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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres
Autoren: Andrea Camilleri
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du geschlafen, oder bist du erkältet?«
    »Lezderes.«
    »Ich habe dich im Büro zu erreichen versucht, aber man sagte mir, du seist zu Hause. Erzähl mal, was los war.«
    »Da gib's nich viel zu erzählen. Es war komisch. Ich war nackt, und der hat auf mich geschossen. Und da hab ich einen Schnupfen gekriegt.«
    »Du .   du .   ha .   ha -«
    »Was heißt duduhaha?«
    »Du … du hast dich nackt vor den Questore hingestellt, und der hat auf dich geschossen?«
    Montalbano war irritiert.
    »Libia, wieso solide ich mich nackt vor den Quesdore hinstellen?«
    »Du hast doch gestern Abend gesagt, du würdest heute Vormittag, möge da kommen, was wolle, zum Questore gehen und kündigen!«
    Montalbano schlug sich mit der Hand an die Stirn. Die Kündigung! Die hatte er vollkommen vergessen!
    »Weiß du, Libia, als ich heute Morgen den toten Mann machte, war da ein Toter, der -«
    »Ciao«, fiel Livia ihm wütend ins Wort. »Ich muss ins Büro.
    Ruf mich an, wenn du wieder bei Sinnen bist.«
    Da konnte er nur ein weiteres Aspirin nehmen, sich die Decke über den Kopf ziehen und schwitzen, was das Zeug hielt.
    Bevor er sich ins Land des Schlafes begab, geschah es, dass er, ganz unabsichtlich, seine Begegnung mit der Leiche noch mal Revue passieren ließ.
    An der Stelle, wo er den Arm des Toten anhob, um die Badehose drüberzuziehen und um das Handgelenk zu wickeln, stoppte sein geistiger Film und spulte zurück wie am Schneidetisch. Arm angehoben, Badehose drübergezogen, Badehose festgewickelt . Stop. Arm angehoben, Badehose drübergezogen .   Doch da übermannte ihn der Schlaf.
    Abends um sechs war er wieder auf den Beinen, er hatte geschlafen wie ein Kind, und die Erkältungsattacke war fast vorbei. Allerdings musste er sich gedulden und den Rest des Tages zu Hause bleiben.
    Ein bisschen müde war er noch, aber er wusste, warum: Es war die Summe aus der gemeinen Nacht, dem Schwimmen, der Anstrengung beim Transport der Leiche, dem Schlag auf den Kopf und vor allem dem Wegfall der Spannung, nachdem er den Termin beim Questore abgesagt hatte. Er ging ins Bad, duschte ewig, rasierte sich sorgfältig und kleidete sich, als müsste er ins Büro. Stattdessen rief er entschlossen und ganz ruhig in der Questura Montelusa an.
    »Hallo? Commissario Montalbano hier. Ich möchte bitte mit dem Signor Questore sprechen. Es ist dringend.«
    Er musste nur ein paar Sekunden warten.
    »Montalbano? Hier Lattes. Wie geht's? Wie geht's der Familie?«
    Meine Güte, diese Nervensäge! Dottor Lattes, der Kabinettschef, Lattes e miele - Milch und Honig - genannt, weil er so schleimig war, war ein treuer Leser von L'Avvenire und Famiglia cristiana. Er war fest überzeugt, dass jeder achtbare Mann eine Frau und eine Kinderschar sein Eigen nennen müsse. Und da er Montalbano auf seine Weise achtete, konnte ihn niemand von seinem Glauben abbringen, der Commissario sei verheiratet.
    »Allen gut, der Madonna sei Dank«, sagte Montalbano.
    Er hatte längst gelernt, dass dieses »der Madonna sei Dank« bei Dottor Lattes Tür und Tor öffnete.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ich hätte gern eine Unterredung mit dem Signor Questore.« Eine Unterredung! Montalbano verachtete sich. Aber wenn man mit Bürokraten zu tun hatte, redete man am besten so wie sie.
    »Der Signor Questore ist nicht da. Er hat einen Termin bei (Pause) Seiner Exzellenz dem Minister, in Rom.«
    Die Pause - Montalbano sah es förmlich vor seinem inneren Auge - rührte daher, dass sich Dottor Lattes, als er Seine Exzellenz erwähnen musste, respektvoll erhoben hatte, um den Namen nicht zu missbrauchen.
    »Ah!«, rief Montalbano und sank in sich zusammen. »Wissen Sie denn, wie lange er fortbleiben wird?«
    »Ich glaube, noch zwei oder drei Tage. Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«
    »Vielen Dank, Dottore. Ich warte, bis er zurück ist.«
    ». .. e passeranno i giorni … und die Tage zieh'n vorüber«, brummte er wütend vor sich hin und knallte den Hörer auf die Gabel.
    Er fühlte sich wie ein schlaffer Luftballon. Sobald er sich entschloss, das Handtuch zu werfen und zu kündigen, kam etwas dazwischen. Trotz der Müdigkeit, die durch das Telefongespräch noch zugenommen hatte, verspürte er einen Bärenhunger.
    Es war zehn nach sechs und noch nicht Essenszeit. Aber wer sagt denn, dass man zu einer bestimmten Zeit zu essen hat? Er ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Adelina hatte ihm eine Krankenmahlzeit vorgekocht: Kabeljau blau. Allerdings waren
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