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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
Autoren: Yasmina Khadra
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der Anblick eines Kalbs mich zum Kotzen bringt. Ich halt euch nicht auf, wenn ihr fertig seid. Irgendwelche Typen haben meine Karre mitgehen lassen. Ich habe Anzeige erstattet. Für mich ist die Geschichte erledigt.«
    »Das passiert dir jetzt schon zum dritten Mal innerhalb von zwei Monaten.«
    »Ich wohne halt in einer widerlichen Ecke. Was hättest du denn gemacht mit einer abgesägten Schrotflinte im Ohr?«
    Ich breite die Fotos der vier Schlächter auf dem Tresen aus.
    »Sind nicht einer oder zwei von deinen Angreifern darunter?«
    Er fährt kurz mit der Hand über die Fotos, schüttelt den Kopf. »Die kenne ich nicht.«
    »Sieh sie dir gut an.«
    »Ich bin nicht kurzsichtig.«
    »Und der da, der dritte von links?«
    »Kenne ich nicht.«
    »Der heißt Gai’d Ali, genannt der Friseur. Ist dein Nachbar.«
    »Schon möglich. War’s das?«
    »Dein Auto haben wir wiedergefunden.« (Er springt nicht gerade an die Decke aus Freude über eine Kiste, die immerhin 80 Millionen wert ist.) »Mit den Fingerabdrücken deines Nachbarn drauf.«
    »Was willst du? Heutzutage ist auf keinen mehr Verlaß.«
    »Dein Auto wurde von den Mördern von Professor Abad Nasser benutzt.«
    Ebensogut hätte ich einem Mullah schöne Augen machen können. Er begnügt sich damit, intensiv ein Glas zu betrachten.
    »Ich habe den Diebstahl angezeigt. Es lag an euch, weitere Maßnahmen zu treffen. War’s das dann?«
    »Für den Augenblick schon.«
    Ewegh beugt sich von neuem über den Tresen.
    »Ich heiße Ewegh Seddig, und ich habe nichts von einem barmherzigen Samariter an mir. Du kannst deinen schlechtrasierten Kumpels einen schönen Gruß bestellen: ich werde ihnen ein Fest ausrichten, bei dem ich ihnen nichts, aber auch gar nichts schenken werde.«
    Der Wirt nickt verächtlich: »Wenn dus sagst, Dino.«
    Ich habe keine Zeit mehr, den Schicksalsschlag zu verhindern. Die Targifaust zuckt blitzartig vor. Den Wirt schleudert es gegen die Wand, und wo eben noch sein Gesicht war, ist jetzt ein Puzzle.
    »Ewegh«, verbessert der Bulle, »nicht Dino. Solltest du dir merken.«
     
    5
     
    Man nehme eine Mumie, wickle sie neu, und schon hat man eine Vorstellung von dem Typen, den ich in Zimmer 33 in der Klinik Sidi Mabrouk vorfinde.
    Ist ganz schön heruntergekommen, Athmane Mamar. Vor nicht allzu langer Zeit hätte das kleinste Wehwehchen die halbe Stadt um ihn herum auf die Beine gebracht. Und heute ist es schon viel, wenn ihm einer überhaupt mal Fieber mißt.
    Wie er da auf seiner stinkigen Pritsche liegt, an einen Vitamintropf gefesselt, neben sich beutegeiergleich eine Krankenschwester, erweckt Athmane Mitleid. Als er mich hereinkommen sieht, zuckt ein zerknirschtes Lächeln über sein Gesicht.
    »Na, wie geht’s, du wundersam Erretteter?«
    Er ruckelt heftig inmitten seiner Verbände und röchelt. Ich bitte ihn, ruhig zu bleiben, und pflanze mich mit einer Pobacke auf die Bettkante.
    »Du siehst aus wie eine Wurst in Klopapier«, eröffne ich ihm.
    »Hilf mir lieber, mich aufzusetzen.«
    Ich richte ihm sein Kissen mit derselben Umsicht, wie sie ein Sprengmeister beim Entschärfen einer Bombe an den Tag legen würde. Er dankt mir mit einem Kopfnicken. Die Krankenschwester hört mit ihrem Getue auf und läßt uns allein.
    Ich lasse meinen Blick durchs Zimmer wandern, auf die Mauern, die in scheußlichem Grau gekalkt sind, den Nachttisch, den die Überreste eines ärmlichen Mahls besudeln.
    »Blumen hat dir wohl keiner mitgebracht.«
    »Noch sind wir nicht auf meiner Beerdigung.«
    »Attentat?«
    »Unfall.«
    »Was ist passiert?«
    »Ein schlecht isoliertes Kabel. Mein Betrieb hat schneller als ein Strohballen Feuer gefangen. Ich hatte noch nicht mal Zeit, mich in Sicherheit zu bringen.«
    »Das hättest du als Attentat verkaufen können. Würde dein Prestige aufmöbeln, und später hättest du Anspruch auf den Märtyrerstatus.«
    »Habe ich mir auch schon überlegt, aber ich hatte Angst, die, die mir früher mal in den Arsch gekrochen sind, dadurch auf dumme Gedanken zu bringen.«
    Athmane und ich kennen uns seit den Siebzigern. Wir waren damals beide militante FLN-Aktivisten, ich aus Vaterlandsliebe, er aus Geldgier. Er war der Liebling von Algiers High Society und häufte Privilegien an wie eine alte Nutte die Pariser.
    Er seufzt. »Du bist nur gekommen, um dich an meinem Unglück zu weiden.«
    »Unrecht Gut gedeiht nicht gut. Alter Spruch, aber so gut wie neu, hab ich dir schon früher gesagt. Doch es gehört nicht zu meinen Hobbys, mich am
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