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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
Autoren: Yasmina Khadra
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administrativ, juristisch, bin ich der Besitzer! Es genügt, DF abzuschütteln, und das Spiel ist gewonnen Und hier haben Sie eine wirklich bemerkenswerte Intelligenz an den Tag gelegt, Monsieur Kaak, um Dahmane Faid nach allen Regeln der Kunst aus dem Weg zu räumen. Ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Ohne sich zu kompromittieren … Da DF bis zum Hals in der Serie der Bombenattentate steckt, warum ihn nicht einfach denunzieren? Sie sind Insider. Sie sind bestens über alles informiert, was ausgeheckt wird. Sie haben sich sofort darangemacht, alles auszuspionieren und aufzuzeichnen, zu filmen und zu fotokopieren, bis zu dem Tag, an dem Sie mehr als genug Beweismaterial zusammenhatten, um DF ans Messer zu liefern. Als nächstes entwerfen Sie ein wirklich geniales Szenario, in dessen Mittelpunkt Sie Ben Ouda stellen, einen abgehalfterten Diplomaten, einen Intellektuellen von größter Naivität, einen Lichtjäger, der sich mit Freuden der Krux des Rampenlichts unterzieht, nur um dem Schattendasein zu entfliehen. Es gibt nichts, was er für einen Bestseller nicht getan hätte, der Ben. Er war die ideale Besetzung für die Rolle des Trottels.«
    Ich merke, daß meine Zigarre endgültig erloschen ist. Ich höre Abderrahmane nicht mehr atmen. Einen Moment lang glaube ich schon, er sei fort. Ich richte mich ein wenig auf, um hinüberzusehen. Kaak ist nicht fort. Da sitzt er, mit dem Glas in der Hand, und starrt aufs Meer wie ein Kind in ein Aquarium.
    Ich sage zu ihm: »Sie sind zu Ben gegangen und haben ihn mit Ihren Dokumenten fasziniert. Dann haben Sie es fertiggebracht, ihn Dahmane Faid gegenüber als potentielle Gefahr Nummer eins darzustellen. Dieser beißt an, das Programm läuft ab, und die Sache eskaliert auf gräßliche Weise.«
    Abderrahmane stellt sein Glas ab und rutscht zur Stuhlkante vor.
    Nach einer Ewigkeit dreht er sich um.
    Er ist um Jahre gealtert!
    Er starrt mich sonderbar an. Ich habe den Eindruck, daß sein Blick durch mich hindurchgeht, um ich weiß nicht wo ich weiß nicht was zu finden, um meiner Geschichte etwas entgegenzusetzen; doch er kommt unverrichteter Dinge zurück und flüchtet sich in die Betrachtung seiner Hände.
    »Sie hätten nicht mit der Kinokasse durchbrennen sollen, Monsieur Kaak. Das war eine ganz schlechte Idee.«
    Er wackelt mit dem Kopf.
    Ich vertraue ihm an: »Von Anfang an habe ich mich gefragt, wem die Ausschaltung von Dahmane Faid wohl am meisten brächte: einem karrieresüchtigen Spitzel? Einem unersättlichen Rivalen? Einem ungeduldigen Erben …? Niemand war besser plaziert als sein wichtigster Strohmann. Das war sonnenklar. Es stach in die Augen.«
    Seine Fäuste ballen sich, tauchen ein in den wogenden Faltenwurf seines Gewandes. Sein Atem wird lauter, schneller, erinnert an das Zischen eines rissigen Dampfkessels.
    »Der vorläufige Gewahrsam hatte den Zweck, den Geheimdienstlern zu erlauben, dieses Haus mit Wanzen zu spicken. Ich habe von Ihren Methoden gelernt. Ihre Telefongespräche sind hier aufgezeichnet« - ich wedle mit einer Kassette unter seiner Nase herum -, »einschließlich des Gesprächs mit dem Bosco und dem Treffen, das Sie mit ihm im Haus Nummer 9 in der Cite du Beau Plaisir vereinbart haben. Sie sind zu ihm hin, angeblich um ihm einen Auftrag zu erteilen. Dann haben Sie ihn mit einem Kopfschuß fertiggemacht und ihm den Schlüssel vom Schließfach in die Tasche gesteckt, damit die Polizei ihn da findet.«
    Ein Zittern geht von seinen Fußsohlen aus, kriecht durch seine Waden, erfaßt seine Oberschenkel und rüttelt an seinen Schultern. Der ganze Mann ist ein einziger fiebriger Schüttelfrost, ein unkontrolliert zuckendes, zischendes Häuflein Fleisch.

»Sie dachten, Sie könnten uns den Blick verstellen mit Ihrem Berg an Beweismaterial. Hätte durchaus klappen können. Hat aber nicht geklappt. Ist die Ratte noch so häßlich, Monsieur Kaak, die Kröte ist darum nicht weniger gräßlich, und wenn Sie den Affen auch in Seide kleiden, so ist’s und bleibt es doch ein Aff.«
    Er steht schwankend auf, kreideweiß von Kopf bis Fuß. Er klammert sich ans Geländer, um nicht zu Boden zu sinken.
    Er holt in den tiefsten Tiefen seines Zwerchfells Luft und quetscht mit bebender Stimme hervor: »Meine Mutter sagte immer, je mehr man sich fürs kleinste Detail umbringt, umso eher bringt einen das kleinste Detail um.«
    »Ihre Mutter war eine Dichterin, Monsieur Kaak.«
    »Ich ziehe mich schnell um, dann gehöre ich Ihnen.«
    »Ich bitte Sie.«
    Sein
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