Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder
Autoren: Simone A. Siegler
Vom Netzwerk:
Sitzecke.
    »Das ist der Aufenthaltsraum für das Wachpersonal. Hier können wir eine Weile bleiben.«
    Marco ließ die Jalousien vor dem Fenster herunter und zog Nina in seine Arme.
    »Nina, Gott sei Dank«, flüsterte er an ihrem Ohr.
    »Was meinst du?« Nina wusste überhaupt nicht mehr, was um sie herum vorging, seit man sie verhaftet hatte. Irgendwie lief das Geschehen wie ein Film ab – realitätsfremd; mit dem Unterschied, dass es Realität war.

    Sven Gerstätt parkte den Wagen im Schatten eines Wohnwagens vor der Raststätte Michendorf. Von dort aus konnten er und Schulz die Tankstelle und die Ausfahrt auf die Autobahn gut überblicken. Außerdem befand sich ein paar Meter entfernt eine Imbissbude. Die Nachschubstation allein war für Sven ein ausreichender Grund, sich dort zu positionieren.
    Im Funkgerät knackste es.
    »Was gibt’s zu sehen?«, schnarrte Reimers Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Zielpersonen haben getankt und gehen jetzt ins Restaurant, keine besonderen Vorkommnisse.«
    Seit mehreren Stunden verfolgten sie die beiden Männer, die Marco am Münchner Flughafen den Koffer abgenommen hatten, nach Norden. Jetzt musste man kein Prophet mehr sein: Berlin war das Ziel der Ganoven. Einer davon hatte sich als Beates Bruder ausgegeben, den sie geschickt hatte, um ihr Gepäck abzuholen. Die Übergabe war unspektakulär verlaufen. Dank einem vor dem Terminal geparkten Toyota verschwanden die Typen so schnell, wie sie gekommen waren, nichts ahnend, dass ein winziger Peilsender im Koffer ihre Position permanent verriet. Zwei Zivilfahrzeuge mit Gerstätt und Reimers am Steuer waren ihnen seitdem im Abstand von wenigen Kilometern auf der Pelle.
    »Sie hauen ab!«, gab Schulz an Reimers weiter, der nahe der Ausfahrt wartete.
    »War wirklich nur ein Tankstopp«, murmelte Gerstätt verdrossen, weil er nicht einmal dazugekommen war, sich eine Dose Bier zu genehmigen. Dass die Dienstvorschrift Alkohol ausdrücklich untersagte, war für ihn kein Grund, nicht gelegentlich ein Bierchen zu zischen. Er schob aus der Parklücke zurück.
    »Seht ihr den grünen Golf?«, meldete sich Reimers plötzlich. »Der fährt genau hinter den Typen raus.«
    »Na und? Das ist eine Raststätte.«
    »Bullshit! Der hat auf die gewartet!« Durch das Funkgerät hörte man Reimers den Motor starten. »Bin schon unterwegs. Ich gebe euch das Kennzeichen durch!«

    »Treffer!« Schulz ließ das Mobiltelefon sinken, wodurch er eben die Daten des Fahrzeughalters erfahren hatte. »Der Laubfrosch ist auf die PR-Agentur Featurechange angemeldet. Und rate mal, wer da sein Händchen drauf hat?«
    »Ok. Auf geht’s.«
    Die Kripo verfolgte Ramon Da Bona´s Golf und die vor ihm fahrenden Kerle mit dem Drogenkoffer über die A 9 in Richtung Potsdam.
    »Ich schätze, sie fahren zum Wannsee runter. Dort haben die Südamerikaner ihre Villen«, gab Kümmler, der im LKA den Einsatz leitete, durch das Funkgerät. »Die Spezialeinheit ist unterwegs, sie kommt euch entgegen.«
    »Wo sollen wir zugreifen?« Gerstätt hörte Papierrascheln. Der Hauptkommissar saß bestimmt über den Stadtplan gebeugt.
    »Im Düppeler Forst, hmmm … nein, die Glienicker Brücke ist besser. Wir blockieren den Brückenkopf auf der Ostseite und leiten den Verkehr großräumig um ... dann habt ihr Bewegungsfreiheit.«

    Kümmler hatte die notwendigen Anordnungen sofort rausgelassen. Auf der stark befahrenen Berliner Straße wurden Gerstätt und Reimers von vier Polizeiwagen mit Blaulicht überholt. Sie näherten sich der Brücke, und auch auf der anderen Seite war das Zucken des blauen Lichts zu sehen. Der Toyota auf der Brücke kam vor der Straßensperre ins Schleudern und schrammte am Geländer entlang. Da Bona gelang es zu bremsen, doch auch er war in die Falle gegangen. Hinter ihm fuhren zwei Streifenwagen auf die Brücke auf und machten den Sack zu.
    »Was tun die denn jetzt?«, rief Schultz erstaunt.
    Der Fahrer des Toyota stürzte aus dem Wagen, riss die Heckklappe auf und schleuderte den Koffer in hohem Bogen in die Glienicker Lake hinunter.
    »Chef, ich glaube, Sie müssen uns einen Taucher schicken«, gluckste Gerstätt ins Funkgerät.
    »Wird nicht nötig sein – im Koffer ist nur Staubzucker, und der wird das Bad kaum überstehen!«
    »Was für Demlacke, nicht zu fassen.« Schultz wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.

    »Ist dir eigentlich klar, mit wem du es da zu tun hattest?«
    Nina war bei Marcos Schilderung der Ereignisse mehr und mehr in sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher