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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
Autoren: David Weber
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doch wir sollten uns eilen. So mich mein Aug' nicht trügt, liegen dorten zwei Leichen auf jenem Deck. Ich wage zu mutmaßen, dass der, den der Tod als Ersten ereilte, ebenso auf der Suche nach Anu war wie wir.«
    »Mich deucht, du hast wahrscheinlich Recht«, brummte er und ging zurück zum Transitschacht. Jiltaniths Schuss hatte die Frau, die keine Panzerung getragen hatte, geradewegs in den Oberkörper getroffen, und die entsetzliche Wunde brachte ihn dazu, den Blick abzuwenden. Ihm blieb sowieso keine Zeit, sie sich genauer anzuschauen, und doch kam sie ihm aus irgendeinem unerfindlichen Grund bekannt vor. Noch einmal schaute er zu ihr hinüber; aber er hatte sie noch nie im Leben gesehen, und so richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Wartungsgang, dessen Zugangsluke halb geöffnet war, und machte einen großen Schritt über den zerfetzten Leichnam. Dieser Tote hatte eine Panzerung getragen, aber gerettet hatte diese ihn nicht.
    »Wer das wohl gewesen sein mag?«, murmelte er vor sich hin, dann öffnete er die Luke ganz.
    Geb trat aus dem Transitschacht und blieb kurz stehen, um wieder zu Atem zu kommen; er sah gerade noch, wie sich Jiltanith unmittelbar hinter Colin in einen Wartungsschacht hineinwand. Meine Rippen muss es ganz schön erwischt haben, dachte er. Seine Implantate unterdrückten den Schmerz, doch das Atmen fiel ihm schwer, und er war inzwischen mit so vielen Schmerzmitteln voll gepumpt, dass ihm schon ganz schwindlig war. Wird wohl keine gute Idee sein, sich jetzt durch so etwas Enges zu quetschen, entschied er. Außerdem musste ja auch irgendjemand hier bleiben, der den Rückzug der beiden deckte.
    Geb ging in die Hocke, versuchte nicht darüber nachzudenken, wie viele seiner Freunde gerade in diesem Moment jenseits dieser Wände aus Panzerstahl ihr Leben verloren, und fragte sich, ebenso wie Colin und Jiltanith vor ihm, wer dieser Mann hier wohl gewesen sein mochte und warum seine Mitmeutererin ihn erschossen hatte. Dann schaute er sich die tote Frau genauer an, und ihm stockte das Blut in den Adern.
    Nein, dachte er. Bitte, großer Schöpfer, mach, dass ich mich täusche!
    Aber er täuschte sich nicht. Dieses Gesicht kannte er gut, hatte es zumindest vor Jahrtausenden gekannt, als es noch das Gesicht einer Frau namens Tanisis gewesen war. Einer wunderschönen, jungen Frau, die mit einem seiner besten Freunde verheiratet gewesen war. Er hatte gedacht, sie sei während der Meuterei ums Leben gekommen, und hatte um sie getrauert ebenso wie ihr Gemahl … der dann eine auf Terra geborene Tochter in ihrem Gedenken ›Isis‹ genannt hatte.
    Und jetzt, so viele Jahre später, verfluchte Geb den Schöpfer selbst dafür, dass es nicht tatsächlich so gewesen war, wie alle das immer geglaubt hatten. Sie hat überlebt, dachte er, und Übelkeit stieg in ihm auf, hatte traumlos die Jahrtausende in Stasis verschlafen, immer noch jung, immer noch wunderschön … nur um dann in schändlicher Weise ermordet zu werden, umgebracht, damit eine von Anus Dämoninnen ihren Leib hatte überstreifen können!
    Langsam erhob Geb sich, durch die Tränen geblendet, und stellte sein Energiegewehr auf Streuschuss, stieß ein Gebet hervor, in dem er dem Schöpfer dafür dankte, dass Jiltanith sich entweder nicht an das Gesicht ihrer Mutter erinnerte oder sich den Leichnam nicht genau genug angeschaut hatte. Und sie sollte auch keine Gelegenheit mehr dazu haben, denn es gab noch einen letzten Gefallen, den Geb seiner alten Freundin Tanisis tun konnte. Er drückte auf den Feuerknopf, ein breiter Gravitonenstrahl zerstörte den Leichnam, und Geb feuerte weiter, bis wirklich nichts mehr von diesen übrig war.
    Vorsichtig schaute Hector MacMahan sich um. Inzwischen waren alle sechs Panzerschweber der Nergal in Kampfhandlungen verstrickt, und nur einem einzigen schweren Panzerschweber der Südstaatler war es gelungen, seinen Transporter zu verlassen und sich ihnen entgegenzustellen. Dessen halb geschmolzene Trümmer bedeckten jetzt etwa zweihundert Quadratmeter des Höhlenbodens, und beißender, erstickender Rauch stieg davon auf, vermengte sich mit dem Nebel, der über der ganzen infernalischen Szenerie lag.
    Entsetzlich viele unseren Imperialen sind gefallen, dachte er verbittert. Ihr Hass auf die Südstaatler und dazu die Notwendigkeit, ihre schwächeren Terrageborenen zu beschützen, hatte sie das Leben gekostet. Er bezweifelte, dass auch nur die Hälfte ihres Kontingents überlebt hatte, selbst wenn man die Besatzungen all
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