
    Adrianas erster Anruf erreichte ihn im Kommissariat am folgenden Tag um fünf Uhr nachmittags. »Callara hat mir die Schlüssel ausgehändigt. Er ist völlig begeistert, dass er sofort verkaufen kann. Scheint ein echter Geizkragen zu sein, denn als ich ihm in Aussicht gestellt habe, dass wir alle Kosten für die Amnestie übernehmen, hätte nicht mehr viel gefehlt und er hätte sich bis zum Boden verbeugt.«
    »Hat er Spitaleri erwähnt?«
    »Er hat mir sogar den Vertrag mit Speciale gezeigt. Und er hat mir auch die Handy-Nummer von Spitaleri gegeben.«
    »Hast du ihn angerufen?«
    »Ja. Ich habe mit ihm persönlich gesprochen. Wir haben ein Treffen an der Villetta für morgen um 19 Uhr vereinbart. Und wie verbleiben wir?«
    »Wir sehen uns gegen fünf an der Villetta, dann haben wir ausreichend Zeit, alles gut zu organisieren.«
    Der zweite Anruf erreichte ihn in Marinella, da war es zehn Uhr abends.
    »Die Krankenschwester ist gerade gekommen. Sie bleibt über Nacht. Kann ich dich besuchen kommen?« Was bedeutete das? Dass sie die Nacht mit ihm in Marinellaverbringen wollte?
    Sollte das ein Scherz sein? Noch einmal würde er die Rolle des heiligen Antonius, der vom Dämon versucht wird, jedenfalls nicht durchhalten. »Adriana, weißt du, ich…«
    »Ich bin so schrecklich nervös und brauche Gesellschaft.«
    »Ich verstehe dich nur zu gut, mir geht's ja auch nicht anders.«
    »Ich würde nur zum Schwimmen vorbeikommen, bei Nacht. Komm schon.«
    »Wieso gehst du nicht schlafen? Der Tag morgen wird bestimmt anstrengend.« Ein Kichern von ihr.
    »Keine Sorge, ich bring meinen Badeanzug mit.«
    »Na gut.«
    Warum hatte er eingewilligt? Aus Müdigkeit? Wegen der Hitze, die jede Willenskraft erstickte? Oder einfach, weil er Lust hatte, und zwar große Lust, sie wiederzusehen?
    Die Kleine schwamm wie ein Delphin. Und für Montalbano war es ein neues, verwirrendes Vergnügen, wie dieser junge Körper neben seinem herschwamm und die gleichen Bewegungen machte, als wäre es eine alte Gewohnheit, gemeinsam zu schwimmen. Außerdem hatte Adriana eine derartige Ausdauer, dass sie bestimmt bis nach Malta hätte schwimmen können. Irgendwann konnte Montalbano nicht mehr und ließ sich in der Position des toten Manns auf dem Rücken treiben. Sie kehrte um und blieb ganz dicht neben ihm. »Wo hast du schwimmen gelernt?«
    »Als ich klein war, habe ich viel Unterricht bekommen. Wenn ich im Sommer hier bin, verbringe ich den ganzen Tag am Meer. Und in Palermo gehe ich zweimal die Woche ins Schwimmbad.«
    »Treibst du viel Sport?«
    »Ich geh ins Fitnessstudio. Und ich kann auch schießen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, ich hatte einen… na, sagen wir Verlobten, der war ein richtiger Waffennarr. Er nahm mich immer mit zum Schießplatz.«
    Ein ganz leichter Stich. Nicht von Eifersucht, sondern von Neid auf diesen Ex, diesen Mann im passenden Alter, der seine Gefühle für Adriana einfach so ausleben konnte. »Schwimmen wir zurück?«, fragte Adriana. Sie schwammen zurück, in aller Ruhe. Keiner von beiden wollte, dass dieser Zauber ihrer beiden Körper, die sich in der Dunkelheit der Nacht nicht sehen konnten und sich deshalb eher durch den Atem und durch eine gelegentliche Berührung erspürten, ein Ende nahm. Und zwei bis drei Meter vom Ufer entfernt, da, wo das Wasser bis zur Hüfte reichte, stieß Adriana, die beim Gehen Montalbano an der Hand hielt, gegen einen Eisenkanister, den irgend so ein Hurensohn ins Meer geworfen hatte, und sie stürzte nach vorne. Montalbano hielt sie instinktiv an der Hand fest, aber weil er selbst aus dem Gleichgewicht geriet, fiel er nun auf Adriana. Umschlungen tauchten sie wieder auf, fast wie im Kampf, kurzatmig wie nach einem langen Tauchgang. Adriana rutschte erneut aus, und beide sanken, immer noch umschlungen,
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