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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers
Autoren: Andrea Camilleri
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lassen.
    Kein großer Schaden, der Flug der Thai Air startet auch am Donnerstag um 14.45 Uhr. Bis zu diesem Punkt sind wir uns sicher.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, dass wir dokumentieren können, was ich dir erzählt habe. Jetzt stelle ich eine Vermutung an: Spitaleri, der in Palermo ja nichts weiter zu tun hatte, fährt nach Vigàta zurück. Ich denke, er wird den Weg über Trapani genommen haben, der ihn zuerst über Montereale führt. Da fällt ihm ein, dass er noch mal nachschauen könnte, ob die Arbeiten in Pizzo abgeschlossen sind. Du erinnerst dich, dass Dipasquale entschieden hatte, die versteckte Wohnung erst am nächsten Tag zuzuschütten. Spitaleri konnte also nichts davon wissen. Als er dort ankommt, trifft er niemanden mehr an, weder die Maurer noch Speciale mit seinem Stiefsohn Ralf. Er sieht allerdings, dass die versteckte Wohnung noch nicht zugeschüttet ist und er noch hineinsteigen kann. Da fügt es sich, und das ist die gewagteste Vermutung, die ich anstellen kann, dass er Rina in der Umgebung sieht. Und plötzlich kommt ihm in den Sinn, dass er zu diesem Zeitpunkt gar nicht dort existierte.«
    »Was heißt das, er existierte nicht?«
    »Denk mal nach. In Pizzo kann Spitaleri um diese Zeit gar nicht sein. Für alle Welt ist er doch auf dem Flug nach Bangkok, und in Vigàta ist er ja noch nicht angekommen. Daher weiß keiner, dass er gar nicht abgeflogen ist. Gibt es eine bessere Gelegenheit? Da ruft er von seinem Handy aus im Büro an. Und bestätigt damit sein Alibi. Alles kommt ihm perfekt vor, nur macht er einen großen Fehler.«
    »Nämlich?«
    »Der Fehler ist genau dieser Anruf. Offensichtlich war Spitaleri seit mindestens drei Monaten nicht mehr nach Bangkok geflogen, denn die Flüge der Thai Air waren seit Juli alle Direktflüge und legten keine Zwischenlandung mehr ein.«
    »Und was passierte Ihrer Meinung zufolge danach?«
    »Denk dran, dass ich hier in einem Meer von Hypothesen herumschwimme. Weil er sich nun auf der sicheren Seite wähnt, schleppt er Rina ab, und als er sieht, dass das Mädchen nicht willig ist, zieht er das Messer, das er immer bei sich trägt - er hatte es ja auch gegen Ralf gerichtet, wie Adriana uns erzählt hat -, und zwingt sie, in die unterirdische Etage zu steigen. Alles Weitere kannst du dir vorstellen.«
    »Nein«, sagte Fazio. »Das will ich mir nicht vorstellen.«
    »Und das erklärt auch den Vertrag.«
    »Den mit Speciale?«
    »Genau. Den mit Speciale für die Wiederherstellung der Villetta nach der Amnestie. Es gab da etwas, worüber ich gestolpert bin, nämlich, dass es Speciale untersagt wurde, sich an ein anderes Unternehmen zu wenden. Das bedeutet, dass Spitaleri absolut sicher sein wollte, dass er und kein anderer die untere Wohnung freischaufelte. So würde er die Koffertruhe mit der Toten später selbst entfernen können. Das ist ein Gedanke, der ihm kommt, während er im Ausland ist, und deshalb stürzt er gleich nach seiner Rückkehr zu Speciale, in der Hoffnung, dass der noch in Vigàta ist. Passt das für dich?«
    »Passt.«
    »Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun?«
    »Wie, was sollen Sie tun? Morgen Vormittag fahren Sie zu Dottor Tommaseo, erzählen ihm die ganze Geschichte und…«
    »… und steh dann da wie ein Idiot.«
    »Wieso?«
    »Weil Tommaseo Spitaleri wie ein rohes Ei behandeln wird, immerhin hat der Landvermesser jede Menge Beziehungen. Und nicht nur das: Tommaseo wird es mit Rechtsanwälten zu tun bekommen, die ihn bei lebendigem Leib zerreißen. Wenn man Spitaleri anfasst, bedeutet das, dass man einem ganzen Haufen von Leuten ans Bein pinkelt, Mafiosi, Ehrenwerten Abgeordneten, Bürgermeistern. Um ihn herum gibt's nur Raffer, die auch was vom Kuchen abhaben wollen.«
    »Dottore, Tommaseo mag ja durchaus jemand sein, der einer Frau nachhechelt, doch was seine Integrität angeht …«
    »Aber Tommaseo beziehen sie doch in ihr Spiel ein! Wenn du willst, gebe ich dir einen Ausblick auf Spitaleris Verteidigungsstrategie:
    »Also, mein Mandant ist von Punta Raisi abgeflogen, und zwar mit einer früheren Maschine als der, die den technischen Defekt hatte.«
    »Aber auf den Passagierlisten der früheren Maschinen ist kein Spitaleri verzeichnet!«
    »Aber ein Rossi!«
    »Und wer ist dieser Rossi?«
    »Ein Passagier, der auf seinen Flug verzichtet hatte und es Spitaleri damit möglich machte, früher abzufliegen und die Maschine nach Bangkok noch zu bekommen.«
    »Kann ich Tommaseos Rolle übernehmen?«, fragte Fazio.
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