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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta
Autoren: Andrea Camilleri
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seine Jacke –
    alles war voller Blut. Gallo erschrak, als er ihn so sah.
    »Hat er auf dich geschossen? Hat er auf dich geschossen,
    dieser Scheißkerl?« zischte er wütend und wandte sich Tano
    zu, der immer noch mit Engelsgeduld und erhobenen Händen
    darauf wartete, daß die Ordnungshüter Ordnung in das Chaos
    brachten, das sie angerichtet hatten.
    »Nein, er hat nicht auf mich geschossen. Ich bin gegen
    die Wand geknallt«, brachte Galluzzo kläglich hervor. Tano
    sah niemanden an, sondern blickte konzentriert auf seine
    Schuhspitzen.
    Jetzt muß er gleich lachen, dachte Montalbano und befahl
    Galluzzo barsch: »Leg ihm Handschellen an.«
    »Ist er es?« fragte Fazio leise.
    »Natürlich ist er es, erkennst du ihn nicht?« erwiderte
    Montalbano.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Setzt ihn ins Auto, und bringt ihn nach Montelusa in die
    Questura. Unterwegs rufst du den Questore an, erklärst ihm
    alles und läßt dir sagen, was zu tun ist. Schaut, daß ihn
    niemand sieht und ihn erkennt. Vorerst muß die Verhaftung
    absolut geheim bleiben. Los jetzt.«
    »Und Sie?«
    »Ich schau' mir mal das Haus an, ich durchsuche es, man
    kann nie wissen.«
    Fazio und seine Kollegen nahmen den gefesselten Tano
    in die Mitte und gingen Richtung Tür, Germanà trug die
    Kalaschnikow des Gefangenen. Erst da hob Tano den Kopf
    und warf Montalbano einen Blick zu. Der Commissario stellte
    fest, daß seine Augen nicht mehr statuenhaft waren, sie waren
    beseelt, fast belustigt. Als die fünf am Ende des Weges aus
    seinem Blickfeld verschwunden waren, kehrte Montalbano ins
    Haus zurück, um mit der Durchsuchung zu beginnen. Er
    öffnete die Kredenz, nahm die Weinflasche heraus, die noch
    halbvoll war, und ließ sich mit ihr im Schatten eines
    Olivenbaumes nieder, um sie sich in aller Ruhe zu Gemüte zu
    führen. Die Verhaftung des gefährlichen gesuchten Mörders
    war glücklich zu Ende gebracht.

    Mimì Augello schien der Teufel in den Leib gefahren zu sein –
    kaum hatte Montalbano das Büro betreten, stürzte er sich auf
    ihn.
    »Wo, um Himmels willen, warst du? Wo hast du dich
    versteckt? Was ist mit den anderen? Findest du das etwa in
    Ordnung, du Arschloch?«
    Wenn er derart ausrastete, dann war er wirklich in Rage:
    In den drei Jahren, die sie jetzt zusammenarbeiteten, hatte der
    Commissario von seinem Vice noch nie ein derbes Wort
    gehört. Nein, das stimmte nicht ganz: Als so ein Idiot
    Tortorella in den Bauch geschossen hatte, hatte er genauso
    reagiert. »Mimì, was ist denn mit dir los?«
    »Was mit mir los ist? Ich hatte Angst!«
    »Angst? Weswegen denn?«
    »Hier haben mindestens sechs Leute angerufen. Alle
    haben unterschiedliche Details erzählt, aber in der Hauptsache
    waren sie einig: eine Schießerei mit Toten und Verletzten.
    Einer hat sogar von einem Blutbad geredet. Du warst nicht zu
    Haus, Fazio und die anderen waren mit dem Auto weg, ohne
    auch nur einen Ton zu sagen... Ich hab' einfach zwei und zwei
    zusammengezählt. War das etwa verkehrt?«
    »Nein, nein. Aber du brauchst nicht auf mich sauer zu
    sein, höchstens auf das Telefon, das ist schuld dran.«
    »Was hat denn das Telefon damit zu tun?«
    »Es hat allerdings was damit zu tun! Weil es heutzutage
    auch in der letzten Hütte auf dem Land ein Telefon gibt. Und
    was tun die Leute, wenn sie ein Telefon im Haus haben? Sie
    telefonieren. Sie erzählen wahre und eingebildete, mögliche
    und unmögliche Dinge und Träume wie in der Komödie von
    Eduardo de Filippo, wie heißt sie noch mal, ach ja, Le voci di
    dentro, sie regen sich auf und regen sich wieder ab und sagen
    ihren Namen nicht. Sie wählen Nummern, bei denen man zum
    Nulltarif anrufen und die übelsten Sachen von sich geben
    kann, ohne dafür geradestehen zu müssen! Und die
    Mafiaexperten sind begeistert: In Sizilien lichtet sich die
    omertà, das Gesetz des Schweigens, die Komplizenschaft
    nimmt ab, die Angst nimmt ab! Ein Scheiß nimmt ab, bloß die
    Telefonrechnung nimmt zu!«
    »Montalbà, hör auf, mich vollzulabern! Stimmt es, daß es
    Tote und Verletzte gegeben hat?«
    »Nichts stimmt. Es hat keinen Kampf gegeben, wir haben
    nur in die Luft geschossen, Galluzzo hat sich selber die Nase
    blutig geschlagen, und der hat sich ergeben.«
    »Wer, der?«
    »Ein Flüchtiger.«
    »Ja, aber wer?«
    Catarella stürzte atemlos herein und erlöste ihn aus der
    Verlegenheit, antworten zu müssen.
    »Dottori, der Signor Quistore ist am Telefon!«
    »Ich sag's dir nachher«, sagte Montalbano und
    verschwand
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