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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst
Autoren: Jim Butcher
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können. Aber wenigstens hatte Gaius im Sterben dem Volk von Alera die Gelegenheit verschafft, um sein Leben zu kämpfen. Der Feuerberg, der sich aufgetürmt hatte, als die Vord die Kiefer um das Herz von Alera geschlossen hatten, hatte ihre Horde so gut wie ausgelöscht, und die Legionen, die Gaius Isana unverhofft aus den weitentfernten nördlichen Städten herangeführt hatte, hatten die Überlebenden übel zugerichtet.
    Gegen jeden anderen Feind, dem die Aleraner je gegenübergestanden hatten, hätte das wohl ausgereicht, wie Ehren nun dachte. Es kam ihm ziemlich ungerecht vor, dass solch ein gewaltiger Akt sinnloser Zerstörung nicht mehr als einen mäßigen Rückschlag bewirkt haben sollte, ganz gleich, wer der Feind war.
    Ein ruhiger, vernünftiger Teil seines Verstands – der Teil, der sich um die Mathematik kümmerte, wenn er es mit Zahlenkolonnen zu tun hatte – sagte ihm, dass die Vord Aleras letzter Feind sein würden. Es gab keine Möglichkeit, überhaupt keine, sie mit den Streitkräften zu schlagen, die Alera noch übrig hatte. Sie vermehrten sich einfach zu schnell. In den meisten Kriegen kam es letztendlich auf die Zahl der Kämpfer an. Und die Vord waren in der Überzahl.
    So einfach war das.
    Ehren befahl jenem Teil seines Verstands nun allerdings mit Nachdruck, sich zu den Krähen zu scheren. Es war seine Pflicht, dem Reich zu dienen und es zu schützen, so gut er nur konnte, und er würde diese Pflicht nicht besser erfüllen können, wenn er sich solch entmutigender Schwarzmalerei hingab, ganz gleich, wie zutreffend sie historisch – und im Wortsinn – auch sein mochte.
    Schließlich war selbst das in die Knie gezwungene Alera noch eine Macht, die man nicht unterschätzen durfte. Die größte Versammlung von Legionen seit tausend Jahren war in der offenen Ebene um die Stadt Riva herum zusammengeströmt, und die Mehrzahl von ihnen bestand aus Veteranen aus den ständig miteinander in Fehde liegenden Städten Antillus und Phrygia. Oh, gewiss, einige der Truppen gehörten zur Miliz, aber die Miliz der Schwesterstädte des Nordens war ohne Übertreibung so furchteinflößend wie die aktiven Legionen des Südens, und die Schmieden stellten schneller als in jeder anderen Epoche der aleranischen Geschichte Waffen und Rüstungen für die Legionen her. Wenn sie noch mehr Ausrüstungsgegenstände hätten fertigen können, hätte das Reich sogar genug Freiwillige für noch ein Dutzend Legionen aufbieten können, um die dreißig, die hier schon lagerten, zu verstärken.
    Ehren schüttelte den Kopf. Dreißig Legionen. Knapp über zweihunderttausend in Stahl gehüllte Legionares , von denen jeder zu einer Legion gehörte, einer lebenden, atmenden Kriegsmaschine. Die niederen Ränge der Civitas waren auf die Legionen verteilt worden, so viele, dass jede Legion hier eine kampfbereite Ritterkohorte in doppelter Sollstärke hatte. Und darüber hinaus setzte eine ganze verdammte Legion Aeris schon monatelang dem Feind zu; in deren Reihen dienten nur fähige Ritter Aeris, geführt von den oberen Rängen der Civitas.
    Und hinter dieser Truppe standen noch der Erste Fürst und die Hohen Fürsten des Reichs, von denen jeder Einzelne ein Elementarwirker von beinahe unbeschreiblicher Machtfülle war. In diesem Lager kam genug Kraft zusammen, um die Erde selbst bis auf die Knochen zu zerfetzen, den Himmel in Flammen aufgehen zu lassen, das hungrige Meer aus dem Norden herabzurufen, die Winde zu einer tödlichen Sichel zu formen, die jeden niedermähen würde, der vor ihr stand, und das alles geschützt von einem brodelnden Meer aus Stahl und Disziplin.
    Und doch strömten immer mehr Menschen auf der Flucht vor der Verwüstung herbei, die sich vom Herzen des Reichs her ausbreitete. Die Stimmen der Zenturionen, die ihre Truppen drillten, hatten einen verzweifelten Unterton. Kuriere, die auf dem Wind ritten, tosten auf donnernden Säulen elementargeführter Luft in den Himmel, so viele, dass der Princeps gezwungen gewesen war, die Einflugschneisen einzuteilen, um Zusammenstöße zwischen den Fliegern zu vermeiden. Schmiede ließen die Feuer in ihren Essen Tag und Nacht brennen, widmeten sich der Herstellung, Vorbereitung und Reparatur und würden das auch weiter tun, bis sie von den Vord überrannt wurden.
    Und Ehren wusste, was hinter alledem stand.
    Angst. Schieres Entsetzen.
    Obwohl die gesammelte Macht von ganz Alera sich meilenweit um Riva erstreckte, war die Angst ein Geruch, der der Luft anhaftete, ein
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