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Collector

Collector

Titel: Collector
Autoren: Markus Heitz
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ernst und sehr sicher drein. »Seit ungefähr zehn Jahren machen Sie diesen Übersetzungsjob. Sie haben sich nicht gescheut, Kapital aus Ihrer ungewollten Gabe zu schlagen, und sich kleinere Sternensysteme mit primitiver Raumfahrt ausgesucht, wo ahumane Rassen und Menschen leben, ohne untereinander kommunizieren zu können.«
    Anatols Versuch, abgebrüht zu wirken, scheiterte. Ihm brach der Schweiß aus. Wenigstens ließen die Schmerzen des Interim-Syndroms nach, das Mittel wirkte.
    Hera sah in die Runde und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn. »Er ist als Vermittler zwischen den Planeten aufgetaucht und hat kräftig davon profitiert. Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass er kleinere Missverständnisse absichtlich aufrechterhielt, damit er weiterhin gebraucht wurde. Zweimal ist seine Masche in der Vergangenheit aufgeflogen, zweimal hat er mit seiner Familie sehr rasch umziehen müssen.« Sie sah ihn wieder direkt an. »Wollen Sie dazu etwas sagen, Mister Lyssander?«
    Das hättest du wohl gerne! »Sie haben gar nichts zu sagen, so sieht es doch aus, Deaconess!« Anatol trat die Flucht nach vorne an. »Wenn Sie mir was anhängen wollen, klagen Sie mich an. Die GUSA wird bestimmt kein Verfahren gegen mich einleiten.« Du kannst mich mal. Er sah Preacheress und Preacher an. »Aus dem Weg, ihr...«
    »Ich erstatte Anzeige. Im Namen meiner Abteilung der Interstellaren Handelskommission«, sagte Darakinta unverzüglich. »Als Würdenträgerin der Greater United States of America werde ich Sie vorläufig unter Arrest stellen lassen.«
    »Ich schlage vor«, hakte Hera ein, »dass wir die Tiranoi vorab entscheiden lassen. Schließlich haben Sie die Ahumanen nicht minder betrogen als die GUSA und das Unternehmen Hardcastle & Co. Da rollen ganz schöne Schadenersatzforderungen auch von deren Seite auf Sie zu.« Sie nickte, und schon blies Rodosta in ihr Instrument.
    Die Scheißgottesanbeterin will mich auch fertigmachen! Und zwar ohne jede Verhandlung.
    »Halt!«, rief Zumi und bändigte seine langen Haare. »Das ist nicht korrekt! Lyssander hat Recht, wenn er sagt, dass wir es nicht überprüfen können, was Preacheress Rodosta mit diesem Gerät...«
    Sein Protest ging im Grölen der Kreaturen unter. Abgang! Schallgeschwindigkeit! Anatol musste seine Gabe nicht einmal einsetzen, um zu verstehen, was sie wollten.
    Er hätte es so ohne weiteres auch nicht gekonnt. Das Neuroleptikum dämpfte die Fertigkeit bereits und verwischte die Empfindungen und Gedankenbilder wie mit einem Weichzeichner. Er stieß die Deaconess nach links, die über einen Tisch stürzte, und trat Emanuell in den Schritt, der stöhnend zusammensank. »Mit wem ist dein Gott, hä?« Rasch bückte er sich und nahm die schwere Pistole an sich, dann rannte er hinaus, vorbei an den rufenden Sekretärinnen.
    Dem Rumpeln nach folgten ihm entweder eine Herde Elefanten oder die drei Tiranoi. Zwei Beine gegen zwölf.
    Vier Minuten.
    Alles wird gut! Alles wird gut! Anatol hetzte auf den durchsichtigen Lift zu, ging dabei rückwärts und richtete die Mündung der Thorn auf die Verfolger, die langsamer wurden. Es kostete ihn immense Anstrengungen, sie immer noch ungefähr zu verstehen. Er las, dass sie ihn büßen lassen wollten. »Ihr vertraut mir nicht mehr?«, sagte er mental zu ihnen. »Ich übersetze und verhandle für euch seit zwei Hakupjahren!«
    »Du riechst nach Verrat«, antwortete Ulngbiu wütend. »Wir haben dir nie richtig vertraut, Wahnsinniger, aber wir wussten keinen Weg, dich zu prüfen.« DerTirani blubberte und brüllte unentwegt. Nach wie vor verstand Anatol die eigentliche Sprache der Wesen nicht. »Heute haben wir endlich den Beweis erhalten. Die Götzenanbeter haben dich überführt.«
    Mit einem Ping und leisen Zischen öffneten sich die Lifttüren hinter ihm, wie Anatol hörte. Er machte einen Schritt rückwärts. »Ich finde es schade, dass ihr unsere Freundschaft damit beendet«, sagte er zum Abschied und hielt die Pistole noch immer auf die Tiranoi gerichtet. Ulngbius Wunsch, ihn umzubringen, war übermäßig deutlich in dessen Gedanken zu lesen, trotz nachlassender Gabe. Diese Gelegenheit wollte Anatol ihm nicht geben.
    Die Türen schlossen sich, und es ging abwärts. Die wütenden Gesichter verschwanden.
    Das war beschissen knapp! Durch die Wände sah er die Lobby unter sich, in der Sicherheitskräfte des Gebäudes aufmarschierten. Noch mehr Ärger! Was kommt denn noch alles? Darakinta hatte ihren Coup gegen ihn extrem gut organisiert.
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